Milwaukee

Zwei Minuten von neun hielt ich an der angegebenen Kreuzung. Da stand er, mein Footballer, mit dem ich im nächsten Tage verbringen sollte oder musste. Sein avisiertes Köfferchen entpuppte sich dann aber doch als ausgewachsene Koffer, jedenfalls hatte ich leichte Mühe, ihn ohne mein Gesicht zu verziehen, in den Kofferraum zu hieven. Die Fahrt zur Firma verlief relativ ruhig, anscheinend war der blonde Recke kein morgendliches Plappermaul, was ihn noch sympathischer machte.
In der Firma angekommen gab ich Peter, der heute Bereitschaft hatte, meine Wagenschlüssel. Er sollte unsere Sachen in den Firmenkombi umpacken und meinen Wagen dann parken, die Gebühren konnte man ja sparen. Das Firmengelände ist halt sicherer als die Straße, an der er in der gestrigen Nacht stand, und vor allem erheblich kostengünstiger.

Ich machte mich auf den Weg in das väterliche Büro, Elli winkte mich sofort zu ihm durch. Mein Erzeuger war anwesend, jedenfalls sah ich ihn körperlich hinter seinem Schreibtisch. Ob er es geistig auch war, konnte ihn nicht sagen, er wirkte irgendwie fahrig und zerstreut, anscheinend ging ihm die ungewollte Trennung von Greg doch näher, als er zugeben wollte oder konnte.
Eigentlich hätte ich von ihm, dem alten Hasen in dem Metier, letzte Instruktionen für mich erwartet, aber er gab nur billige Allgemeinplätze von sich. Seine Ratschläge brachten mir überhaupt nichts, das ich Augen und Ohren offen halten sollte, war mir von vorneherein bewusst. „Junior, achte bitte auf das Rahmenprogramm, was Angus euch bietet. Er wird versuchen, euch seinen Laden so schmackhaft wie möglich zu machen.“

„Keine Angst, Dad, je mehr nackte Tabledancerinnen er mir zeigt, desto stärker wird er bei mir auf Granit beißen.“ Der Scherz kam nicht ganz an, jedenfalls deutete das sein Gesichtsausdruck an.

Er blickte mich an. „Wir werden jeden Abend telefonieren, ich erwarte einen exakten Lagebericht. Ihr seid für 3 Uhr CST avisiert, zwei Stunden vom Flughafen ins Hotel und dann weiter zu ihm müssten ja reichen.“

Ich nickte ihm zu. „Sehe ich auch so. Nehmen wir einen Limosinenservice oder …“

Er blickte mich an, als ob ich gefragt hätte, ob ich mir auf Firmenkosten einen Stricher genehmigen dürfte. „Der Shuttleservice zum Hotel ist schon bestellt, ihr müsst zum Schalter von Airport Connection. Dann müsst ihr entscheiden, was günstiger ist: Leihwagen oder Taxi. Du machst ja einige Besuche in seinen Reisebüros …“

„Alles klar!“ Zwar umarmten wir uns noch zum Abschied, aber irgendwie wirkte er, als ob er in weiter Ferne wäre.

Ian holte ich in seinem Büro ab, er wollte noch einige Unterlagen zusammen suchen jetzt, die er dringend für eine Buchprüfung benötigen würde. Sein Arbeitsplatz jedoch war verwaist, als ich den Raum betrat, der mit neun Quadratmetern etwas größer war als eine mittelgroße Besenkammer. Sein Aktenkoffer lag, aufgeklappt, auf dem Schreibtisch, ich konnte einen kurzen Blick hinein werfen, einige Papiere lagen, wild verstreut, auf dem Boden, so, als wollten sie etwas verdecken. Ich bin zwar nicht neugierig, aber ein Hardcover lugte unter dem Stapel hervor.
Es war niemand zu sehen, also hob ich kurzerhand die Papiere an und geriet ins Staunen: Terry Handersons ‚The Gay Man's Kama Sutra‘ lag zu unterst in seinem Koffer. Also schienen die Gerüchte, über die Elli mir berichtet hatte, doch zu stimmen. Das konnte ja ein heiterer Firmenausflug werden!
Der Einfachheit halber werde ich, soweit als möglich, die folgenden Konversationen auf Deutsch wiedergeben, denn, wie sagte ein alter Englischlehrer von mir einmal? Jede englische Vokabel hat ihre Köfferchen dabei und gewandet sich nach dem Kontext, in welchem sie gebraucht wird.

Er war erstaunt, als er mich in seinem Büro stehen sah. „Du bist schon hier?“ Er stellte ein Glas Wasser ab, das er vor sich hergetragen hatte.

Ich nickte. „Ja, wir sollten uns beeilen, der Flieger geht zwar erst um 11:30, aber wir müssen noch einchecken und die Maschine wird wohl voll werden.“ Die Embraer E179, mit der wir ab La Guardia fliegen sollten, verfügt nur über knapp 80 Plätze und der Billigflieger Frontier Airline ist nicht gerade für Kundenfreundlichkeit bei Zuspätkommern bekannt.

„Alles klar! Ich schmeiß noch den Laptop rein, dann können wir los!“ Er drehte sich um. „Ach, Gordon, kannst du mir bitte aus meinem Mantel die Tablettendose geben? Rechte Außentasche.“

„Pillen? Du bist doch nicht etwa krank?“ Ein wenig belastbarer Buchhalter würde mir wenig nützen.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab nur … etwas Flugangst. Ist ein Mittel gegen Reiseübelkeit, aber auf pflanzlicher Basis.“ Ein schüchternes Grinsen lag auf seinen Lippen. „Also kein Grund zur Sorge!“

„Dann bin ich ja beruhigt!“ Ich lachte ihn an. „Als Florence Nightingale mache ich mich nicht so gut! Weiß steht mir einfach nicht!“

„Dir würde fast alles stehen!“ War das ein Flirtversuch?

Es war dann schon erstaunt, dass wir ein Fluggefährt der Republic Airlines bestiegen, ich habe bei den letzten Wahlen die Demokraten gewählt, aber bei den Billigairlines ist man vor Überraschungen ja nicht gefeit. Den Vergleich mit der Ölsardine in der Büchse bringe ich jetzt nicht, wir hatten das Glück, direkt am Ausgang respektive Eingang zu sitzen. Erfreut schaute der Zweimetermann mich an, wären wir nur eine Minute später am Flughafen angekommen, die 140 Minuten Flugzeit wären sicher für ihn zur Tortur geworden.
Aber, ein Negativum hatte der Sitzplatz dann doch, die Gepäckablage war nur auf Umwegen zu erreichen, obwohl ich nicht glaubte, dass er seine Reiselektüre hervorholen würde. Die üblichen Sicherheitshinweise bekamen wir auch nicht ganz mit, aber dafür sah der Hintern des Stewards echt nett aus. Ich sah ihn ja eher im Profil, Ian hatte den besseren Blick von uns Zweien. Er leckte sich mehrmals über die Lippen, was auch der trockenen Luft in der Kabine hätte liegen können.
Sein Gesichtsausdruck änderte sich erst, als der Richtungsstadtbahn rollten, er wirkte angespannter, umkrampfte die Lehnen seines Sitzes. Zur Beruhigung legte ich meine Hand auf die Seine, er zuckte erst zusammen, blickte mich dann aber doch dankbar an. „Wenn wir in der Luft sind, wird es mir besser gehen.“

„Ist ja kein Problem, ich hatte so was mal beim Zahnarzt.“ Ich grinste ihn an. „Ein Weisheitszahn musste raus und als auch die zweite Spritze nicht anschlug, hielt mir die Zahnarzthelferin einfach die Hand und streichelte mir über den Arm. Ob du’s glaubst oder nicht, es hat geholfen und der Zahnarzt konnte loslegen. Streicheln geht hier aber schlecht.“

„Stimmt leider.“ Hatte ich mich verhört? Hatte er leider gesagt? „Aber du musst mir dringend die Adresse dieses Zahnarztes geben, falls ich auch mal …“

Mittlerweile waren wir in der Luft. „Sag jetzt bloß, du hast auch noch Angst vor dem Zahnarzt. Ich wusste gar nicht, das Footballspieler so …“

„… mimosenhaft sind?“ Er grinste mich frech an.

Ich nickte. „Tststs, Kerle mit einem Kreuz wie ein Raubritter und dann so was?“

„Na ja, … es ist schon etwas anderes, wenn du in der Line stehst, deine Kameraden um dich herum, die dir notfalls den Arsch retten, wenn es hart auf hart kommt, …“ Er wirkte etwas kleinlaut. „… oder du liegst einsam auf dem Stuhl und bist dem Tyrannen vollkommen schutzlos ausgeliefert.“

Ich schmunzelte. „Einmal wird Adrenalin durch den Körper gepumpt, …“

„… das andere Mal sind es Angsthormone.“ Er blickte mich an. „Aber, apropos Angst, ich glaube, wir können das Händchenhalten vorerst einstellen. Der Attendant schaut schon so komisch.“

„Oups!“ Ich legte meine Hände in den Schoss, das Crewmitglied lächelte uns tatsächlich an. „Aber wie kommst du als Footballer zur Buchhaltung?“

Er lachte mich an. „Na ja, das Spiel ist wie eine Gleichung, wenn auch mit vielen Unbekannten, und Mathe war immer mein Lieblingsfach. Als sich das mit dem Football erledigt hatte, bin ich dann ganz auf die Welt der Zahlen umgeschwenkt.“

Während der nächsten Stunde erfuhr ich, dass er schon seit Kindesbeinen an Football gespielt hat und als eines der größten Nachwuchstalente in den 90ern gehandelt wurde, Colleges aus dem ganzen Land standen mit Stipendien Schlange, und als auch die Pittsburgh Steelers Interesse an ihm bekundeten, war er ein gemachter Mann.
Allerdings hielt die Glücksserie der Rückennummer 69 nicht lange an, in seiner zweiten Spielzeit auf der Pitt, der Uni von Pittsburgh, erlitt er bei einem Abwehrversuch in einem Testspiel einen etwas komplizierteren Trümmerbruch der Kniescheibe, einige Sehnen sagten ihrem Haltepunkt bei dem Aufprall des gegnerischen Schuhs auch gleich Ade. Mit einer künstlichen Kniescheibe konnte er eine Profikarriere vergessen, das Risiko war den Vereinen, die eigentlich riesige Wirtschaftsunternehmen sind, dann wohl doch zu groß und Talente gab es wie Sand am mehr.

„Tja, und dann kam vor einem halben Jahr das Angebot deines Vaters, meine erste Stelle, von der Übungsfirma an der Uni mal abgesehen. Debbie und ich sind dann nach New York gezogen, aber ihr Vater …“ Er stockte, „… bei ihrem Vater wurde Krebs diagnostiziert und sie ist wieder zurück zu ihren Eltern nach Walkers Mill. Sie mag die Großstadt nicht und selbst Pittsburgh war ihr zu groß.“

Ich kratzte mich am Kinn. „Ach, deshalb hat sie dich verlassen?“

Er war erstaunt. „Wie? Wer sagt das denn?“

„Die Latrinengerüchte in der Firma. Deine Frau hätte dich verlassen und du würdest jetzt nur noch mit den Fahrern abhängen.“ Ich war gespannt, ob er sich outen würde, bei seiner Reiselektüre lag das ja nahe.

„Wir waren nie verheiratet. Sie war immer nur …“ Er atmete schwer.

„Was?“ Nun wurde ich doch neugierig.

„Kannst du dir das nicht denken? Ich … ich, Mensch, ist das schwer!“ Sein Atem ging stoßweise. „Ich bin schwul … und wenn du es genau wissen willst, Debbie und ich, wir … wir kennen uns seit dem Kindergarten, wir waren immer die besten Freunde. Als das mit dem Football ernsthafter wurde, da …“ Er war den Tränen nahe. „… ich hab sie überall als Alibifreundin vorgestellt. Alle waren zufrieden und glücklich, meine Eltern, ihre Familie, der Trainer, das Team, … einfach alle!“

Ich legte meine Hand wieder auf die Seine. „Schwule im Football …“

Er starrte ins Leere. „… ein Ding der Unmöglichkeit. Egal ob NFL, NBA, NHL oder die Major League! Alle sind doch irgendwie … krank! Du darfst einfach nicht so sein, wie du bist! Ein Schwuler als Idol der Jugend? Vergiss es!“

Ich blickte ihn tief an. „Aber, warum dann noch nach deinem Unfall? Warum habt ihr die Scharade dann noch weitergespielt?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht! Vielleicht, weil alle Welt es so erwartet hat! Die treu sorgende Frau, die ihrem Liebsten in der Not beisteht. Wie heißt es so schön? In guten wie in schlechten Tagen!“ Er lachte auf. „Erst hat es ja auch so ausgesehen, dass ich nach dem Abschluss als Scout hätte anfangen können. Aber das hat sich dann ja auch zerschlagen. Als der neue Eigentümer kam, war ich plötzlich eine Altlast, die man durchaus entsorgen konnte.“

Ich schwieg, eine Antwort fiel mir auch nicht ein. „Hört sich nicht gut an.“

„Du sagst es! Es war nicht gut, ich war am Boden zerstört … Was sollte ich machen? Ich hatte mich selbst mit der Lüge um Debbie in eine Sackgasse manövriert. Alle glaubten ja, wir wären das ideale Paar, aber …“ Er schaute mich an. „… es war nur ein Zusammenleben, wie in einer dieser Wohngemeinschaften an der Uni, nicht mehr. Die wirklichen Hintergründe kannte ja keiner, durfte ja auch keiner!“

„Und jetzt? Wie soll es weitergehen?“

„Gute Frage! Ich kann es dir echt nicht sagen. Die offizielle Version ist die mit ihrem Vater, aber irgendwann muss ich auch meiner Familie reinen Wein einschenken.“ Eine Träne kullerte über seine Wange.

Ich reichte ihm ein Taschentuch. „Hier! Ein verheulter Buchhalter geht gar nicht!“

„Danke!“ Er drückte meine Hand. „Auch fürs Zuhören!“

„Kein Thema, dafür sind Freunde ja da!“

„Freunde? Bist du denn einer? Du bist der Sohn meines Bosses!“ Ratlosigkeit lag in seiner Stimme.

Ich grinste ihn an. „Was nicht ist, kann ja noch werden! Außerdem kannst du es auch schwule Verbundenheit nennen, wenn dir der Ausdruck besser gefällt. Du wirst ja wohl auch was über mich erfahren haben, wenn du mit den Fahrern …“

Er lachte wieder. „Stimmt, man hört ja so einiges von dir!“

„Was denn?“ Ich sollte mein Organ um einige Oktaven senken.

„Na, die Geschichte von der letzten Reiseleiterfortbildung, als du …“ Der blonde Recke grinste.

Ich verdrehte die Augen, die Geschichte war wirklich etwas peinlich. „Ich war wohl der Unschuldigste an der ganzen Angelegenheit, ich wollte ja eigentlich nur helfen.“

„Wie das denn? Indem du eine Hete fickst?“ Er war neugierig.

„Wenn Robert eine Hete ist, bin ich der Kaiser von China! So wie der abging, war ich nicht der erste Taucher in seinen Kanal.“ Analverkehr ist doch nicht nur den Schwulen vorbehalten. „Außerdem … ist der selber Schuld.“

„Wie das denn?“

Ich legte die Stirn in Falten. „Also, hier die Geschichte aus meiner Sicht der Dinge. „Robert Joy wollte auf dem Seminar was von Anne Downhouse. Da er aber mit Wayne Ravell auf einem Zimmer lag und seine Angebetete mit Ellen Fagert, hatten die beiden Liebenden kein Ort, um ihre Intimitäten auch austauschen zu können. Rob fragt mich nun, ich hatte ja ein Einzelzimmer, ob ich es ihm für eine Stunde leinen könnte, er wollte wohl … du weißt schon was.“

Er nickte. „Also warst du nur der gute Samaritaner?“

Ich nickte. „Ja, ich stimmte zu, alles war in Butter. Aber ich wollte auch noch etwas Spaß haben. Ich hab mich dann über anderthalb Stunden später mit Michael Furgesson zum Sex verabredet, er wollte vorgehen, sich spülen, ich sollte zehn Minuten später nachkommen. Man sollte es ja nicht gleich …“

„… was mitbekommen.“ Er lächelte mich an.

„Genau, du sagst es. Ich nach einer Viertelstunde ab in mein Zimmer, sehe eine nackte Gestalt auf meinem Bett, die sich räkelt. Ich zieh mich aus, fange an seinen Arsch zu lecken und … ich ficke ihn, er geht richtig mit. Was meinst du, wie ich geguckt habe, als Michael dann das Licht angemacht hat?“ Ich war immer noch geschockt. „Dann rennt der dumme Ire auf den Flur, stößt mit Anne zusammen und macht so den Skandal erst komplett.“

Er konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Da wäre ich gerne dabei gewesen!“

„Wer konnte denn ahnen, dass Michael sich in seinem Zimmer fertigmacht und Rob nach dem Akt einfach einschläft?“ Ich blickte ihn Mitleid suchend an. „Ich konnte es nicht, außerdem … ich hatte immerhin auch schon was getrunken, und, wenn er mehr als einmal schreit: ‚Fick mich härter!‘? Was machst du da? Nachsehen oder zustoßen?“

„Zustoßen!“ Ah, er war aktiv bei der Sache, gut zu wissen. „Aber er erzählt die Geschichte etwas anders. Nach dem Akt wollte sie mit nem Dildo wiederkommen, als er geleckt wurde, wurde er geil und von daher ließ er die Penetration mit einem Dildo zu.“

„Glaubst du das?“ Ich starrte ihn an.

„Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr.“ Er griente mich an. „Jeder Mann merkt es doch, ob er von einem Mann oder einer Frau da hinten geleckt wird, oder hat diese Anne einen Damenbart? Und außerdem … spätestens dann, wenn die Eier des anderen gegen deine eigenen schlagen, dann weißt du genau, dass du kein Spielzeug im Arsch hast.“ War er auch passiv unterwegs?

Ich nickte zustimmend, als das Zeichen zum Anschnallen aufleuchtete. „Yepp. Hast du deine Uhr schon umgestellt? Wir landen gleich!“

Er schüttelte mit dem Kopf und hantierte dann an seinem linken Handgelenk mit seiner Swatch. „So fertig!“ Er legte seine Linke wieder auf die Armlehne.

Ich tat es ihm nach und, wie beim Start, ruhten unsere Hände aufeinander. Ich blickte in dankbare Augen.

Dank unseres Sitzplatzes waren wir die ersten Passagiere, die das Flugzeug verließen. Auf dem Weg zur Kofferausgabe tippte Ian mich auf die Schulter. „Ich geh mal eben für Königstiger. Kannst du meinen Aktenkoffer kurz …“

Ich schüttelte den Kopf. „Leider nicht, ich muss auch mal.“ Ich gebe es ja zu, der Druck auf der Blase war nicht so stark, dass man ihn unbedingt nachgeben musste, ich war einfach nur… neugierig! Zufrieden?

Wir stellten uns nebeneinander an die durch eine halbe Emaillewand abgetrennten Pinkelbecken. Ich nestelte noch an meiner Hose, während ich es von der anderen Seite schon plätschern hörte. Ich warf einen kurzen Blick hinüber, sein Teil war etwas fleischige als meiner, von der Größe her wären jegliche Aussagen reine Mutmaßungen und Spekulationen. Endlich tröpfelte es auch bei mir. „Ah, tut das gut!“

Mit dem Gepäck in der Hand machten wir uns auf die Suche nach dem Schalter des Shuttle-Service, den Dad für uns gebucht hatte. Die Dame winkte einen der Fahrer heran, der uns das Gepäck abnahm, es auf einen Trolli stellte und uns zum Wagen führte. Zwischen dem Flughafen und unserem Hotel, dem Intercontinental, lagen knappe 14 Kilometer, der Chauffeur brauchte nur 20 Minuten.

Als wir auf den Freeway abgebogen sind, schaute Ian mich an. „Kennst du dich eigentlich mit der schwulen Gesetzgebung hier Wisconsin aus?“

Was sollte diese Frage? „Nein, soviel ich weiß, sind die Sodomie-Gesetze hier 1983 abgeschafft worden. Wieso fragst du?“

Er grinste. „So, wie du mir gerade beim Pinkeln auf den Schwanz gestarrt hast, das könnte man ja schon als Erregung öffentlichen Ärgernisses oder Aufforderung zu schwulem Sex in der Öffentlichkeit interpretieren. In einigen Bundesstaaten immer noch strafbar!“

Ich zuckte mit den Schultern. „Viel gesehen hab ich aber nicht!“

„Würdest aber wohl gerne!“ Er nuschelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.

Ich war erstaunt. „Was meinst du?“

Er grinste. „Ich wusste gar nicht, dass du auf Wasserspiele stehst.“

„Steh ich ja auch gar nicht, jedenfalls …“ Ich erzählte ihm die Geschichte mit Daniel und das es mich doch etwas angemacht hatte, einen anderen dabei zu beobachten, wie der sein kleines Geschäft verrichtete.

„Ist doch überhaupt nicht schlimm, es gibt viele Spielarten in der Hinsicht, die du noch nicht kennst und die aufregend sein können.“ Er sprach wie ein weiser Mann, dabei ist er nur ein Jahr älter als ich. „Schau mal, wir sind schon am Hotel.“

Die Lobby war wirklich großzügig und feudal eingerichtet, typisch Intercontinental halt. Die Dame an der Rezeption war höflich, nett und zuvorkommend, auch üblich für diese Kette. Nur als ich nach unseren Zimmern fragte, stutzte sie etwas, es wäre nur ein Doppelzimmer geordert worden. Das für die Verwaltung die gleichen Schlafrichtlinien gelten wie für das fahrende Personal war mir neu, aber ich war ja auch erst den zweiten Tag in der Administration. Das konnte ja heiter werden!

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Als der Page uns das Zimmer im vierten Stock zeigte, fiel mir doch ein Stein vom Herzen. Es war zwar ein Doppelzimmer, aber mit getrennten Betten. Ich reichte dem Spätpubertierenden Kofferträger einen fünf Dollarschein und wünschte ihm noch einen guten Tag. Er schaute zwar erst verdattert, aber ein Fünfer war mehr als genug, denn außer unsere zwei Kurzreisekoffer an der Rezeption auf einem Gepäckwagen zu stellen und diesen dann zum Fahrstuhl zu befördern, hatte er nicht viel für uns getan. Okay, es waren noch die 25 Meter vom Aufzug bis zu unserem Zimmer zurückzulegen, aber die Kürze der Strecke rechtfertigte keine Verdoppelung des Trinkgeldes.

„Welches Bett willst du nehmen?“ Ian schaute mich fragend an.

Ich zuckte mit den Schultern. „Das neben dir!“

„Haha, du warst auch schon mal witziger! Wand oder Fenster?“ Wieso klang er so gereizt?

„Fenster! Ich liebe es, wenn die Frühsonne mein Anlitz streichelt und der Morgentau sich sanft auf meine Felder legt.“ Ich musste mich anstrengen, nicht zu lachen.

Der Beinahe-Football-Star schüttelte nur den Kopf. „Gordon, Gordon, Gordon! Entweder hast du gestern schlechtes Gras geraucht oder man muss dir mal wieder die Muffe versilbern!“

Woher wusste er, dass die Schleusenwärter meines Kanals seit Tagen streikten? „Männer! Kein Gespür für Lyrik und für Poesie!“

„Es mag ja sein, das ich keinen Sinn für die schönen Künste habe, …“ Er blickte mich an. „… aber ich habe im Moment etwas andere Präferenzen, mein Magen knurrt. Ich sag mal, wir packen jetzt kurz aus, machen uns etwas frisch und bei einem Hamburger erklärst zu mir deinen Schlachtplan.“ Im Flieger wurden ja keine Mahlzeiten serviert, jedenfalls keine der kostenlosen Art.

Eine leichte Leere im Magen verspürte ich auch und gegen das Auspacken hatte ich ebenfalls nichts einzuwenden, aber einen Schlachtplan? Die Instruktionen meines alten Herren brachten mich ja auch nicht weiter, ich würde also improvisieren müssen. Pläne kann man ändern, aber wenn man noch nicht einmal das Konzept für einen Stand-Up-Act hat, was soll man dann machen? Gute Miene zum bösen Spiel? „Dann machen wir das so!“

Ich blickte kurz auf die Uhr, wir hatten, bis wir zu Rhumpsley Travel aufbrechen mussten, noch knapp eine Stunde. Die Sachen waren schnell verstaut und auch der Inhalt der beiden Kulturtaschen brauchte nicht lange, um im Badezimmer an die passenden Stellen verteilt zu werden. Ich schmiss mir gerade seine Ladung Wasser ins Gesicht, als er von hinten ankam, mich an den Hüften packte und mir sein Paket in den Schritt drückte. Im Spiegel sah ich ihn grinsen. „Fertig?“

Ich blickte sein Spiegelbild an. „Wie 1.000 Russen! Wo sollen wir was essen gehen?“

„An der Ecke gegenüber habe ich einen Hamburger-Laden gesehen, …“ Er erhöhte den Druck auf meine heilige Kammer.

„Dann hohl schon mal die Aktentaschen …“ Wozu reist man mit Angestellten?

Die Fleischscheiben, die man uns servierte, waren frisch zubereitet, das schmeckte man. Gleiches galt für die anderen Zutaten unseres Mittagsmahls, es kam nichts aus der Retorte. Irgendwoher musste ja der Preisunterschied kommen. Ian streckte sich gerade drei selbst gemachte Fritten in den Mund und blinzelte mich an. „Und? Wie sollen wir gleich vorgehen?“

Ich atmete schwer durch. „Ganz einfach! Wir spielen Master and Servant!“

„Wie bitte?“ Er verschluckte sich.

„Na, der alte Rhumpsley verhandelt gerne auf Augenhöhe, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf. Während du in der Verwaltung die genauen Zahlen zusammentragen wirst, werde ich Smalltalk machen.“ Ich grinste ihn an.

„Ich habe also die Arbeit und du das Vergnügen?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, mein Lieber, eher umgekehrt. Zahlen lügen nicht, es sei denn, das Ganze ist von Anfang an nur Lug und Trug, aber das wirst du ziemlich leicht durchschauen. Dich kann er also nicht anschmieren, mich schon, jedenfalls wird er es versuchen, mir mehr als Honig um den Bart zu schmieren.“ Ich griff seine Hand. „Er wird mir also den Sand in die Augen streuen wollen, wie toll denn sein Laden ist, wie schwer er sich trennen kann, … das übliche Blablabla! Seine Angestellten, die er mit mir reden lässt, wird er entsprechend geimpft haben. Was ist jetzt einfacher? Die Zahlen zu interpretieren oder die Wahrheit finden?“

Er zog die Augenbrauen hoch ist.„Und? Was sollen wir machen?“

„Die Augen offen halten, denn wir werden einfach die Rollen umdrehen!“ Ich grinste ihn an.

Er hatte Fragezeichen in den Augen. „Wie meinst du das denn jetzt?“

„Du besorgst mir erst einmal eine Personalliste. Ich werde morgen einige Interviews führen, aber die Partner hierfür, die ich suche ich mir selber aus, nach deiner Liste!“ Ich kniff ein Auge zu. „Angus wird auch versuchen, dich etwas abzulenken. Wie Paps mir sagte, hat er nur seinen Assistenten und seinen Buchhalter angekündigt. Buchhalter sind normalerweise eher kleine biedere Männchen mit großen Hornbrillen und Halbglatze, die pedantisch ihre Bleistifte anspitzen und Sex, so sie ihn denn überhaupt haben, mit der Stoppuhr in der Hand praktizieren.“

Er lachte. „Da bin ich eher das totale Gegenteil!“

„Gaynau!“ Seine Grübchen, die jetzt besonders zutage traten, gefielen mir. „Und wer hatte meinen Job bis vorgestern? Mein lieber Bruder, der größte Frauenflachleger vor dem Herrn! Man wird mir sicherlich eine üppige Blondine zur Seite stellen, die mich in allen Lebenslagen unterstützen soll.“

„Was willst du denn mit der?“ Seine Stimme klang übertrieben verächtlich.

„Mir Appetit auf meinem Zimmernachbarn holen!“ Ich grinste ihn an. „Du kannst den Mund ruhig wieder zu machen, ansonsten werden die Milchzähne sauer. Wir werden heute wohl Ruhe vor denen haben, denn mit einem Footballer und einem Frauenversteher werden sie wollen nicht gerechnet haben. Ich bin ja sehr spannend, was wir uns morgen Abend als Rahmenprogramm liefern werden.“

„Nicht nur du! Aber wir sollten jetzt los, wir wollen den alten Mann ja nicht zu lange warten lassen!“ Er lachte über beide Backen. „Du zahlst!“

Ich war erstaunt. „Wieso?“

„Als Schmerzensgeld, … denn dir wird man wohl keine rubenshafte Frau vor die Nase setzen, der du nicht entfliehen kannst.“ Er grinste.

„Okay!“ Ich winkte der Kellnerin, die uns bedient hatte. „Aber Ian, … hol schon mal den Wagen!“

Keine 20 Minuten später spuckte uns das Taxi, das wir vor dem Hotel bestiegen hatten, vor einem Verwaltungsgebäude aus, dessen beste Tage wohl in den Zeiten zwischen Nixon und Carter gelegen haben dürften. Der Parkplatz war einigermaßen gefüllt, in dem alten Kasten musste also doch noch Leben stecken. Die Fassade, die den einen oder anderen Eimer Farbe durchaus hätte vertragen können, vermittelte jedoch dem Betrachter ein anderes Bild.
Wir betraten Punkt drei den zweigeschossigen Bau, die Eingangstür klemmte etwas. In dem nur sehr spärlich beleuchteten Eingangsbereich versuchten wir, uns zurechtzufinden. Eine Information gab es nicht, auch eine Anmeldung suchten wir vergebens, dafür fanden wir eine Stechuhr samt Karten und ein Schwarzes Brett. Sehr einladend! Wir waren allein und verlassen.

Ian deutete auf einen Wegweiser. „Wenn ich das richtig lese, müssen wir ein Stockwerk höher! Auf dieser Etage ist nur das Callcenter, die Verwaltung ist oben.“

„Dann lass uns mal die Treppe suchen, einen Aufzug wird es hier wohl nicht geben.“

Irgendwie sind alle Bürogebäude auf der ganzen Welt gleich gebaut. In der Nähe des Eingangs findet man meistens ein Treppenhaus, unseres lag hinter einer Glastür verborgen. Meinem Begleiter, der mir die Tür aufhielt, drückte ich beim Hindurchschreiten einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Ian stutzte. „Wofür war der denn?“

„Als Vorschuss! Wer weiß, welche Frau dir gleich begegnen wird?“ Ich grinste.

Im Verwaltungstrakt angekommen, stießen wir dann doch noch auf menschliche Wesen. Der Dame am ersten besetzten Schreibtisch drückte ich meine Karte in die Hand und forderte sie auf, uns bei ihrem Chef anzumelden. Sie schaute mich an wie ein neues Auto, griff dann aber dienstbeflissen nach ihrem Telefon und rief wohl ihren Brötchengeber an.
Es dauerte keine Minute, da kam Angus Rhumpsley samt Entourage auf uns zu und begrüßte uns überschwänglich. Man bat uns auf einen Kaffee in sein überdimensioniertes Büro.

Die Atmosphäre war leicht frostig, wenn man das so sagen kann. Es galt, sich vorsichtig abzutasten, den Gegner zu erkunden, ohne dabei die eigene Deckung zu vernachlässigen. Eine schlanke brünette Endzwanzigerin nahm sich des Footballers an und verließ mit ihm das Büro. Ich glaubte nicht, dass sie mit Zahlen jonglieren konnte, mit etwas anderem schon, davon hatte sie augenscheinlich mehr als genug, ich tippte auf Körbchengröße 3D. Als die Tür hinter den beiden ins Schloss gefallen war, schaute mich der 60 jährige Bartträger fragend an. „Und? Wie haben sie sich den Ablauf gedacht?“

Ich musste schlucken, der Ball lag nun in meiner Hälfte. Ich wäre jetzt mehr als froh gewesen, hätte mein alter Herr mir die entsprechenden Instruktionen gegeben. Da dies aber leider nicht der Fall war, musste ich improvisieren, was ich eigentlich nur ungern mache, schließlich gelten die Deutschen als Perfektionisten. „Nun, Ian Macgregor wird die finanzielle Seite von Rhumpsley Travel durchleuchten, während ich mir ihr Personal anschauen werde. Wenn sie nichts dagegen haben, werde ich morgen einige ihrer Reisebüros aufsuchen und mich mit einigen ihrer Angestellten unterhalten.“

Ein leichtes Erstaunen lag in seinem Blick. „Wieso sind ihnen denn die Arbeitskräfte so wichtig? Die gibt es doch wie Sand am Meer!“

Weil sie das Rückgrat eines Unternehmens sind! „Äh, Mister Rhumpsley, wir Lensings sehen unsere Mitarbeiter eher als … äh … Familienmitglieder, im Schnitt arbeiten sie mehr als 20 Jahre für unser Unternehmen.“ In den USA sind schon mehr als eine halbe Dekade eine Ewigkeit. „Das wollen wir gerne beibehalten, auch wenn wir uns vergrößern. Denn … bei der Klientel, die wir mit den Reisebüros erreichen wollen, also die Generation 50+, kommt es gerade auf Fachwissen und Kontinuität an und beides kriegt man nicht durch Hire-and-Fire!“

Er winkte barsch ab. „Herr Lensing, machen wir uns doch nichts vor, Reisebüros der klassischen Art, so wie wir sie kennen, werden künftig nicht mehr gebraucht, dazu gibt es Internet, Telefonberatung … die neuen Medien!“

Er winkte mit der weißen Fahne! „Wenn das ihre Ansicht ist, frage ich mich wirklich, warum sie dann ihre Kette dann noch verkaufen wollen? Es wäre dann einfacher, einen Schlussstrich unter die ganze Angelegenheit zu ziehen.“

„Ich soll Bankrott erklären?“ Er wirkte konsterniert.

„Wenn sie sagen, es bringt nichts mehr, dann wäre das die logischste Alternative!“ Ich hatte ihn so weit, wie ich ihn haben wollte. „Ein Callcenter für den Mittleren Westen können wir auch in New York einrichten, unseren Server für das Internet müssten wir zwar etwas vergrößern, wenn wir für Corn Belt einen eigenen Auftritt haben wollten, … uns kommt es aber eben auf diese Menpower an, denn die macht ein Unternehmen aus, nicht unbedingt nur die Dividende.“

„Das ist aber keine typische amerikanische Firmenphilosophie!“ Der Bärtige schaute mich erbost an.

Ich lächelte ihn milde an. „Es mag zwar sein, dass das eher eine europäische Herangehensweise ist, aber damit ist meine Familie bisher sehr gut gefahren. Aus drei Bussen wurden 300 und aus zwei Reisebüros wurden 200.“ Zwar brauchte mein alter Herr dazu fast 40 Jahre, aber das musste ich meinem Gegenüber ja nicht unbedingt gleich auf die Nase binden. „Wenn ich jetzt einen Blick in ihre Personalakten werfen dürfte, wäre ich ihnen sehr verbunden.“

„Ganz wie sie wollen, Herr Lensing. Meine Assistentin wird sich gleich darum kümmern.“ Er drückte wohl auf den Sprechknopf und rief eine Judith herbei. „Ehe ich es vergesse, ich würde mich freuen, wenn sie und ihr Buchhalter morgen Abend mit mir und einigen Leuten aus meiner Geschäftsführung essen würden.“

Der war sie, die befürchtete Einladung. „Danke, die genauen Einzelheiten können wir ja morgen besprechen, wenn ich meinen Buchhalter abhole.“

Verwirrung lag in seinem Blick. „Wie darf ich das verstehen?“

„Wie schon gesagt, ich habe vor, morgen einige ihrer Reisebüros in der Gegend aufzusuchen und am Donnerstag …“ Ich blickte ihn scharf an. „… will ich dann mit Mitarbeitern aus der Verwaltung sprechen, ehe wir wieder abfliegen.“

Er war verwirrt. „Meinen sie, zweieinhalb Tage reichen aus, um eine Kaufentscheidung zu treffen?“

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Das zwar nicht, aber die Zeit reicht vollkommen aus, um feststellen zu können, ob ihre Firma in unsere Konzeption passt. Wenn das Ergebnis positiv ausfällt, dann treten wir in nähere Verhandlungen ein, solange ist das Ganze hier eher eine … Informationsveranstaltung.“

„Aha! Judith, würden sie Herrn Lensing bitte in die Personalabteilung begleiten.“

Die Angesprochene schaute ebenso verwirrt wie ihr Chef, sagte aber nichts. Im Vergleich mit der Dame, mit der Ian das Büro verlassen hatte, wirkte sie etwas älter, aber ansonsten hatte auch sie brünettes Haar und viel Holz vor der Hütte. Um in dieser Firma Karriere zu machen, waren das wohl zwei der wichtigsten Attribute. „Wenn sie mir dann folgen wollen?“ Sie deutete auf die Tür.

Ich wollte und lächelte sie an. „Danke, nach ihnen!“

Nach anderthalb Stunden hatte ich die Informationen, die ich für meine Besuche benötigen würde, zusammen. Eine große Hilfe war mir die Assistentin dabei zwar nicht gerade, aber der Kaffee, den sie mir zwischenzeitlich brachte, war nicht von schlechten Eltern. Als ich den Koffer zu klappte und auf die Uhr blickte, war es kurz vor sechs. Wo war die Zeit geblieben? Ich suchte meine ständige Begleiterin, die ich im gegenüberliegenden Büro in trautem Gespräch mit Ians Aufseherin vorfand.

Ich ging zu ihnen. Der Footballspieler blickte mich an. „Sollen wir für heute Schluss machen?“ Ich nickte, zwar wurden noch die Formalien für den nächsten Tag geklärt, Ian musste ja an seinem Zahlenwerk weiter basteln, aber um Viertel nach standen wir wieder auf dem Parkplatz und warteten auf das Taxi, das die beiden Damen uns bestellt hatten.
„Gordon, eine aktuelle Personalliste konnte ich dir leider nicht organisieren, Chelsea hat aufgepasst wie ein Schießhund, sie war wie eine Klette!“ Er schüttelte sich.

„Mach dir keine Sorgen. Die notwendigen Infos habe ich selber gesammelt, Judith hat mich zwar nicht unterstützt, aber sie war die meiste Zeit weg.“ Ich grinste ihn an.

Während der Warterei und im Taxi brachten wir uns gegenseitig auf den aktuellen Stand der Dinge. Als ich das mit dem Bankrott erwähnte, musste er lachen. „Wie es aussieht, sind die Rücklagen fast aufgebraucht, große Sprünge kann der alte Rhumpsley nicht machen. Aber was Genaueres kann ich dir erst morgen sagen.“

„Wir haben bis Donnerstagnachmittag Zeit, also keine Schnellschüsse.“ Ich blickte auf den Mann neben mir auf der Rücksitzbank.

Seine Hand suchte die Meine. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“

Ein Räusperer drang aus meiner Kehle. „Tja, ich würde mir gerne was Bequemeres anziehen. In der Nähe vom Hotel soll es eine gute Hausbrauerei geben, tolle Musik, nette Leute und gutes Essen!“

„Die Idee ist nicht schlecht!“ Er drückte sanft meine Finger. „Ich würde aber gerne noch kurz unter die Dusche springen. So viel Zeit haben wir doch noch, oder?“

Ich nickte. „Kein Thema, derweil kann ich ja mit Paps telefonieren.“

Im Hotelzimmer angekommen lockerte ich mir die Krawatte und griff nach dem Telefonhörer. Während ich meinem Vater die ersten Eindrücke mitteilte, ich bin ja ein guter Sohn, legte der blonde Footballspieler einen Strip hin, der jeder Tabledancerin den Atem verschlagen hätte, seine Bewegungen waren leicht wie die einer Feder, obwohl man das bei seiner Statur nicht glauben würde. Dem kleinen Gordon wurde es eng in seiner Stoffhülle und je größer die Raumnot wurde, desto breiter wurde das Grinsen auf Ians Gesicht.
Er stolzierte nackt ins Bad, baute sich im Türrahmen auf und warf mir, verschmitzt lächelnd, seine Boxer zu. Mir verschlug es die Sprache, gut, dass mein Vater das Gespräch eine Sekunde vorher beendet hatte, er war von Mutter zum Abendessen gerufen worden. „Komm mal her. It’s Showtime.“

Wie hypnothesiert folgte ich ihn und sah, wie er vor dem WC stand und mit seinem ansehnlichen Teil spielte. „Äh, was willst du mir zeigen?“

Er lachte mich an. „Was wohl? Was du gerne siehst!“

Erst tröpfelte es nur, dann wurde das schmale Rinnsal zum prasselnden Sturzbach, der auf das Wasser im Becken klatschte. Ich leckte mir mehr als einmal über die Lippen. Wieso machte mich der Anblick scharf wie eine Rasierklinge? Mutierte ich zur gelben Schwester? „Geil!“

Er lenkte seinem Strahl hin und her wie ein Feuerwehrmann seinen Schlauch. Schade war eigentlich nur, dass das Schauspiel nach weniger als eine Minute bereits wieder beendet war. Nachdem er fertig war, hielt er sein Teil weiter in der Hand und drehte sich zu mir um. „Na? Willste ablecken?“

Man hätte auch einen Beduinen fragen können, ob er es gerne in der Wüste regnen sehen wollte. „Ja!“ Ich ging auf ihn zu und in die Knie. Ich musste schlucken, im wahrsten Sinne des Wortes, aber sein Teil war einfach nur gigantisch geil und schmeckte phantastisch.

Mit seinen starken Händen griff er nach meinen Schultern und drückte mich nach hinten. „Jetzt will ich aber auch mal was von dir sehen!“

Was sollte das? Ich hatte gerade ein Orgelkonzert von Bach begonnen und ehe unterbrach mich nach den ersten Takten. „Was willst du denn …“

„Ich will dich nackt sehen! Gleiches Recht für alle!“

„Okay!“ So schnell ich konnte, pellte ich mich aus meinen Klamotten. Krawatte, Hemd, Shirt, Hose, Socken und meine Retro lagen, keine Minute später, wild verstreut auf dem Badezimmerboden.

Er griff nach meinem Beutel und zog mich in Richtung Dusche. Während er in der Tasse in die Knie ging, den Griff lockerte er dabei nicht, zog er mich noch näher zu sich. Als seine Lippen meine Eichel berührten, zitterten meine Knie. „Wenn du willst, kannst du …“

„Was?“ Meine Hände wuselten durch seine Haare.

„Das Gleiche machen, was ich gerade gemacht habe.“ Ich spürte wieder die Wärme seines Mundes.

Ich sollte ihn …? Himmel! Allein der Gedanke daran pumpte noch mehr Blut in mein 8 Inch langes Rohr, ich hatte das Gefühl, gleich explodieren zu müssen. Aber in dem Zustand, in dem ich war, war daran nicht zu denken, es war schlicht unmöglich. „Saug ihn fester!“
Ian spielte mit meinen prallen Bällen, zog sie lang nach unten und massierte sie sanft dabei. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, kneteten meine Backen, spielten an meinem Damm. Plötzlich spürte ich einen Druck auf meiner Rosette, der Streik meiner Schleusenwärter wurde zwangsweise beendet. Etwas Hartes drang in mich ein und ließ mich Hecheln. Entweder musste ich naturfeucht sein oder er musste, in einem unbeobachteten Moment, seinen Finger eingespeichelt haben. „Ja!“
Je weiter er in die Schleuse einfuhr, desto stärker drückte ich mit dem Becken nach vorne an, sagte seinen Mandeln kurz Hallo. Die Sogwirkung seines Mundes wurde immer größer, seine Rechte spielte mit meinen Murmeln, ich war kurz vor dem Platzen. „Ich … ich … komme … gleich!“
Anstatt mir etwas Ruhe zu gönnen, um das Spiel in die Länge zu ziehen, wurde er immer fordernder. Als er dann noch ein zweites Schiff durch die Schleusentore steuerte, konnte ich nicht anders, ich pumpte und pumpte und pumpte. Während die weiße Soße sich ihren Weg durch meine Kanalisation bahnte, um das Licht der Welt erblicken, verharrte der Footballer in seiner Andockposition. Erst als das Pumpwerk längst abgeschaltet worden war, entließ er mein Rohr in die Freiheit und grinste mich von unten regelrecht an. Er gab mir einen Kuss auf die Eichel und leckte den letzten Tropfen aus der Nille.
Ich zog ihn zu mir hoch, auch er war etwas wacklig auf den Knien. Bevor ich ihn küssen konnte, spukte er den Inhalt seiner Mundhöhle in seine linke Hand, erst dann berührten sich unsere Lippen. Unsere Zungen führten einen wilden Tanz auf, ich konnte mich noch schmecken. Während dieser Waschlappen-Tarantella spürte ich, wie seine Linke meinen Hintern suchte und in der Ritze auf- und abfuhr. Den Inhalt seiner Hand drückte er in die Schleusenkammer. „Was hast du vor?“

„Psst, … dreh dich um!“ Seine Stimme klang unheimlich sanft. Während ich auf die Fliesen blickte, spürte ich da, wo gerade eben noch seine Hand gewesen war, etwas Fleischiges. Seine gesamte Flotte ankerte vor dem Eingang der Kanalzone.

Was er vorhatte, konnte ich mir denken. Abgeneigt war ich ja eigentlich auch nicht, endlich mal wieder gefüllt zu werden, wobei ich jedoch hoffte, dass der dicke Schlachtenkreuzer, der da vor meinem Loch dümpelte, nicht mit Volldampf in meinen Kanal einzufahren. Der Druck wurde stärker, noch hielt mein Festungswerk dem Eindringling stand, aber irgendwann brachen die Dämme. Wie ein Eisbrecher rammte er mich auf. „Aua … nein … ja … autsch … langsam! Nicht so … ja … schnell.“

Seine starken Hände umklammerten meine Brust, wanderten auf ihr umher und kamen auf meinen Hüften zur Ruhe. Während er mich auf sich drückte, stieß er von unten erneut nach. Mein ganzer Körper surfte auf eine Riesenwelle der Geilheit. Zum einen zerriss es mich fast, sein Teil war mindestens ein Zentimeter dicker als mein eigener Zauberstab und der hatte ja einen Durchmesser von fünf Zentimetern, zum anderen jubilierte ich, denn er spielte mit seiner Zunge an und mit meinem Ohr. Ich zitterte am ganzen Körper, als er sanft in meinen Gehörgang blies. „Entspann dich!“

Seine sanften Hände traten wieder in Aktion. Während seine Rechte in Richtung des kleinen Gordon, der schon längst wieder an Spannkraft gewonnen hatte, wanderte, spürte ich seine Linke auf meiner Wirbelsäule, wie sie mich langsam nach unten drückte. Erst als ich die seiner Meinung nach richtige Position erreicht hatte, begann er langsam, die Schiffsmotoren wieder anzulassen. Schleichfahrt war angesagt. „Ja, Ian, fick mich!“

Obwohl mich ein Schauer nach dem anderen durchzuckte, fixierten seine Hände mich derartig, dass ich mich kaum bewegen konnte. Je ruhiger die See wurde, desto mehr nahm er Tempo auf. Nach zwei, drei Minuten erreichte er seine Reisegeschwindigkeit. „Du bist … so herrlich … eng!“

Es war einfach herrlich, ich kam mir zwar vor wie in einem Schraubstock, aber der Takt des Ruderers stimulierte mich auf besondere Art und Weise. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Kanone so schnell wieder abschussfähig wäre, aber der Footballer wusste genau, was er tat. „Ian … ja … tiefer … ich will dich in mir … ja … tiefer!“

Der blonde Recke schaltete den Turbo zu, seine Stöße wurden heftiger, ich genoss einfach nur. „Ich … kann nicht mehr lange … ich … dein Arsch ist so geil! Wohin?“

Ich griff durch meine Beine hindurch an seinen Sack, seine Murmeln hüpften regelrecht in ihrem Behälter, lange würde es nicht mehr dauern und er würde überkochen. „Füll mich ab!“

„Ja, ich …“ Die letzten Rammbewegungen waren unkontrolliert, sowohl mit meiner Hand als auch in meinem Kanal konnte ich seine unkoordinierten Kontraktionen spüren, er flutete mich. Ich war happy. „… ah … Gordon … dein Arsch ist so … geil!“

Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten, aber leider ist das ja ein Ding der Unmöglichkeit. Langsam und sacht glitt er aus mir heraus, seine Hände brachten mich wieder in die Waagerechte. Nachdem er mich wieder zu sich gedreht hatte und wir uns Aug in Aug gegenüberstanden, küssten wir uns. Meine Hand lag auf seiner Brust, sein Herz pochte immer noch wie wild. Ich tätschelte das beste Stück des Buchhalters. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich den auf einmal reinkriege.“

Der Footballer lachte mich an. „Besser schnell rein, denn, wenn ich es langsam machen würde, würde es wohl schmerzhafter sein, gerade beim ersten Mal!“

Es würde also noch eine Wiederholung geben! Ich freute mich schon auf einen erneuten Ritt. Ich grinste ihn an. „Du kannst es ja mal mit ein paar Dehnübungen versuchen. Ich hätte nichts dagegen.“

Wir küssten uns erneut. „Werde ich machen, aber ich werde mit der Zunge anfangen!“ Er blickte mich liebevoll an. „Aber wir sollten beide jetzt duschen, wenn wir noch essen wollen. Zwar mag ich den Geruch, aber ich will nicht, dass eine notgeile Kellnerin dich anspringt, so geil, wie du bist.“

Unsere Lippen vereinigten sich erneut und die gemeinsame Dusche tat gut.

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Der Weg vom Intercontinental zum Milwaukee Ale House ist relativ simpel: einfach aus dem Hotel raus, rechts die Straße runter und nach knapp einem Kilometer erreicht man schon die Hausbrauerei, die wir als Nahrungsaufnahmestätte erkoren hatten. Man sollte sich bei der Wahl des Lokals auf den Geschmack der Eingeborenen verlassen, wie meine Mutter immer zu sagen pflegt, denn nur diese wissen, wo es etwas Gutes für wenig Bares auf die Gabel gibt. Für einen Wochentag war meiner Meinung nach viel los, denn Zweidrittel der Tische im Restaurant waren besetzt, also konnte das Essen nicht schlecht sein. Mutters Weisheit dürfte sich wohl wieder mal bewahrheiten.
Wir setzten uns an einen freien Zweiertisch mit Blick auf den Fluss und genossen erst einmal die Atmosphäre und das Ambiente des Raumes. Leichte Jazzmusik aus versteckten Lautsprechern untermalte die Tischgespräche, nicht zu aufdringlich, aber auch nicht so leise, dass sie zum Untergang verdammt war. Den in den Staaten üblichen Service, dass ein Kellner den Gast zum Tisch geleitet, gab es wohl nur am Wochenende.

Zwei Minuten, nachdem wir uns gesetzt hatten, kam auch schon die Bedienung an unseren Tisch, eine hochgewachsene Rothaarige mit süßer Stupsnase, Sommersprossen und auftoupierten Haaren. Auf ihre Frage, ob sie sich schon einmal um die Getränke kümmern könne, nickten wir beide und bestellten, wie könnte es in einer Brauerei auch anders sein, Bier. Sie lächelte milde, anscheinend hatte sie uns sofort als Touristen erkannt.
In den meisten amerikanischen Restaurants gibt es keine große Auswahl an Gerstensäften, aber wir waren in einer Hausbrauerei, da sah die Sache schon etwas anders aus: Sie zählte mindestens zehn verschiedene Biersorten auf, die wir, wie könnte es auch anders sein, alle nicht kannten. Der Buchhalter an meiner Seite entschied sich für ein Flaming Damsel, ein leichtes Pils, während ich ein Weiss orderte, eine Art Hefeweizen.

Wir stießen an und studierten die Karte. Der Durst war erst einmal gestellt, das Hungergefühl übernahm wieder die Herrschaft, jedenfalls in meinem Magen. Ich muss ehrlich gestehen, das Selbstgebraute schmeckte mehr als gut, die Kellnerin musste für schnellen Nachschub sorgen. Ehe wir uns versahen, brachte die Schwester von Peggy Bundy, so hatte ich unsere Bedienung getauft, die dritte Runde zusammen mit dem gemischten Salat, den wir als Vorspeise für unser abendliches Mahl geordert hatten.
Frisch war er zwar, aber nichts Besonderes: Etwas Grünzeug, eine Möhre und eine halbe Tomate vermischt mit ein paar Löffeln Mais, serviert mit einem Joghurtdressing und ein paar Käutercroûtons. Dafür waren Ians Hühnchen Enchiladas mit Reis sehr schmackhaft, er ließ mich probieren, und meine mit Bier misshandelten Shrimps (das Gericht heißt wirklich so: Beer Battered Shrimps) waren ein einzigartiges Geschmackserlebnis.

Als Dessert, wie könnte es auch anders sein, bestellten wir noch eine Runde des nach deutscher Brautradition gebrauten Gebräus. In den USA gibt es kein Reinheitsgebot nach deutschem Muster, auch wenn viele Brauereien damit werben, sie würden ihr Bier nur nach deutscher Bauart herstellen. Seit wann aber Reis ein Bestandteil des Brauprozesses ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Als die Kellnerin kam, um uns abzukassieren, wunderte ich mich etwas, denn Ian drängte sich auf, die Rechnung zu übernehmen. Ich ließ ihn gewähren und grinste ihn in die Augen. „Danke für das Essen. Was machen wir jetzt?“

„Also, wenn man dem Internet trauen kann, ist die Szene hier nicht sehr groß und ich habe, ehrlich gesagt, keine große Lust, jetzt noch durch die halbe Stadt zu fahren, um in einer verräucherten Bar einen überteuerten Drink zu nehmen und mich als Frischfleisch begutachten zu lasen.“ Er blickte mich fragend an. „Wie wär’s mit einem Absacker an der Bar und dann ab ins Bett? Wir haben einen schweren Tag vor uns!“

Ich überlegte kurz. „Einverstanden! Aber bevor wir uns jetzt an den Tresen setzen, müsste ich erst mal die ersten beiden Biere wegbringen.“

„Gute Idee! Ich wollte gerade das Gleiche sagen!“ Er lachte mich an und erhob sich.

In den Wasserspielen angekommen stellten wir uns, wie selbstverständlich, nebeneinander. Als ich ausgepackt hatte und froh war, dass es bei mir lief, blickte ich nach rechts auf dem Footballspieler, der freihändig sein Geschäft verrichtete. Normalerweise bin ich eher der einsame Pinkler, aber was war in den letzten Tagen schon normal? Unsere Blicke trafen sich, sein Gesicht kam näher. Wollte er mich hier, in aller Öffentlichkeit, küssen? „Darf ich?“

Ich war etwas erstaunt, denn ich wusste in dem Moment nicht genau, was er meinte. „Immer!“

Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er seine Linke in Richtung meines Wasserhahns bewegte. Er umfasste mein bestes Stück, seine Hand bildete eine natürliche Kaskade für meinen Strahl. Wie soll ich mich ausdrücken? Ich wurde bei seinem Griff um mein bestes Teil wieder rattig! Ich gebe es offen und ehrlich zu, ich hatte einem kurzen Blick auf sein Teil und dessen Abscheidung geworfen; aber diese intime Spielerei? Hier und jetzt? Quasi in aller Öffentlichkeit? Das alles regte mich noch mehr an, als ich es zugeben wollte. Klein Gordon wuchs.

Er hauchte nur, als er sich die Finger ableckte. „Geil!“

„Ian, wir sollten etwas vorsichtiger sein!“ Ich stotterte. „Wenn gleich jemand reinkommt, …“ Da war sie wieder, meine natürliche Unsicherheit. Auf der einen Seite machte mich seine Berührung echt an, auch die Möglichkeit, dass wir überrascht werden könnten, störte den Wachstumstrieb meines Anhängsels nicht im Geringsten. Aber ich wollte in der Gefahr, die durchaus einen gewissen Reiz verströmte, nicht untergehen. Es war das berühmte Spiel mit dem Feuer: Es kann einem Wärme und Licht geben, aber auch Tod und Zerstörung bringen.

„Keine Angst! Ich geh schon nicht auf die Knie, obwohl …“ Er lachte mich an. „… ich es gerne machen würde!“ Irgendwie gelang es mir dann doch, ohne den Straftatbestand der Erregung öffentlichen Ärgernisses vollends erfüllt zu haben, die Notdurftbefriedigungsanstalt zu verlassen. Ich war mehr als aufgekratzt.
Aus dem Geplanten einem Gerstensaft wurden doch deren Zwei, es schmeckte einfach zu gut. Gegen elf brachen wir dann aber doch auf, etwas Schlaf brauchten wir, der morgige Tag würde schließlich anstrengend genug werden.

Wir gingen allerdings nicht die Straße zurück, sondern flanierten am Ufer des Milwaukee River entlang. Unter einer der vielen Brücken, die wir passieren mussten, packte er mich, zog mich an sich heran und drückte mir leidenschaftlich seine Lippen auf meinem Mund. Dass sein Atem nach einer Mischung aus Bier und Knoblauch roch, störte mich in dem Moment überhaupt nicht. Seine starken Arme umschlossen mich einfach und ich war nur hin und weg. Seine Zunge begehrte Einlass in meine Mundhöhle, den ich ihr gerne gewährte. Die wenigen Fußgänger, die um diese Zeit noch unterwegs waren, ließen uns in Ruhe, sie gingen schweigend an uns vorbei.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit blickte er mir tief in die Augen und lächelte mich an. „Danke für den schönen Abend.“

Was sollte ich sagen? Anstelle von Worten ließ ich Taten sprechen und küsste ihn erneut. „War mir ein Vergnügen!“

Wie ein frisch verliebtes Paar gingen wir händchenhaltend in Richtung Hotel zurück. Wir sprachen nicht viel, denn manchmal sagt ein Schweigen mehr als 1.000 Worte. Auch als wir im Zimmer wieder ankamen, wechselten wir nicht viel Worte. Seine Hände berührten meinen Körper, meine wuselten durch seine Haare, spielten mit seinen harten Nippeln, dafür kitzelte er mich durch. Aus dem Radio dudelte Country-Musik, die ich aber nicht richtig wahrnahm, denn Dolly Parton oder John Denver gehören nicht gerade zu meinem Lieblingsinterpreten.
Nur in dem Moment, als die Hosen fielen, ließen unsere Hände voneinander ab. Im Adamskostüm standen wir uns gegenüber und machten da weiter, wo wir eine halbe Minute vorher aufgehört hatten, beim gegenseitigen Abtasten und Erkunden des Anderen. Als denn „A Woman in Love”, der letzte Nummer eins Hit von Ronnie Lee Milsap, ertönte, konnte ich nicht anders. Ich küsste und schubste ihn leicht von mir. „Wir sollten ins Bett gehen.“

Der Buchhalter lachte mich an. „Du nimmst mir wieder einmal die Worte aus dem Mund!“

Während Ian sich im Bad bettfertig machte, stellte ich den Wecker auf sieben, wir sollten unsern Tag gestärkt angehen und dazu gehört für mich ein vernünftiges Frühstück, ich bin halt der Sohn meiner Mutter. Okay, in den letzten Tagen hatte ich ihren Rat nicht allzu häufig befolgt, aber daran waren ja nur die Umstände und die Leere meines Kühlschranks Schuld.
Die Wachablösung im Bad verlief ohne große Formalien, ein schneller Kuss und schon stand ich am Waschbecken und traktierte mit der mittelharten Zahnbürste meine Kauleiste. Zurück im Zimmer sah ich ihn schon im Bett liegen, allerdings nicht in dem, welches er sich am Mittag ausgesucht hatte, sondern er streckte mir aus der Schlafstatt am Fenster seine starken Arme entgegen. Ich musste grinsen, kuschelte mich aber dennoch gerne an ihn an. Aber außer Streicheleinheiten, die ich aus tiefstem Herzen genoss, taten wir nichts Verbotenes; Kuscheln kann auch etwas Erregendes haben und ich knuddel gerne, auch wenn man mir das nicht glaubt.
Während er wohl schon die Grenze zum Reich der Träume überschritten hatte, seine regelmäßigen Atemzüge ließen darauf schließen, lag ich noch wach und dachte nach. Irgendwie war die Situation neu für mich. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, es war nicht das erste Mal, dass ich zusammen mit einem Mann das Bett teilte, das kam schon des Öfteren vor. Gut, es war zwar das erste Mal mit Ian, aber das war es nicht, was meine Gedanken so kreisen ließ. Es war eher die Tatsache, dass wir vorher keine sexuellen Höchstleistungen vollbracht hatten, wir waren nicht wie läufige Hunde übereinander hergefallen, wir hatten uns lediglich geküsst und gestreichelt, waren sanft und zärtlich miteinander umgegangen. Sollte das mit dem ehemaligen Footballer etwas Besonderes werden? Ehe ich eine Antwort finden konnte, schlief auch ich ein.

Wach wurde ich nicht durch den Wecker, sondern durch eine gewisse Feuchte an einer bestimmten Stelle. Sollte ich ausgelaufen sein? Es war eindeutig Nässe, die ich da zwischen meinen beiden Beinen spürte. Ich blinzelte, versucht etwas zu erkennen, aber außer Ians Kopf war nichts zu sehen, der Wecker zeigte 6:45 Uhr. „Was? Was machst du da?“

„Psst, leg dich einfach zurück und genieße.“ Er leckte weiter an meinem Stamm.

Ich rekelte mich, fühlte mich mehr als wohl, denn durch ein morgendliches Blaskonzert bin ich bisher noch nie geweckt worden. „Ja, mach weiter!“

„Aber gerne doch!“ Der Buchhalter grinste mich an und speichelte mein Anhängsel noch mehr ein. Als er dann auch noch anfing, mit meinen Bällen zu spielen, wurde mir ganz anders. Er leckte über meine blanke Haut und spielte mit seiner Zunge an meinen Murmeln, die plötzlich in seiner Höhle gefangen waren.
Ich mag es halt lieber ganz glatt, auch am Sack. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass der Wunsch nach fehlender Schambehaarung des Partners auf pädophile Gelüste des anderen Beziehungsparts schließen lassen könnte, aber das war für mich ein großer wissenschaftlicher Humbug. Wem der Pelz da unten steht, der soll ihn tragen, vielleicht will er ja auch was damit kaschieren, aber ich finde es halt besser, wenn man sich nach dem Blasen nicht erst die Haare aus den Zähnen fusseln muss: Kartoffeln schält man ja auch meistens, bevor man sie isst.

Ich hätte explodieren können, als ich seine Zähne an der empfindlichen Stelle deutlich spüren konnte. „Ja … das ist so … geil!“

Er entließ meine Bälle wieder in die Freiheit und widmete sich genussvoll meinem Zepter. Ich wollte ihm entgegenkommen, die Wärme seines Mundes noch stärker spüren als nur an meiner Kuppe, aber seine Hände drückten mich nur tiefer in die Matratze. „Du schmeckst gut!“

Seinen genauen Plan kannte ich zwar nicht, ich konnte im Moment eh nicht klar denken. Ich ließ mich treiben und ihn gewähren. „Ja, saug fester! Das ist … das … geil!“

„Dann warte mal, was sonst noch kommen wird, mein Lieber!“ Was hatte er genau vor? Seine Lippen küssten noch einmal meine Eichel und langsam, wie in Zeitlupe, robbte er sich nach oben. Sanft spielte er mit meinen Brustwarzen, die eine wurde geknetet, die andere mit der Zunge umspielt. Es war einfach nur göttlich, ich schloss die Augen und genoss die Zärtlichkeiten, die er mir angedeihen ließ.

Plötzlich spürte ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Willig öffnete ich meine Lippen, aber an einem Zungenspiel schien er kein Interesse zu haben. Stattdessen spürte ich seinen Waschlappen, wie er versuchte, in meine Nase einzudringen. Ein unbeschreibliches Gefühl durchzuckte meinen ganzen Körper. Die Geilheitswelle, die mich schüttelte, glich einem Tsunami und ich konnte nur noch stöhnen. „Ah! Geil!“

Als sein Schwert an meinen Beutel drückte, spreizte ich automatisch die Beine und hob mein Becken an. Ich wollte ihn in mir haben, ihn spüren, er sollte sich mit mir vereinigen, wir es gestern bereits getan hatte. Aber auch hier hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Spürte ich seine muskulösen Oberschenkel gerade noch auf der Innenseite meiner Gliedmaßen, waren sie plötzlich auf der Außenseite zu fühlen. Er nahm mich in eine Art Beinschere und ich war fast bewegungsunfähig. Ian hauchte nur: „Lass dich überraschen!“

Mir war es mittlerweile egal, was er vorhatte, meine Gefühle fuhren eh schon Achterbahn. Eine solche Intensität am frühen Morgen hatte ich bisher mit noch keinen Lover erlebt, es war einfach nur galaktisch. Als ich kurz die Augen aufschlug, sah ich in sein lächelndes Gesicht. Sein linker Daumen spielte erst mit meiner Nase, um dann ein Stück weiter nach unten zu gehen. Dass ich dann daran nuckelte wie ein Kleinkind, lasse ich einfach mal unerwähnt.
Seine Rechte packte plötzlich meinen Eierbehälter und walkte ihn kräftig durch, ich konnte nur noch stöhnen, besonders als er ihn nach unten hin wegzog. Als er sich dann auch noch den Stab griff, an dem der Beutel hing, warf ich mich hin und her, versuchte es jedenfalls. Ian lag ja immer noch auf mir und bei seinem Gewicht und seiner Muskelmasse waren Bewegungen meinerseits kein einfaches Unterfangen. Ich fühlte mich aber dennoch pudelwohl und war zu allen Schandtaten bereit.
Plötzlich spürte ich seine Fersen, wie sie sich in meinen Hüften drückten. Was hatte er vor? Seine Kiste kreiste wie eine Langspielplatte um meine Nadel. Er wollte doch nicht? Mittlerweile konnte ich die Haare seines Hinterns an meiner Kuppe spüren, so nah waren wir uns schon. Seine Finger wanderten etwas höher, dirigierten meinen Lustspender in die glatten Auen seines Tales. Wie ein Ackergerät durchpflügte er damit seine ausgetrocknete Furche, auf und ab, immer wieder, um es dann an der natürlichen Vertiefung abzustellen. „Das … das … wird wohl nicht … klappen. Du … du bist zu trocken!“

„Wer sagt das denn jetzt?“ Hämisch grinsend blickte er mich an, griff noch etwas höher und führte meine empfindlichste Stelle an die Öffnung seines Brunnens. Zwar war der Rand staubtrocken wie die Sahara, ich sog beim ersten Eindringen laut die notwendige Luft in meine Lungen, aber nach einem Zentimeter konnte ich mich nur noch wundern. Ich rutschte quasi nur noch durch seinen Schacht, als seien die Wände er kurz vorher frisch geschmiert worden. Als ich seine Backen auf meinem Becken spürte, musste der Buchhalter auch erst einmal kräftig durchatmen, er hatte sich in einem Zug selbst gepfählt.

„Ian! Du … das … das ist geil! Du … du … bist … bist so eng!“ Ich konnte nur noch stammeln, klare Gedankengänge waren nicht mehr möglich.

Der Buchhalter hob seinen Hintern etwas an, mein Kolben glitt ein Stück aus ihm heraus, er lächelte mich an, um mich dann erneut seine Hüftknochen spüren zu lassen. „Ja! Reiß mich auf!“ Er ließ wieder etwas Luft an meine Wurzel, aber nur kurz, denn schon bald war mein bestes Stück wieder in seinem heißen Glutofen gefangen.

„Was? … Was … machst du … mit mir?“ Schon wieder spürte ich seine Haare.

Seine Antwort kam erst nach drei oder vier weiteren Bewegungen, die er mit seinem gesamten Körper über mir ausführte. „Dich reiten!“

Ich blickte in ein lustvoll verzerrtes Gesicht. „Du Sau!“

Langsam wurden seine Bewegungen schneller. „Wohl eher Reiter!“ Die Finger seiner rechten Hand spielten erneut mit meinen Murmeln.

Ich stieß ihm entgegen, er musste etwas schlucken, damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Ich … ich hoffe, dir … dir gefällt der Ritt!“

Seine Linke spielte mit seinem eigenen Sattelknauf. Meine Hände lagerten auf seinen Oberschenkeln und wanderten langsam immer höher. „Gordon! … Ja! … Fick mich!“

Mit meinen Daumen massierte ich seine Leisten, jedwede Berührung seines Zapfens unterband er, denn als ich ihn greifen wollte, um ihm bei der eigenen Stimulation zu helfen, schlug er einfach meine Hand weg. Aber das war mir in dem Moment egal; ich genoss einfach nur die Situation: Während er mich ritt, keulte er sich selber und je schneller die Bewegungen seines Beckens wurden, desto flinker wurde auch der Vorwärtsdrang seiner Rechten, er hatte mittlerweile die Hände gewechselt.
Seine Bewegungen wurden immer schneller, unkontrollierter. Jedoch war seine Körperbeherrschung dabei wirklich phänomenal, bei jeder Aufwärtsbewegung molk er mich regelrecht, beim Zurücksetzen entspannte er seinen Muskel und setzte so fast sanft auf meiner Landefläche auf. Wie lange würde ich es noch aushalten? Schon bemerkte ich die ersten Zuckungen in meinem linken Bein, ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nicht mehr lange brauchen würde. „Wenn … wenn … du so … du so weiter machst, dann …“

Er lachte mich an. „Was?“ Die Reizgeschwindigkeit seines und meines Freudenspenders hatte mittlerweile den roten Drehzahlbereich erreicht.

„Ich … ich … kann … kann … für nichts mehr …“ Ich hechelte nur noch. „… garantieren!“

Als ob ich ihn angestachelt hätte, er erhöhte noch einmal das Tempo. Eine Woge nach der anderen durchflutete mich, es war einfach nur Geilheit pur! Der Hummelflug war im Gegensatz zu dem, was er mit mir und meinen Taktstock aufführte, nur ein langsamer Trauermarsch. „Godon! Ja! Füll … füll mich ab!“ Seine Linke knetete mittlerweile seinen eigenen Beutel.

Sein Wunsch war mir Befehl! Der einzige Unterschied zwischen meinem und seinen Orgasmus war, er feuerte wie wild durch die Gegend, seine Sahne spritzte überall und nirgends hin: aufs Laken, aufs Kissen, auf meine Brust, sogar meine Stirn wurde getroffen. Die sieben Torpedos jedoch, die ich abfeuerte, gingen direkt in seinen Kanal, Kollateralschäden waren somit nicht zu verzeichnen! Ermattet fiel er auf mich, seine Zunge suchte die meinige und unsere verschwitzten Körper lagen verschwitzt und verklebt aufeinander. Er schien glücklich zu sein, eine wohlige Entspanntheit lag auf seinem Gesicht.
„Schatz! So … so kannst du … mich jeden Morgen wecken.“ Ich lachte ihn an. „Einfach nur … geil!“ Hatte ich gerade Schatz gesagt? So ein Kosename war eigentlich nur dem Mann meiner Träume vorbehalten und ob der ehemalige Footballer diese Rolle einnehmen würde, könnte, wollte, sollte oder was auch immer, konnte ich wirklich nicht sagen. Wir kannten uns erst zwei Tage und seine Einstellung zu Partnerschaft und Beziehung war mir gänzlich unbekannt.

„Stimmt! Aber bei deinem Kaliber …“ Er grienste über beide Backen. „… da brauche ich eine Tiefenspülung. Wir sollten jetzt … unter die Dusche!“

Männer! In einem Moment so spitz wie Nachbars Lumpi, in anderen Augenblick so romantisch wie ein Kilo Schmirgelpapier. „Dann lass uns mal!“

Nur mühsam krabbelte er vor mir herunter und, ich muss es zugeben, es war amüsant anzusehen, wie er breitbeinig in Richtung Bad taperte. Seine linke Hand lag schützend zwischen seinen beiden Apfelhälften, er hatte wohl Angst, auszulaufen und die Teppichreinigung übernehmen zu müssen. Das Bild war einfach nur herrlich anzusehen. Als er in der Tür stand, blickte er sich zu mir um. „Kommst du?“

„Gerne!“ Ich schälte mich aus dem Bett und folgte ihm. Als ich den weiß gekachelten Raum betrat, stand er schon längst in der Tasse, seine Handbewegung sah mehr als einladend aus. Ich hatte kaum die Duschtür hinter mir geschlossen, als ich auch schon auf die Knie ging. Auch in nicht mehr voll einsatzbereitem Zustand sah sein Teil mehr als imposant aus. Ich griff an seine immer noch pralle Nektarkammer, umspielte und liebkoste sie herzlich. Meine Zunge glitt über seinen Schlitz, der eindeutig noch Spuren der letzten Entladung schmecken ließ. Wie ein Ertrinkender begann ich, an seinem Strohhalm zu nuckeln.

Seine Hände lagen auf meinen Kopf, er ging wohl ins Hohlkreuz, denn sein Zauberstab wurde plötzlich dem Sog meiner Mundhöhle entzogen. „Gordon! Bitte nicht! Wenn du … so weiter machst, dann … dann …“

Ich blickte ihn mit großen Augen von unten an. „Was?“

„Ich … ich …“ Was wollte er mir sagen?

Ich ging ein Stück zurück, sah sein Teil in voller Pracht und Herrlichkeit, wie einen Diamanten im Licht betrachtete ich seinen reizvollen Lustspender. Ich wollte, nein, ich musste ihn unbedingt wieder spüren. Begehrlich öffnete ich den Mund und ging näher an die Kuppe heran. Die Distanz war auf Handbreite geschrumpft, als es ihn schüttelte und mir sein Geysir die warme Springflut direkt in den Rachen schleuderte. Es schmeckte ziemlich herb, was mir da verabreicht wurde, denn so schnell konnte ich meine Luke nicht schließen.

Während es weiter plätscherte, zog er mich zu sich hoch, überdeckte mein Gesicht mit unzähligen Küssen. „Sorry, ich hätte dich warnen müssen, nach so einem Megaorgasmus kann ich meistens …“

Grinsend vollendete ich seinen Satz: „Pinkeln?“ Das wollte er mir also gesagt haben.

„Gaynau! Böse?“ Seine Hände streichelten meinen Rücken.

Was sollte ich jetzt sagen? So viele Erfahrungen in dem Metier habe ich ja auch wieder nicht! „Nein, … sagen wir es so, du hast mich unvorbereitet getroffen, im wahrsten Sinne des Wortes.“
Es war schließlich das erste Mal in meinem Leben, das mich der Strahl eines anderen getroffen hatte. Gut, nicht das erste Mal, aber diesmal hatte ich auch etwas von dem Saft des anderen geschluckt. In der siebten oder achten Klasse, nach dem Sportunterricht bei Mister Trummer, hatten wir uns in der Dusche mal gegenseitig berieselt, allerdings eher als rivalisierendes Spielchen unter pubertierenden Jünglingen ohne jeden sexuellen Hintergrund.
Wir ließen uns zwar Zeit, seiften uns gegenseitig zärtlich ein, um uns danach noch intensiver wieder abzuspülen, aber zu mehr als diesen Berührungen kam es nicht, schließlich hatten wir noch Termine, die es einzuhalten galt. Während er sich nach der Dusche der überschüssigen Haare im Gesicht entledigte, versuchte ich mithilfe von Zahnpasta den Geschmack in meinem Mund zu neutralisieren.

Aus dem opulenten Frühstück, das ich geplant hatte, wurde dann doch nur ein schneller Snack, die Dame an der Rezeption brauchte einfach Ewigkeiten, um für mich den passenden Mietwagen zu buchen. Was kann so schwer daran sein, den Wagen hier am Hotel zu übergeben? Muss der Prophet immer zum Berg kommen?

Als der Wagen endlich vor dem Hoteleingang vorfuhr und wir ihn übernehmen konnten, war es fast neun. Ian wirkte überrascht, dass ich mir ausgerechnet dieses Modell ausgesucht hatte, aber ich wollte schon seit langem Mal diesen Wagen Probe fahren. Glaubt man der Werbung, war er für die Stadt das ideale Gefährt. Ich tippte die Adresse von Rhumpsley in das Navigationssystem des Smart ein und ließ mich von der Stimme, die Ähnlichkeit mit Shirley Bassey, durch den morgendlichen Verkehr von Milwaukee leiten. Er fuhr nicht schlecht, auch wenn ich mich erst wieder an das Automatikgetriebe gewöhnen musste.

Auf dem Parkplatz tauschten wir noch die Mobilfunknummern aus, wenn ich es rechtzeitig schaffen sollte, wollte ich ihn abholen. Ansonsten hatte ich ja noch keinerlei Informationen, wie der Abend ablaufen sollte, der alte Angus hatte sich ja hierzu noch nicht geäußert. Während sich der Buchhalter auf den Weg in das Bürogebäude machte, gab ich eine Adresse in Brookfield in das Navi ein, der ersten Station meiner eintägigen Rundreise.

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Die Niederlassung von Rhumpsley Travel in Brookfield, einer Kleinstadt mit knapp 40.000 Einwohnern im Einzugsgebiet von Milwaukee, erreichte ich nach knapp 20 Minuten Fahrt. Der Laden machte einen gepflegten Eindruck, auch wenn er, einrichtungstechnisch gesehen, schon längst in die Jahre gekommen war und nur über zwei Beratungsplätze verfügte, dafür schrieb aber, wie mir Ian später berichtete, sehr gute Zahlen.
Die grauhaarige Dame hinter dem Tresen winkte mich heran, als ich den Laden betreten hatte, und bedeutete mir, Platz zu nehmen, was ich dann auch tat. Ihre Erscheinung erinnerte mich an meine alte Literaturlehrerin Mrs. Dobson, nur deren Brille war aus Schildpatt und nicht aus Metall wie die von Sarah Volkerson, so lautete der Name auf dem Schild, was vor ihr stand. Das Telefonat, das sie gerade führte, schien sie nicht zu begeistern, sie machte jedenfalls einen gestressten Eindruck.

Als sie aufgelegt hatte, blickte sie mich an. „What can I do for you?”

Was sie für mich tun könnte? Die Frage war gut, sehr gut sogar, leider hatte ich darauf keine passende Antwort. Aber da ich ja die Flexibilität der Mitarbeiter testen wollte, erzählte ich ihr eine Geschichte, wonach meine deutschstämmigen Großeltern zu Besuch kommen wollten und ich ihnen eine Reise durch meine Heimat schenken wollte. Sie sollten etwas von dem geografischen Hintergrund ihrer Tochter und ihres Enkels kennen lernen; das Beste wäre wohl, eine Rundreise in deutscher Sprache.

Sie überlegte, fasste sich ans Kinn. „With a German tour guide? … Wait a minute. … There is Lensing Travel; they offer those trips you are looking for. Chicago to New York would be suitable.”

„Sounds good!“ Sie kannte sich also aus und ich die Tour zur Genüge, denn ich hatte sie mehr als einmal selbst geleitet. Aber auf weitere Nachfragen nach Preis, Zahlungskonditionen und ähnlichen Imponderabilien zuckte sind nur mit den Schultern. Sie könne mir im Moment nicht weiterhelfen, die Verbindung zum Zentralrechner wäre, wieder einmal, zusammengebrochen. Ich blickte sie erstaunt an. „Do you have no Internet?“

Sie schüttelte den Kopf und entschuldigte sich noch einmal. Wie sie mir erklärte, müsse sie sich noch via Modem mit dem Hauptcomputer von Rhumpsley verbinden, um entsprechende Abfrage zu starten, denn nur die Zentrale in Milwaukee hätte eine Buchungsnummer für Lensing. Der Stand der Technik ließ mehr als zu wünschen übrig.

Ich glaube, jetzt ist eine Erklärungen fällig: Bucht ein Reisebüro für einen Kunden eine Reise, dann tritt es als Vermittler auf und erhält für diese Tätigkeit eine Provision. Aber, um in den Genuss dieser Zuwendung zu kommen, bedarf es einer Buchungsnummer, die das Reisebüro zuerst erwerben muss. Erst danach erhält es ist eine gewisse Anzahl an Katalogen, an Werbematerial, Flyer und so weiter, um damit Geld verdienen zu können. Es ist also einer Art Symbiose, die beide, Reiseveranstalter und Reisevermittler, eingehen, der eine kann ohne den anderen nicht überleben.
Nun ist es aufseiten der Vermittler oftmals so, dass sie nicht nur über eine, sondern über mehrere Vermittlungsstellen verfügen. Dementsprechend verteilen sie die Prospekte auf ihre Filialen, um so ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Buchung läuft dann aber nur über die Filiale, die über die bereits erwähnte Buchungsnummer verfügt. Zwar sehen die Veranstalter dieses Gebaren nicht so gerne, denn sie wollen ja so viele Buchungsnummer wie möglich unter die Leute bringen.

Da sie mir im Moment nicht weiterhelfen konnte, verabschiedete ich mich höflich und machte mich auf zu meinem Smart, um Madison, die nächste Station meiner Reise, anzusteuern. Alle 45 Reisebüros von Rhumpsley Travel, immerhin über drei Bundesstaaten verteilt, konnte ich unmöglich alle an einem Tag aufsuchen. Von daher hatte ich mich für einen Querschnitt von sieben Filialen entschieden, dass musste für den ersten Eindruck reichen.

Für die Fahrt nach Mad City, wie die Hauptstadt von Wisconsin auch genannt wird, brauchte ich knapp anderthalb Stunden, die meiste Zeit davon verbrachte ich auf der Interstate 94. Während die Landschaft so an mir vorbei zog, außer viel Gegend gab es nicht viel zu sehen, dachte ich über den heutigen Morgen nach. Der Footballspieler war eindeutig ein sehr netter Zeitgenosse, ich mochte ihn, vielleicht mehr, als ich zugeben wollte. Im Gegensatz zu Juan oder Michael war der Sex mit ihm nicht auf eine einseitige Rollenverteilung ausgelegt. Er küsste hervorragend und ich fühlte mich in seinen Armen mehr als geborgen.
Seine gelbe Ader störte mich nicht wirklich, solange es bei einer sexuellen Spielart blieb und sich nicht zur Manie, zum Lebensinhalt, entwickeln würde. Dieses Spielfeld, das noch relativ neu für mich war, übte, ich gebe es ja zu, einen gewissen Reiz auf mich aus. Da man seinen Horizont ja immer erweitern soll und Abwechslung bekanntlicherweise erfreut, wie der Lateiner zu sagen pflegt, würde sicherlich das eine oder andere Experiment auf diesem Gebiet sicher noch folgen.
Es hätte eigentlich alles perfekt sein können, aber … irgendwie konnte ich ihn mir in der Rolle des perfekten Liebhabers noch nicht vorstellen. Zum einen lag das wohl am zeitlichen Aspekt, wie lange kannten wir uns? Persönlich gerade mal drei Tage, also bei Weitem keine Ewigkeit. Wenn aus uns ein Paar werden sollte, dann müsse das wachsen. Ich bin zwar Romantiker durch und durch, aber an Liebe auf den ersten Blick glaube ich leider nicht.
Je länger ich nachdachte, desto mehr wirre Gedanken kamen in mir hoch. Ich bin zwar nicht konservativ, aber irgendwie störte mich schon der Gedanke, mit einem Angestellten meines Vaters eine feste Partnerschaft einzugehen. Okay, viele Ehen werden am Arbeitsplatz geschlossen und ich bin ja auch nur ein kleiner Lohnempfänger, aber ich bin der Sohn des Chefs und somit etwas gleicher als gleich, um mit Eric Arthur Blair alias George Orwell zu sprechen.
Diese Konstellation würde auch, wie ich fand, auch noch weitere Nachteile mit sich bringen. Wenn man zusammenlebt und dann auch noch zusammenarbeitet, sieht man sich ja fast 24 Stunden am Tag. Wie lange würde das gut gehen? Ich bin zwar ein Beziehungsmensch, eine offene Partnerschaft käme für mich nie in Betracht, aber mehr als meine sexuelle Freiheit wollte ich für (m)einen Partner nicht aufgeben. Außerdem, wie würde das Betriebsklima werden, wenn es eines Tages, aus welchen Gründen auch immer, auseinander gehen würde?

Im Buchungstempel von Rhumpsley in der Hauptstadt angekommen, musste ich erst einmal schlucken. Er unterschied sich in keinster Weise von seinem kleineren Bruder in Brookfield, den ich ja schon kannte, selbst der graue Bodenbelag schien von der gleichen Rolle genommen worden zu sein. Einzig erkennbarer Unterschied war, die Filiale war dreimal so groß und verfügte über viermal so viele Beratungsplätze, also insgesamt acht. Reges Treiben herrschte zwar nicht, außer mir waren nur noch drei weitere Kunden im Laden, aber dennoch musste ich fast zehn Minuten warten, bis sich jemand um mich kümmerte. Die freien Mitarbeiter beschäftigten sich lieber mit sich selbst, anstatt sich um potentielle Geldbringer zu kümmern.
Die etwas dickliche Dame, die mich dann bediente, und der ich die gleiche Geschichte wie schon Sarah Volkerson erzählte, konnte mir zwar mit dem Preis und weiteren Informationen zur gesuchten Reise weiterhelfen, aber insgesamt wirkte sie mehr als hochnäsig. Vermutlich war ihr der Provisionssatz, Lensing Travel gewährt bei Aufträgen unter 5.000 Dollar nur drei Prozent vom Reisepreis, für den anstehenden Arbeitsaufwand zu gering. Sie wollte mir unbedingt noch drei Verlängerungstage aufschwatzen, um auf fünf Prozent Maklerlohn zu kommen.

Mit einem widersprüchlichen Gefühl in der Magengegend setzte ich meine Reise durch Rhumpsleys Imperium fort. Aber je mehr Filialen ich besuchte, desto mehr verfestigte sich meinen Eindruck, dass der alte Angus die Zeichen der Zeit mehr als verschlafen hatte. Bis auf die kleine Filiale in Edgerton, meiner dritten Station, wirkten alle Büros, die ich aufsuchte, irgendwie alt und schäbig. Man hatte von der Devise, wonach Urlaub mit dem Betreten des Reisebüros beginnt, im Mittleren Westen wohl noch nichts gehört.

In Janesville roch es zwar nach frischer Farbe, aber die Wände wirkten genauso dreckig grau wie in allen anderen Läden. Vermutlich hatte das Lager einen neuen Anstrich bekommen, denn ansonsten hätte man den Innenarchitekten schleunigst entlassen müssen, das Farbkonzept war einfach nur abartig. Dafür war der Tipp mit dem Inder, bei dem ich mein Mittagsmahl einnahm, sein Geld wert, dass Fisch-Curry mit Reis schmeckte fantastisch.

In Rockford, meiner einzigen Station in Illinois, geriet ich in einen handfesten Streit der Angestellten. Es ging wohl um falsche oder fehlende Bonuszahlungen, genau bekam ich das nicht mit, die Damen redeten größtenteils in schrillstem Falsett. Man kann sich ja aufregen, aber bitte nicht vor den Kunden. Interne Dinge sollten auch intern bleiben und nicht nach außen getragen werden.

In Beloit, dem vorletzten Haltepunkt, erlebte ich eine positive Überraschung. Hatten mich bis jetzt immer nur Damen bedient, so saß ich diesmal einem jungen Mann gegenüber. Seine Nickelbrille gefiel mir, sie passte zu seinem Bürstenhaarschnitt. Der mokkabraune Teint seiner Haut machte ihn nur noch interessanter. Bis auf die Tatsache, dass er, wie viele andere Amerikaner seines Alters auch, ein paar Pfund zu viel auf seinen Rippen hatte, sah er ganz nett aus.
Er schien ebenfalls verzaubert zu sein, denn sein rechtes Handgelenk zierte ein Lederarmband in Regenbogenfarben. Ihm konnte oder wollte ich nicht die Geschichte von Oma und Opa erzählen. Da außer uns niemand im Büro war, fragte ich ihn direkt, ob er schwule Kreuzfahrten im Programm hätte, ich wollte meinen Bruder mit einer solchen Urlaubsreise überraschen, der gerade von seinem Liebhaber verlassen worden wäre.
Er bedauerte zutiefst, solche Offerten hätte seine Firma, die er als etwas antiquiert in dieser Hinsicht betitelte, nicht im Angebot. Er nannte mehr aber gleich drei Adressen im Netz, wo ich fündig werden könnte. Peter Channsey, so las man auf dem Namenschild, das war eindeutig verzaubert! Er bot mir einen Kaffee an, den ich gerne annahm. Wir kamen ins Plaudern und er fragte mich ganz unvermittelt, wieso ich denn einen erfundenen Bruder vorschieben würde; Ich wäre doch derjenige, der sich da auf andere Gedanken bringen wollte.
Ich war perplex, das muss ich zugeben, aber anscheinend funktionierte sein schwuler Radar doch besser, als ich dachte. Über eine Trennung würde ich hingekommen, das versicherte er mir mehr als einmal, und ich solle ja nicht den gleichen Fehler machen, den er begangen hätte, um seine letzte Beziehung zu retten. „Which misstake?“

Wie Peter mir erklärte, hätte sein ehemaliger Liebhaber, Samuel Rubinstein mit Namen, vor knapp einem dreiviertel Jahr, als es bei ihnen zu kriseln begann, einen Liebesbeweis von ihm gefordert. Er hätte nun hin und her überlegt und das einzige, was in einfiel, war ein Herz mit seinen – also Sams – Initialen, tätowiert in seinem – also Peters – Schambereich. Welch größeren Liebesbeweis sollte es geben? Jeder sollte sehen, dass dieser Schwanz nur einem gehören würde, nämlich Samuel.
Als er seinen Liebstem aber den Beweis lieferte, war dieser alles andere als angetan, er schimpfte ihn regelrecht aus: Wie er ja es wagen könne, seinen Körper, seinen Tempel, das Geschenk Gottes an ihn, derart zu verunstalten? Dieser Sam musste wohl der Sohn des örtlichen Rabbis sein, denn ansonsten hätte ich mir eine derartige Reaktion á la Leviticus 19,28 nicht erklären können.
Er nahm seine Nickelbrille ab und blickte mich mit fragenden Augen an. Der Angestellte wollte von mir wissen, was er tun sollte? Er wäre ja jetzt bis zu seinem Lebensende gekennzeichnet und mit dem Namen seines Verflossenen gebrandmarkt. Was sollte er mit diesen Stigmata umgehen?

Ich überlegte kurz, blickte ihn an. „Wich size?“

Mein Gegenüber stutzte. „Would you like to have a look?”

Ich nickte. „If you don’t mind?“

Er schüttelte den Kopf, erhob sich, ging in den hinteren Teil des Büros und winkte mich heran. Während ich ihm folgte, hatte er die Tür zum Personal-WC geöffnet. Gemeinsam betraten wir den knapp zwei Quadratmeter großen Raum. Peter verschloss die Tür und nestelte an seiner Hose, zog sie samt Boxer in einem Rutsch herunter. Das Bild, was sich mir präsentierte, war eigentlich nicht weltbewegend: Ein mittellanger Schwanz und ein prall gefüllter Beutel, beides umringt von einem dichten Urwald. Die außergewöhnliche Pigmentierung konnte ich in dem Dickicht erst erblicken, als ich, mittlerweile auf die Knie gegangen, den Busch niederdrückte. In dem fingernagelgroßen Herz prangten die Initialen SR, Samuel Rubinstein.
Diese intime Berührung sorgte, auf Seiten des Berührten, für eine gewisse Reaktion. Man könnte es auch profaner ausdrücken: Peter Channsey bekam einen Streifen! Worauf sollte ich nun meinen Blick richten? Auf die Tätowierung oder auf die Eichel, die begann, Tropfen der Lust abzusondern. Je mehr ich den Urwald niederlegte, desto mehr gewann sein Anhängsel an Spannkraft. Ich umschlang seine empfindlichste Stelle und begann zu saugen. Eigentlich wollte ich es gar nicht, aber ein innerlicher Drang zwang mich geradezu, ihn in den Mund zu nehmen.
Seine Hände fühlte ich an meinem Hinterkopf, aber noch, bevor sie irgendeinen Takt angeben konnten, ich hatte diese 16 Zentimeter gerade vier- oder fünfmal aus- und einfahren lassen, ging er ins Hohlkreuz und pumpte Schub um Schub seiner Sahne in meinen Rachen. Ich konnte gar nichts anderes machen, als brav zu schlucken. Er schmeckte süßlich, nach Ananas oder Kürbis. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, blickte er mich mit glänzenden Augen an. „Sorry!“

Ich schaute nach oben. „Don’t mind!“

Als wir wieder an seinem Beratungstisch saßen, blickte Peter mich mit traurigen Augen an. Er bejahte die Frage, er hätte seit einem halben Jahr, also seit seiner Trennung von Sam, keinen Sex mehr gehabt; es wäre einfach über ihn gekommen und er könne mich nur um Verzeihung bitten. Auf meinen Einwand, er solle sich nicht permanent entschuldigen, es wäre nur natürlich, reagierte er zuerst mit anfänglichem Unverständnis. Ich wäre der Erste, der an ihm angedockt hätte, trotz seines Makels!
Ich blickte ihm tief in die Augen. „What for a defect?“

Als ob ich das Ich nicht wüsste! Ich blickte ihn ungläubig an, er hatte die Weisheit wirklich nur mit Schaumlöffeln gegessen. Er könne sich doch das Herz gesamt ausstechen lassen, somit wären keine Initialen mehr lesbar. Dadurch wäre Samuel zwar nur oberflächlich getilgt, aber der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Ein einzelnes dunkles Herz, die Initialen waren in Schwarz geschrieben sähe zwar nicht so besonders aus, aber ein guter Tätowierer würde sicherlich was daraus machen können, es gäbe ja genügend Vorlagen.

„Thanks!“ Ich blickte in ein dankbares Gesicht. Dass er für eine erneute Nadelsession erst einmal seinen Urwald roden müsste, ließ ich lieber unerwähnt. Er würde hinterher zwar besser aussehen, denn wenn ich eines nicht mag, ist Wildwuchs an bestimmten Stellen des Körpers. Wir tauschen noch Karten aus und er versprach, mir ein Bild vom endgültigen Ergebnis zu schicken.

Aus Muskego, der letzten Station auf meiner Rundreise, gab es eigentlich nicht viel zu berichten. Okay, der Laden hätte eigentlich wegen Überfüllung geschlossen werden müssen, das Büro war erheblich kleiner als ein Kinderzimmer im elterlichen Hause und das hatte genau 22 Quadratmeter. Die beiden Angestellten, ein Mann und eine Frau, waren in Beratungsgesprächen und ich kam mir vor wie das berühmte fünfte Rad am Wagen.
So verließ ich unverrichteter Dinge gegen kurz nach fünf die Geschäftsstelle und zückte mein mobiles Telefon. Ich rief Ian an, wollte von ihm wissen, wo er steckte und ob ich ihn abholen sollte, vor allem aber wollte ich von ihm das Abendprogramm erfahren.

„Schatz, ich bin gerade im Taxi und fahre schon zurück zum Hotel. Es gibt einiges zu berichten. Wir müssen um acht am Pier sein, man hat für uns eine Flussfahrt organisiert.“ Er lachte.

„Alles klar, mein Lieber. Ich müsste auch so in einer halben Stunde wieder am Hotel sein. Du kannst ja schon mal das Badewasser einlassen oder mir einen Masseur bestellen, ich bin echt verspannt.“ Vom vielen Fahren tat mir tatsächlich den Rücken weh.

„Nichts da, das mach ich! Warum Geld verschwenden? Außerdem …“ Er gluckste.

„Was?“ Ich wurde neugierig.

„Wie soll man diese Ausgabe verbuchen?“ Ich musste schmunzeln und legte nach einem gehauchten Kuss auf.

Die Abgabe des Wagens am Hotel bereitete im Gegensatz zu dessen Übernahme keinerlei Probleme, ich hatte die Mietwagenfirma diesbezüglich ja bereits vorher unterrichtet. Ich unterschrieb nur die Abgabequittung und machte mich auf in unser Zimmer im vierten Stock.
Dort angekommen erwartete mich eine Überraschung, Ian empfing mich nackt mit offenen Armen. Er zog mich ins Zimmer und knallte die Tür zu, seine Arme waren überall und nirgends. Ehe ich mich versah, stand auch ich im Adamskostüm. Der Footballer ergriff meine Hand und führte mich ins Bad, dort angekommen hob er mich hoch und ließ mich sanft in das wohltemperierte Badewasser gleiten. Er seifte mich sanft ein, liebkoste meinen Rücken und meine Brust, spielte mit meinen Nippeln und ließ auch Klein-Gordon nicht aus. „Rück mal ein Stück nach vorne!“

Ich tat, wie mir geheißen und war einfach nur glücklich. Dass das Wasser fast überschwappte, als er sich hinter mir in die Wanne gleiten ließ, lasse ich mal unerwähnt. Es war mir in dem Moment mehr als egal. Er massierte meine Schultern, versucht es zumindest. Auch wenn sie nicht medizinischer Art waren, sie taten mir mehr als gut.
Nach einigen Verrenkungen und etlichen Wasserspritzern lag ich in seiner Beinschere, mein Rücken ruhte auf seiner starken Brust. Er drückte mir plötzlich ein Glas Sekt in die Hand. Das Anstoßen war zwar schwierig, aber es gelang uns trotzdem. „Cheers!“

„Und? Wie sind die Büros?“ Seine Linke umspielte meine Brust.

„Größtenteils Bruchbuden, es besteht erheblicher Investitionsbedarf, um sie auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen, vom äußeren Erscheinungsbild ganz zu schweigen.“ Ich erzählte ihm von den Eindrücken, den ich auf meiner Rundreise gewonnen hatte. Das Personal war zwar mehr als bemüht, aber die Umstände, unter denen sie arbeiten müssten, wären vorsintflutlich.
Den Besuch in Beloit erzählte ich nur aus fachspezifischer Sicht, die Episode auf dem Personal-WC ließ ich unerwähnt, irgendwie wollte ich ihn nicht eifersüchtig machen. Es war zwar nichts passiert, aber warum soll man unnötigerweise schlafende Hunde wecken?
Ich versuchte, mich zu ihm umzudrehen. „Und? Wie war dein Tag?“

Seine Lippen berührten die meinigen, wenn auch nur kurz, aber dafür umso intensiver. „Tja, der alte Rhumpsley bestiehlt seine Angestellten!“

Ich wunderte mich. „Wie meinst du das denn?“

Er druckste herum. „Er zahlt zwar für alle Angestellten, die länger als zwei Jahre für ihn arbeiten, eine Krankenversicherung, aber er berechnet fast den Einzeltarif und gibt seine Gruppenermäßigung nicht weiter.“

„Bitte?“ Ich war erstaunt.

Um das verstehen zu können, muss man das amerikanische Gesundheitssystem kennen. Eine Pflichtversicherung wie in Deutschland gibt es nicht, die Gesundheitsfürsorge liegt im Einflussbereich des Einzelnen. Zwar will Obama das ändern, aber das Gesetzeswerk ist noch längst nicht durch alle parlamentarischen Hürden.
Ein Arbeiter kann sich selbst für einen gewissen Betrag im Monat wegen Krankheit versichern, die Summe zahlt er dann aus eigener Tasche, sprich von seinem Lohn. Viele Arbeitgeber bieten aber auch eine andere Möglichkeit an, nämlich das der Angestellte in eine Art betriebliche Krankenkasse einzahlt. Die Beiträge unterscheiden sich erheblich. Nehmen wir mal ein Beispiel: Verdient eine Fachkraft 2.000 $ im Monat, müsste sie, wenn sie sich selbst versichern würde, 200 $ an die Krankenkasse abdrücken. Ist sie aber über den Arbeitgeber versichert, wie es bei Lensing der Fall ist, würden ihr nur 150 $ von Lohn abgezogen, der Gruppentarif macht es möglich. Rhumpsley zieht ihr aber 175 $ vom Lohn ab, den Rest steckt er sich dann in die eigene Tasche.

„Ich kann es zwar noch nicht beweisen, aber der Verdacht liegt mehr als nahe.“ Er wirkte irgendwie resigniert.

„Was sollen wir jetzt machen?“ Ich war mehr als gespannt auf Antwort.

Er atmete tief durch. „Weitere Nachforschungen betreiben und jetzt erst mal raus aus der Wanne, denn wenn wir pünktlich zum Essen sein wollen, müssen wir uns jetzt beeilen.“

Männer! Ich hätte noch stundenlang in seinen Armen liegen bleiben können, aber was macht er? Er zwingt mich. „Na dann, lass uns mal!“

Wir rubbelten uns trocken, damit es schneller geht, jeder für sich. Zehn Minuten später standen wir uns angezogen wieder gegenüber. Nach einem innigen Kuss verließen wir das Hotelzimmer, fuhren herunter in die Lobby und ließen uns vom Portier ein Taxi rufen, das uns zu der Anlegestelle bringen sollte.

Das Schiff, das uns erwartete, war knapp 30 Meter lang. Am Pier nahmen uns zwei junge Damen in Empfang, die für diese Jahreszeit eindeutig zu leicht bekleidet waren. Ian und ich schauten uns nur an, zuckten mit den Schultern, und ließen uns über den Steg auf das Boot führen. Dort angekommen nahm uns der alte Angus in Empfang und drängte uns einen ziemlich malzigen Scotch auf. Er führte uns in den Speisesaal, der fast das gesamte untere Deck einnahm. Ich blickte in die Runde, die Tischdamen der anderen anwesenden Herren, alle, bis auf eine Ausnahme, weit jenseits der fünfzig, hatten gewisse Ähnlichkeiten mit den beiden weiblichen Wesen, die uns auf den Dampfer begleitet hatten. Was sollte das werden? Eine Orgie auf hoher See?
Ich blickte freundlich in die Runde, machte gute Miene zum bösen Spiel, und nahm den Platz, der mir zugewiesen worden war, ein. Meine Tischdame, sie stellte sich als Melissa Greenburgh vor, hatte gewisse Ähnlichkeiten mit Patsy Schroeder, sie hätte fast ihre Schwester sein können. Mein Bruder wäre voll auf sie abgefahren, aber Greg war ja nicht da, ich war ja an seiner Stelle. Aber auch Ians Gespielin, wenn ich sie als solche bezeichnen darf, war nicht ganz ohne. Sie geizte nicht mit ihren Reizen, keineswegs, jeder sabbernde Buchhalter wäre sofort über sie hergefallen.

Das Essen, das uns kredenzt wurde, war nicht von schlechten Eltern. Jeder Gang, für sich genommen, war vorzüglich, aber ein harmonisches Ganzes bildete das Mahl nicht. Es war ein Sammelsurium von Höhepunkten, eine Linie, ein Motto in der Abfolge, war nicht zu erkennen. Wie kann man nach einen Caesars Salad eine Muschelcremesuppe servieren? Die Bandnudeln, die mit Lachs serviert wurden, waren alles, aber nicht mehr al dente, und ein guter Kellner hätte vorher gefragt, wie man sein Steak haben möchte. Ich mag es halt lieber gut durchgebraten, es wurde mir aber nach englischer Art serviert. Der Nachtisch, eine Art Kaiserschmarrn mit Vanilleeis und heißen Himbeeren war zwar gut, aber war irgendwie nur süß, vom Ouzo, als Abschluss, möchte ich gar nicht erst reden.

Nachdem Angus die Tafel offiziell aufgehoben hatte, ging es zum berüchtigten Smalltalk über. Neue Informationen konnte ich jedoch aus meinen Gesprächspartnern nicht herauskitzeln, sie redeten alle um den heißen Brei herum. Fragen wichen sie aus, sie tanzten wie die berühmte Katze auf dem noch berühmteren Blechdach herum. Ich fragte mich immer mehr, welchen Sinn dieses Geschäftsessen haben sollte.

Die bereits erwähnte altersmäßige Ausnahme, Jeff Glodham, stellte sich bei einem Bier an der Bar als Assistent der Geschäftsleitung vor. Ich musste grinsen, wir hatten die zwar gleiche Stellung in den Unternehmen, nur meine hatte ich erst seit Kurzem inne, er hingegen knechtete schon seit drei Jahren für den alten Angus.
Er wunderte sich etwas, warum wir, Ian und ich, uns eher mit den Mitgliedern der Geschäftsführung beschäftigten als mit den netten, anwesenden Damen: Sie wären doch extra für unsere persönliche Unterhaltung engagiert worden. Daher wehte also der Wind, wir sollten abgelenkt werden. Als er mich dann auch noch innerhalb von drei Minuten zweimal mit Greg ansprach, wusste ich, woher er seine Informationen hatte: Auf der Lensingschen Firmenhomepage wurde immer noch mein Bruder als Assistent genannt und der war für seine amourösen Abenteuer mehr als bekannt. Auch Ian wurde wohl in die gleiche Schublade gesteckt, denn ehemalige Footballtalente interessieren sich eher für Cheerleaderinnen als für Zahlen. Informationen sollte man vorher verifizieren, um später nicht dumm dar zu stehen.
Ich bemerkte ihm gegenüber, es wäre unser erster Auftrag dieser Art, von daher würden wir die Aufgabe sehr ernst und jedweden Abstand von möglichen Zerstreuungen nehmen. Auf ein Outing gegenüber diesem Zuarbeiter, der seine Hausaufgaben nur unzureichend gemacht hatte, hatte ich wirklich keine Lust.

Nach dreieinhalb Stunden des sanften Schaukelns auf dem Milwaukee River endete die Fahrt dort, wo sie begonnen hatte, am Pier an der Michigan Street. Die Verabschiedung verlief relativ formlos, einige Herren wollten wohl noch weiter um die Häuser ziehen, wir hingegen verabschiedeten uns in Richtung Hotel. Die Interviews sollten ja am nächsten Morgen um zehn weitergehen.

Als wir den Fluss überquert hatten, zupfte ich Ian am Ärmel. „Sollen wir noch auf einen Drink ins Ale House? Liegt gleich rechts die Straße runter.“

Er schüttelte den Kopf. „Besser nicht! Wenn ich jetzt noch ein Bier trinke, musst du mir einen Eimer ans Bett stellen. Soviel Alkohol wie heute hatte ich seit Monaten nicht mehr. Außerdem …“

Ich blickte ihn fragend an. „Außerdem was?“

„Im Hotelkühlschrank steht noch eine halbe Flasche Sekt.“ Er grinste mich frech an, griff nach meiner Hand und dirigierte mich nach links zum Hotel.

Ich fügte mich in mein Schicksal. „Dann nehmen wir den Schlummertrunk halt dort.“

+++++

Im Hotelzimmer angekommen umfasste Ian meine Schultern, drehte mich um die eigene Achse und küsste mich. Seine Hände gingen auf Wanderschaft. Binnen Minutenfrist stand ich nackt vor ihm. Er lachte mich an. „Endlich mal ein vernünftiger Anblick am heutigen Abend!“

Ich warf ihm einen lüsternen Blick zu. „Was man von dir ja noch nicht sagen kann!“

Er grinste. „Gut Ding will eben Weile haben!“

Während ich meine Sachen zusammensuchte und sie halbwegs ordentlich auf einen der zwei Stühle, die im Zimmer standen, legte, kümmerte er sich um die Getränke. Ich stand zwischen den beiden Betten, als er mir die Gläser reichte. Ich nahm sie ihm ab und beobachtete gespannt, wie er langsam sein Adamskostüm anlegte. „Das gefällt mir schon besser!“

Er kam auf mich zu, grinste, hauchte mir einen Kuss auf den Mund. „Dachte ich mir! Augenblick …“ Er ging vor mir auf die Knie und leckte sanft über meinen Zauberstab, wobei er sich besonders um die Kuppe kümmerte und Klein-Gordon so wieder Leben einhauchte.

Die natürliche Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. „Äh, was machst du da?“ Ok, die Frage war nicht gerade intelligent, aber ich kam mir irgendwie unnütz vor, denn ich fungierte ja immer noch als Glashalter.

„Was? Nach was sieht es denn aus?“ Er gluckste und ließ das erste Drittel meiner Latte in die Wärme seines Mundes eintauchen.

Ich musste irgendwie die dämlichen Gläser loswerden. „Engelchen, darf ich erst noch was abstellen?“

„Von mir aus!“ Nur unwillig gab er mir den dazu notwendigen Spielraum. Ich drehte mich um und stellte die Gläser auf der Nachtkonsole ab. Der gute Saft sollte ja nicht verschwendet werden.

Ich ging auf ihn zu, seine Zunge umspielte lasziv seine Lippen. Wie ein Ertrinkender fuchtelte er mit den Armen und versuchte, meinen gar nicht mehr so kleinen Strohhalm zu greifen. Seine Finger hatten gerade meinen Beutel berührt, als ich ihn nach plötzlich hinten stieß. Er landete etwas unsanft auf dem Teppich. „Du bleibst liegen!“ Ich umrundete den ehemaligen Footballer und kniete mich hinter seinen Kopf. „Alleine nuckeln macht keinen Spaß! Wenn, dann will ich auch!“

Ian grinste mich von unten an. „Stimmt auch wieder!“

Er griff wieder in meine Juwelen und öffnete den Mund. Während ich mich langsam nach vorne fallen ließ, ich wollte ja auch meinen Lolly haben, schaltete er den Turbosauger ein. Er röchelte erst etwas, aber nur kurz, denn einen Augenblicklich später drang nur noch ein wohliges Stöhnen an mein Ohr. Ich kümmerte mich derweil um sein bestes Stück und spielte mit meinem Waschlappen an seiner großen Männlichkeit. Er schmeckte herb, einfach nur nach Mann, endlos geil!
Während unsere Münder mittlerweile mit dem Fortpflanzungsorgan des jeweils anderen gefüllt waren, kamen auch die Hände zum Einsatz. Seine Finger wanderten über meine Backen, kneteten sie mal sanft, mal hart, durchfuhren die Spalte und verweilten spielend an meinem Loch. Sein Zeigefinger drang in mich ein. Geil!
Ich machte es mir auf seinem Bauch bequem, während ich an ihm nuckelte. Allerdings war für einen Kehlenfick die Position, in der ich mich befand, relativ ungeeignet. Auch wenn ich mich abgestützt hätte, in seiner gesamten Länge hätte ich seinen Freudenspender nicht aufnehmen können, so viel Erfahrung in Deep-Throut hatte ich ja auch wieder nicht. Aber das Liegen auf seinem fast noch erkennbaren Waschbrettbauch hatte auch einen enormen Vorteil: Ich konnte beide Hände nutzen, um an seinen Glocken zu spielen und sie zu massieren. Gut, meine Finger wanderten auch etwas tiefer, aber eine Grottentour war nicht möglich. Sein Becken lag flach auf dem Teppichboden und er war ja auch größer als ich, der Besuchereingang war daher für die Öffentlichkeit unerreichbar, es sei denn, man hätte Gummifinger, über die ich leider nicht verfüge.
Aber die Massage seines Beutels schien ihm dennoch zu gefallen: Der Vorsaft floss in Strömen. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie lange wir da lagen und wie Kleinkinder aneinander saugten und nuckelten, es mögen zehn oder mehr Minuten gewesen sein, irgendwann bemerkte ich, dass seine beiden Kugeln sich nach oben verlagerten, er schien feuerbereit zu sein. Mir erging es ähnlich, mein rechtes Bein verkrampfte sich, ein untrügliches Zeichen dafür, dass auch bei mir der Count-down eingesetzt hatte.
Das Sahnespender-Frühwarnsystem versagte auf beiden Seiten, die Kommunikationseinrichtungen waren wohl durch eine mechanische Blockade in Form eines Lutschers außer Betrieb. Als der erste Schwall seines Nektars auf meine Mandeln traf, gab mein Kontrollzentrum grünes Licht zum Feuern, der im Gegenschlag erfolgte sofort und unmittelbar: Es waren wohl fünf oder sechs Raketen, die ich abfeuerte. Wir pumpten uns gegenseitig voll. Sein Ambrosia schmeckte leicht herb, wie meines war? Gute Frage, die nächste bitte!

Ich entließ seine Raketenabschussrampe in die Freiheit. „Du schmeckst … geil!“

„Du aber auch!“ Mein Feuerleitstand war mittlerweile auch seiner Deckung beraubt.

Ian zwickte mich gleichzeitig in beide Seiten und schubste mich so von sich runter. Ich lag ermattet und fertig wie 1.000 Russen neben ihm auf dem Boden. Jetzt eine Decke und ich würde pennen. Aber schon ein, zwei Augenblicke später rappelte er sich auf, erhob sich und wandte sich dann seiner Bettstatt zu. Der Buchhalter befreite seine Schlafstätte von ihrer Tagesdecke, krabbelte unter die Laken und blickte mich erwartungsvoll an. „… kommst du?“

„Aber selbstverständlich! Wer kann einer solchen Einladung widerstehen?“ Ich grinste ihn, noch immer am Boden liegend, an und stand ebenfalls auf. Unter die angebotene Bettdecke krabbelte ich gerne und wir kuschelten eng aneinander geschmiegt.
Bei einem Glas Sekt, dessen Perlen nicht mehr so schnell sprudelten wie am frühen Abend, ließen wir, immer noch Arm in Arm liegend, den Tag Revue passieren. Aber außer ein paar Berührungen und etlichen Streicheleinheiten passierte nicht mehr viel. Zu sexuellen Höchstleistungen waren wir beide nicht mehr in der Lage, dazu waren der Tag und vor allem der Abend wohl zu anstrengend gewesen. Wer von uns beiden, Ian oder ich, zuerst Morpheus Reich betrat, kann ich nicht sagen. Es war einfach nur toll, seinen warmen Körper zu spüren; ich fühlte mich neben dem Buchhalter mehr als geborgen.

Durch ein Blaskonzert wurde ich am nächsten Morgen leider nicht geweckt, der dämliche Wecker übernahm die Aufgabe. Aber ein Schlag aufs Haupt und der schwarze Ruhestörer verstummte sofort. Mein Bettnachbar schlief noch, ich schlug die Bettdecke weg und betrachtete die Rückseite des ehemaligen Footballers. Am liebsten hätte ich seine Halbmonde, die, wie auf dem Präsentierteller vor mir lagen, geknetet und liebkost. Ich rutschte etwas tiefer und streckte meine Hände nach den süßen Bäckchen aus.
Man könnte ihn ja mittels Anilingus wecken, dachte ich bei dem Anblick der rasierten Spalte. Aber als ich meinen Kopf in Richtung Grotte bewegte, nur noch eine Handbreit entfernt war, entfleuchte ihm, formell gesprochen, ein laues Windchen. Allein der Geruch, der daraufhin in meine Nase zog, ließ jeden Gedanken an einen Rimmjob sofort wie eine Seifenblase zerplatzen. Stattdessen kniff ich ihn in seinen Allerwertesten, Rache musste sein.

„Aua!“ Grummelnd drehte er sich zu mir um. „Kannst du mich nicht zärtlicher wecken?“

„Doch!“ Ich küsste ihn auf die Nase. „Aber leider hast du durch eine arglistige Giftgasattacke meinen liebevollen Weckversuch zunichte gemacht, eigentlich wollte ich dich wachlecken.“

„Wachlecken? … Keine schlechte Idee! … Bitte mach’s noch einmal, Sam!“ Er grinste mich an.

Ich schüttelte den Kopf. „Hättest du wohl gerne! Aber ein hinterhältiger Angriff am Tag reicht mir.“

„Sorry, mein Schatz, hätte ich gewusst, dass du mich …“ Er blickte mich mit seinen grauen Dackelaugen an. „… so wecken wolltest, hätte ich mich zurückgehalten- Lag wohl am Essen gestern.“

„Apropos Essen! Lass uns heute mal das Frühstücksbuffet plündern.“ Ich erhob mich.

„Aber duschen und anziehen darf ich mich noch?“ Er deutete auf seine Nacktheit. „Oder soll ich so?“

„Von mir aus gerne!“ Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. „Aber ich glaube, du würdest hier spätestens in der Lobby verhaftet werden, wir sind ja in keinem FKK-Ressort.“

„Leider!“ Er zog einen Schmollmund.

In der Wasserspielanstalt, auch Badezimmer genannt, verlief alles sittsam und anständig, es kam zu keinem Austausch von Körperflüssigkeiten. Man muss ja nicht unbedingt immer und ständig über einander herfallen, oder? Gut, beim morgendlichen Gang auf das Klo beobachtete er mich und auch ich warf einen Blick auf seinen Strahl, aber das war auch schon alles, was in sexueller Hinsicht ablief. Die Atmosphäre war, wie soll ich es beschreiben, von einer innigen Vertrautheit bestimmt, die für die kurze Dauer unserer engeren Beziehung doch eher ungewöhnlich war.
Während ich mich erst einmal von oben mit warmem Wasser sacht berieseln ließ, rasierte sich Ian. Die Dusche tat gut, kamen doch die Lebensgeister wieder zurück. Ein flüchtiger, eher gehauchter, Kuss, begleitete den Ortswechsel, denn nun war meine Rasur wieder einmalig fällig. Viel gab es zwar nicht abzumähen, aber ich wollte bei dem alten Angus doch einen ordentlichen Eindruck machen. Wir Lensing Männer zeichnen uns eher durch Charakter und Intelligenz als durch übermäßige Körper- und Gesichtsbehaarung aus. Wilkinson und Gillette verdienen nicht viel an uns.
Nach zwei Minuten vor dem Spiegel war das Werk auch schon getan. Ich verließ das Badezimmer und machte mich daran, meine Nacktheit wieder mit Kleidungsstücken zu bedecken. Ich hatte gerade meinen Kurzreisekoffer auf das Bett geschmissen, denn Packen mussten wir ja auch noch, als mich ein nackter Buchhalter von hinten umschlang und sich an mich drückte.

Seine Zunge leckte an meinem Ohr. „Was machst du da?“

„Packen!“ Ich küsste ihn auf die Nasenspitze. „Zimmerwechsel ist bis zehn, ansonsten müssten wir einen weiteren Tag zahlen. Wie willst du denn diese Ausgabe dann verbuchen?“

„Zahlen sind meine Aufgabe!“ Er lachte mich an, machte sich dann aber doch daran, seinen Koffer ebenfalls von der Ablage auf das freie Bett zu befördern, um mit dem Einräumen seiner gebrauchten Wäsche und sonstigen Reiseutensilien zu beginnen. Es wunderte einen doch immer wieder, warum das Einpacken nach einem Aufenthalt erheblich schneller geht, als das vor Reiseantritt.

Um kurz vor acht verließen wir das Zimmer und der Fahrstuhl brachte uns dem Speisesaal ein Stück näher. Die Auswahl, die das Frühstücksbuffet bot, war wirklich enorm. Hatten wir am gestrigen Tage uns mit einem kleinen Imbiss begnügen müssen, konnten wir heute aus dem Vollen schöpfen und von jeder der offerierten Köstlichkeit probieren. Hätte Ians Teller sich biegen können, er hätte es getan. Das der meinige nur unmaßgeblich weniger gefüllt war, lasse ich alle mal unerwähnt. Aber, um mit meiner Mutter zu sprechen, Frühstück ist ja die wichtigste Mahlzeit am Tage.

Nach einer zweiten, diesmal etwas kleineren, Beladung der Porzellanplatten, und der dritten Tasse Kaffee, verließen wir, gut gestärkt und gerüstet für den Tag, gegen viertel nach neun den gastlichen Nahrungsaufnahmetempel. Während Ian sich um unser Gepäck kümmerte, übernahm ich das Auschecken. Wie zu erwarten war, machte die Bezahlung der Flasche Sekt, die wir geleert hatten, die größten Schwierigkeiten. Erst im dritten Anlauf klappte es, die Firmenkreditkarte mit dem richtigen Betrag zu belasten. Warum sind Hotelcomputer bzw. deren Bediener immer nur so unflexibel?

Während der Buchhalter schon längst wieder über Rhumpsleys Zahlen brütete, unterhielt ich mich mit Nancy O’Dongellue, der Leiterin des Callcenters der Reisebürokette. Ich schätzte die rubenshafte Frau auf knapp 50, die Haare waren leicht ergraut. Die Brille hing an einer Kette um ihren Hals, lag aber, da sie mir gegenüber saß, eher auf ihren Busen auf. Anscheinend war eine große Oberweite ein wichtiges Einstellungskriterium in dieser Firma.
Gemeinsam hörten wir in einige der Gespräche der Agenten herein. Es lief alles relativ professionell ab, man beschränkte sich – auf Rhumpsleys Seite –auf das Wesentlichste, egal wer am anderen Ende der Leitung war. Gut, von einem Reisebüroangestellten kann man selbstverständlich erwarten, dass er die entsprechende Buchungsnummer auch griffbereit hat, aber wie sieht das Ganze bei einer Rentnerin aus, die mit gebrechlicher Stimme spricht? Auch fiel mir auf, das reineweg nur Englisch gesprochen wurde. Der Agent an Platz 15, ein Claudio Palmieri, entschuldigte sich bei seiner Gesprächspartnerin, die in Italienisch lospolterte, dass er nur in Englisch mit ihr sprechen dürfte. Die Buchung kam, wie nicht anderes zu erwarten, nicht zustande.
In unserem eigenen Callcenter in New York werden, so denn nötig oder gewünscht, auch Beratungen in Spanisch, Italienisch, Polnisch, Russisch und seit kurzem auch in Chinesisch angeboten. Die USA sind halt ein Einwanderungsland und auch Immigranten wollen ab und an in den Urlaub oder einen Flug in die Heimat buchen. Warum soll man auf dieses Geld verzichten, nur weil sie des Englischen nicht so mächtig sind? Und warum soll man als Arbeitgeber sich nicht auch die fremdsprachlichen Kenntnisse seiner Mitarbeiter zu nutzen machen?
Darauf angesprochen, zuckte Nancy mit den Schultern. Sie könne Gespräche, die in fremder Sprache geführt würden, mangels fehlender Kenntnis nicht überprüfen und daher wäre der Verdacht von verbotenen Privatunterhaltungen gegeben. Ich konnte mich nur wundern, unter Kundenorientierung verstehe ich etwas anderes. Aber auch in Punkto Mitarbeiterführung gingen unsere Ansichten weit auseinander. Meine Bitte, mich mit einmal kurz dem bereits erwähnten Mitarbeiter Claudio Palmieri unterhalten zu können, stürzte sie in arge Bedrängnis. Durch die so entstehende Pause könne dieser ja nicht seine geforderten 15 Gespräche in der Stunde absolvieren, aber ein Hinweis auf ihren Chef ließ sie schnell einknicken. Sie rief ihn zu sich hoch.

Leicht ängstlich schaute der dunkelhaarige Mann, als er das Büro seiner Vorgesetzten betrat. Ich schätzte ihn auf knapp 40. In seiner Hemdtasche sah ich eine Packung Zigaretten und grinste. „Good idea! Let’s have a smoke outside.“

Er begriff ziemlich schnell, denn er lächelte zurück und meinte nur: „Okay!“

Auf dem Parkplatz wehte zwar ein leichter Wind, doch das schien ihn nicht zu stören. Er meinte, die frische Luft würde ihm gut tun, denn die Klimaanlage in dem Großraumbüro wäre seit Tagen schon defekt. Ich bot ihm einen von meinen Glimmstängeln an, er bedankte sich höflich und gab mir Feuer. Meine Fragen nach dem allgemeinen Betriebsklima waren schnell beantwortet und ich wollte schon wieder zurück in das Gebäude, als er mich leicht am Ärmel zupfte und so zurückhielt. Fast ängstlich beobachtete er den Eingang. Nach ein paar Augenblicken rückte er mit der Sprache heraus; Er wollte wissen, ob wir die Zentrale wirklich dicht machen wollten und nur das gehobene Management über- und mit uns nach New York nehmen würden.
Ich musste schmunzeln und schüttelte mit dem Kopf, die Gerüchteküche bei Rhumpsley war anscheinend das Einzige, was in dieser Firma richtig funktionierte. Meine Bemerkung, es würde sich nur um eine Art Vorgespräch handeln, die eigentlichen Verhandlungen würden, wenn überhaupt, erst später aufgenommen werden, konnte ihn augenscheinlich nicht sehr beruhigen, ich musste also deutlicher werden. „Something is rotten in the state of Rhumpsley but the rot starts at the top.”
Er stutzte erst, konnte sich dann aber ein Lachen nicht verkneifen. Aber was hatte ich denn großartig gesagt? Neben dem berühmten Zitat von Shakespeare, wonach etwas faul im Staate Dänemark ist, gab ich nur das Sprichwort wieder, wonach der Fisch vom Kopfe her zu stinken anfängt. Wie mein Gegenüber das Gesagte nun interpretierte? Da war ich wie Pontius Pilatus: Ich wusch meine Hände in Unschuld.

Der Italo-Amerikaner nestelte kurz in seiner Hosentasche und hielt mir ein Feuerzeug entgegen. „Sorry, I think it’s your lighter.“ Er drückte es mir in die Hand. Allerdings spürte ich nicht nur Plastik in meiner Handfläche, ein Zettel war darum herum gewickelt. Er nickte mich an und wir gingen Richtung Eingang, wo wir uns höflich voneinander verabschiedeten.

Die Gespräche in der eigentlichen Verwaltung von Rhumpsley zogen sich wie Kaugummi, man konnte eindeutig merken, dass die Mitarbeiter in der ersten Etage in eine bestimmte Richtung geimpft worden waren: Alles wäre in Ordnung, es würde keine größeren Probleme geben, das Betriebsklima wäre mehr als zufriedenstellend, die Bezahlung angemessen. Die Stereotypen reihten sich nahtlos aneinander. Man hätte es fast glauben können, aber nur FAST!
Es wunderte mich schon, dass, egal mit wem ich auch sprach, sei es der Bürobote, die Leiterin der Registratur, die Vorzimmerdame vom alten Rhumpsley oder auch der stellvertretende Personalchef, von allen Befragten erhielt ich fast identische Situationsbeschreibungen, teilweise stimmten sie sogar wortwörtlich überein. Die Lösung fand ich später auf dem Zettel, den mir Claudio Palmieri heimlich zugesteckt hatte: Es waren Richtlinien für unseren Besuch und mögliche Antworten auf eventuelle Fragen unsererseits.

Irgendwann reichte es mir, es brachte nichts mehr. Ich suchte Ian in der Buchhaltung auf. „Wie lange brauchst du noch?“

Er schaute mich erstaunt an. „Wieso fragst du?“

Ich blickte auf meine Uhr. „Gebucht sind wir für viertel nach vier, jetzt ist fast zwei Uhr. Wenn ich umbuchen soll, musst du mir …“

Er schüttelte mit dem Kopf. „Von mir aus nicht! Ich bin auch gleich fertig, brauch zwar noch ein paar Minuten, aber wir können wie geplant fliegen.“

„Alles klar! Dann werde ich mal zur Abschlußbesprechung …“ Ich grinste den blonden Hünen an.

Er kniff mir ein Auge zu. „Viel Erfolg!“

Vor weniger als 48 Stunden hatte ich dieses überdimensionierte Büro zum ersten Mal betreten. Aber auch auf den zweiten Blick fühlte ich mich hier nicht wohler. Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln, zudem auch das Angebot einer Tasse Kaffee gehörte, dass ich aber höflichst ablehnte, spielte der Barträger hinter dem Schreibtisch gekonnt den Ball in meine Hälfte des Feldes. Er wollte wissen, welche Eindrücke ich gewonnen hätte und zu welchem Ergebnis wir wohl kommen würden.

Ich stöhnte, denn über ein endgültiges Resultat konnte ich nichts sagen, dazu fehlten mir erstens die Zahlen und zweitens deren Auswertung. Ich lobte aber seine Mitarbeiter für das Engagement, das sie an den Tag legten.
Ich glaube, es war Ovid, der einmal sagte, dass, wenn die Kräfte auch fehlen würden, der Wille doch zu loben sei und bemüht waren ja fast alle von Rhumpsleys Lohnempfängern gewesen. Man kann aber von einem Goldschmied keine filigrane Feinarbeit erwarten, wenn man ihm nur einen groben Zimmermannshammer zu Verfügung stellt.

„Auf meine Leute kann ich mich verlassen, alles ehrliche, hart arbeitende Menschen!“ Dass die Brust des 60 jährigen Inhabers vor Stolz fast zu platzen drohte, lasse ich mal unerwähnt. „Würden sie denn in das Lensingsche Konzept passen?“

Verdammt! Jetzt musste ich wieder agieren, was ich eigentlich vermeiden wollte. „Zu großen Teilen.“

Er schien über meine Äußerung nicht erstaunt zu sein. „Und wo sollen wir, ihrer Meinung nach, denn Personal abbauen? Das Callcenter wird ja wohl bei einer Übernahme überflüssig.“

Ich schüttelte den Kopf. „Wohl eher nicht, denn der bestehende Verwaltungsapparat wird mehr oder minder nicht mehr gebraucht werden, den haben wir ja schon.“ Meinem Gegenüber fiel die Kinnlade herunter. „Wir brauchen Indianer und keine Häuptlinge. Hier bleibt vielleicht ein Regional-Direktor, ein Personalreferent und ein Callcenterleiter … aber mehr? Wir bevorzugen flache Strukturen.“

Er brauchte etwas, um sich zu sammeln. „Aber …“

„Noch ist ja nichts in trockenen Tüchern.“ Ich grinste ihn an. „Wir werden die Zahlen auf Herz und Nieren prüfen und ihnen dann ein Angebot zukommen lassen. Aber … mich würde interessieren, wie sie persönlich den Wert ihrer Firma mit all ihren Gegebenheiten einschätzen.“

Er schaute mich an, als ob ich etwas Verbotenes gesagt hätte. „Nun, meine Forderung kennen sie. Ich will mindestens acht Millionen.“

Ich nickte. „Die Summe kenne ich, aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“

Ehe er zu einer Antwort fähig war, ertönte die Gegensprechanlage. Die Vorzimmerdame verkündete, dass Mister Macgregor fertig sei und er auf mich warten würde. „Mister Lensing, wie kommen sie eigentlich zum Flughafen?“

Ian, du hättest noch eine Minute warten können! Aber ich machte gute Miene zur nicht gegebenen Antwort. „Mit dem Taxi.“

Er winkte ab und drückte einen Knopf auf dem schwarzen Kasten, aus dem gerade die Stimme der Vollbusigen ertönt war. „Judith, sagen sie Jeff Glodham, er soll unseren New Yorker Besuch gleich zum Airport bringen.“

„Alles klar!“ Das war wieder die brünette Dame hinter der Tür.

Er erhob sich schwerfällig, ging auf mich zu und schüttelte mir zum Abschied die Hand. „Ich erwarte dann ihr Angebot!“

Ich räusperte mich. „Das werden sie auch kriegen, aber geben sie uns etwas Zeit, Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.“

Er öffnete mir noch die Tür und übergab mich dann in die Hände seines Assistenten, der Chauffeur spielen sollte. Fünf Minuten später waren wir auf dem Weg Richtung Heimat.

Der Beginn des Fluges verlief unspektakulär, sieht man einmal vom Händchenhalten bei Start ab. Aber das geschah ja aus rein medizinischen Gründen, zumal der blonde Buchhalter vergessen hatte, rechtzeitig seine Tabletten gegen Reiseübelkeit zu nehmen. Auch wenn Ians Gesichtfarbe mit dem Weis der Bordwand konkurrierte, hielt er sich doch tapfer: Die ihm vom Steward, es war der gleiche Schnuckel wie auf dem Hinflug, angebotene Tüte, brauchte er – Gott sei Dank – nicht.

Während er also leise vor sich hin litt, widmete ich mich dem Bordjournal. Allerdings lenkte mich der Artikel im Boardmagazin über den Walnut Creek State Park in der Nähe von Tulsa, Oklahoma, dem neuen Flugziel von Frontier Airlines, nicht wirklich ab. Zu viele Gedanken schwirrten mir im Kopf herum; Was würde die Zukunft bringen?
Nicht das Projekt „Übernahme Rhumpsley“ machte mir Sorgen, da war der weitere Weg glasklar vorgezeichnet: Wir würden die Zahlen penibel auswerten und einen exakten Bericht als Grundlage für mögliche Übernahmeverhandlungen fertigen. Was mir Bauchschmerzen bereitete, waren die vielen privaten Baustellen, die in der letzten Woche mein Leben in Unordnung gebracht hatten.
Der berufliche Wechsel von der fahrenden Truppe hinein in die Verwaltung, der vorübergehende Verlust meines Bruders, Juan, von dem ich seit meinem Anruf bei Carmen nichts mehr gehört hatte, Henry, der wieder in mein Leben getreten war, und nicht zuletzt mein Sitznachbarn. Was sollte ich machen, wenn er eine Entscheidung von mir verlangen würde?
Ich mochte ihn, sehr gern sogar. Aber zu einer genaueren Zukunftsaussage war ich im Moment wirklich nicht fähig. Auf der einen Seite beherrschte mich der große Wunsch nach einer erfüllten Beziehung, andererseits war ich auch zu sehr Realist. Die Ratio stritt mit der Emotion. Bei aller Romantik, die ich mein Eigen nannte, der nüchterne Teil in mir wollte, oder besser konnte, keine feste Zusage geben. Wie lange kannten wir uns? Was wussten wir voneinander? Was würde, besonders bezüglich der Firma, bei einer Trennung werden? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort, ich würde Zeit brauchen, erheblich viel Zeit, um darauf eine Antwort zu finden. Aber das war das nächste Problem: Mein Zeitmanagement bestimmten im Moment andere Personen, ich jedenfalls nicht.

Nach knapp der Hälfte des Fluges schienen die Tabletten endlich zu wirken, mein Sitznachbar bekam wieder etwas Farbe. „Jetzt hätte ich gerne etwas zu trinken.“

Ich ließe das Journal sinken und blickte ihn an. „Scotch, Cola, Bier?“

„Tee reicht vollkommen. Es sei denn, du möchtest gleich noch Krankenpfleger spielen.“ Den Humor hatte er jedenfalls nicht verloren.

Ich winkte ab. „Du weißt doch, Weiß steht mir nicht so gut!“

„Also, um ehrlich zu sein, … ich dachte auch eher an das Dschungelkrankenhaus, du nur im kurzen Lendenschurz!“ Er konnte sein Lachen kaum unterdrücken.

„Und du bist Jane, die sich an meine Liane klammert. Träum weiter!“ Auch ich musste lachen.

„Ja! Mach mir den Weissmüller!“ Konnte er kindisch sein.

„Wie soll ich ihnen denn meine Medizin verabreichen, Miss O’Sullivan? Anal oder oral?“

Er schaute verdutzt. „Ach, meinst du die Jane aus den Filmen! Wo ist denn der Unterschied?“

Ich beugte mich zu ihm rüber. „Bei der oralen Verabreichung gehst du jetzt ins Klo, setzt dich hin und lässt die Tür offen, bei der anderen Art gehst du auch ins WC, lässt ebenfalls die Tür offen, jedoch beugst du dich mit heruntergelassenen Hose über den Sitz. Das ist der Unterschied.“

„Gorden Lensing! Du bist eine Sau!“ Entrüstung klingt anders!

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein! Ich bin nur der Dschungeldoktor mit der Urwaldmedizin.“

Er schaute sich um. „Wir können doch nicht …“

„Wieso? Wir sitzen in der letzten Reihe, in den vier Reihen vor uns sitzt niemand, das Personal ist im vorderen Teil des Flugzeugs beschäftigt, hinter uns ist nur noch eine leere Galley und das WC. Wer sollte uns daran hindern?“ Ich schaute ihn an, er schien ziemlich verunsichert zu sein. „Ich könnte dich aber auch zur Ader lassen!“

„Wie … wie meinst du das denn jetzt?“ Ein Luftwirbel erschütterte wohl das Fluggerät.

Mit einem breiten Grinsen erhob ich mich und legte mein Jackett auf den Sitz. „Folge mir einfach unauffällig in zwei Minuten und du wirst sehen, was ich damit gemeint habe!“ Ich glaubte zwar nicht, dass er mir hinterher gehen würde, aber man konnte ja nie wissen.

Das hintere WC der Embraer war frei. Die Maschine ruckelte erneut. Vor uns sah ich nur leere Reihen und ansonsten nur mit sich selbst beschäftigte Passagiere. Ich wandte mich der Tür zum WC zu. Klaustrophobisch darf man in Flugzeugtoiletten wirklich nicht sein, aber, ich muss zugeben, die Sache hatte einen gewissen Reiz. Ich lehnte die Tür an, drehte mich um, klappte den Deckel hoch, ließ meine Hose herunter und setzte mich. Das Flugzeug wurde ein weiteres Mal geschüttelt.
Es mag an der Atmosphäre oder dem nicht gerade unerotischem Gespräch von eben gelegen haben, aber mehr als ein paar Tropfen wollten nicht aus mir heraus, denn Klein-Gordon schlug schon gegen das Plastik der Schüssel. Sollte ich oder sollte ich nicht? Das Flugzeug rüttelte jetzt zwar etwas stärker, was mich aber von meinen geilen Gedanken nicht abbrachte. Ich begann, mich zu erheben und mein Zepter langsamen zu polieren.

In diesem Moment öffnete sich jedoch der Verschlag, in dem ich mich befand. Aber anstatt meines Buchhalters sah ich den Steward vor mir stehen. „Sir, the captain has ordered to fasten seat-belts. “

„Sorry! “ Erdboden tue dich auf, auf das ich in dir versinken kann.

Er grinste mich hämisch an. „Or do you want to join Mile High?” Ich nickte und grinste zurück. „So! We have to hurry!“ Im nächsten Augenblick betrat er den Raum, verschloss die Tür und stellte sich dagegen. Seine nächsten Handgriffe galten seiner Hose, die er, samt Slip, in seine Knie zog und dem Seifenspender, um sich damit die Rosette zu beschmieren. „We have two minutes!“

Ich ließ mich nicht lange bitten, fuhr mit meiner Spitze sein Tal entlang und als ich etwas Weiches vor meiner Kuppe verspürte, stieß ich zu. Der Kerl vor mir schien das nicht zum ersten Mal zu machen, er war zumindest mehr als aufnahmewillig, denn ich brauchte nur einen Hub, denn dann klatschte mein Beutel auch schon an seinen Arsch. Er stöhnte. Ein erneuter Schlag durchzuckte das Fluggerät. Aber mehr als zehn oder elf Stöße bedurfte es auch nicht bei mir, dann wurde ich mehr innerlich durchgerüttelt und pumpte ihn voll.

Ich wollte ihm gerade sein Ohrläppchen lecken, da entzog er sich mir schon, fiel auf die Knie und begann, mich sauber zu lecken. Sein Gesicht war süß und anmutig. Kurze Zeit später blickten wir uns Aug in Aug. Er lächelte mir entgegen, während er mit einem Papierhandtuch seinen Hintern reinigte. Er hauchte einen Kuss auf meine Lippen. „Don’t worry about your friend!“
Ich war erstaunt, er meinte lapidar, der ehemalige Footballer dürfte von der ganzen Aktion wohl nichts mitgekriegt haben. Als die Turbulenzen heftiger wurden, wollte er seinen Trolley sicher in der hinteren Küche verstauen. Mein Sitznachbar hätte da schon zu seiner Tüte gegriffen und rückwärts gefrühstückt. Da er, Sidney, so hieß der heiße Feger in den Lüften, mich nicht entdeckt hatte, konnte ich seiner Meinung nach ja nur auf dem Klo sein. Den Rest wüsste ich ja. Er riet mir jedoch, ich sollte mir etwas den Kopf halten, das würde als Ausrede reichen. Mit einem weiteren Kuss verabschiedete er sich von mir, reichte mir aber seine private Karte.

Die Anschnallzeichen leuchteten immer noch. Ian sah wirklich mitgenommen aus. Erst kurz vor New York wurde es ruhiger. Ich kraulte wieder seinen Unterarm. „Sorry, ich wollte ja zu dir, … aber … als du gerade weg warst, fingen die Turbolenzen an. Und da musste ich …“ Er deutete auf die am Boden stehende Tüte.

„Kein Thema!“ Ich massierte meine Schläfen, er sah mich mitfühlend an. „Hätte mich zwar gefreut, aber außer einem Zusammenprall mit der Wand wurde ich nur durchgerüttelt.“ Ich wurde zum Pharisäer. „Mehr ist nicht passiert.“

„Ich hoffe nur, ich kann das wieder gut machen.“ Seine Augen blickten mich liebevoll an, ich konnte ihn nur in den Arm nehmen.

Wir waren, aufgrund unserer Sitze, die letzten Passagiere, die Maschine verließen. Die Crew verabschiedete sich von jedem Mitreisenden mit den Worten: „Thank you for travelling with Frontier.“ Nur Sidney machte bei mir den Zusatz: „And joining the Mile High Club!“ Dass er dabei hämisch grinste, verrate ich nicht. Ian, der vor mir mehr oder minder ich herschlich, hatte diese Bemerkung wohl hoffentlich nicht gehört.

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Die Abholung klappte einwandfrei. Ok, der Bereitschaftsfahrer hielt ein Schild mit unseren Namen hoch: Wir fanden ihn und nicht er uns, aber das Ergebnis war das Gleiche, wir brauchten uns nicht um den Transport zu sorgen. John Slessinger, so stellte sich der Fahrer vor, war ein Mann um die vierzig mit leichtem Bauch und ziemlich schütterem Haar. Sein Gesicht kannte ich nicht, entweder war er neu in der Firma, was ich allerdings weniger glaubte, oder er war einer der „Gelben“.
Die Yellows, so werden die Fahrer der 32 Lensingschen Schulbusse genannt, sind eine Kaste für sich: zweigeteilte Arbeitszeiten, jährlicher Gesundheitscheck, Urlaub nur in den Ferien, … insgesamt kein einfaches Leben! Aber die Gelben sind die umsichtigsten Fahrer, die ich kenne. Kein Wunder, eine grobe Geschwindigkeitsüberschreitung mit ihrem privaten Wagen und sie sind ihre berufliche Lizenz los. Die Gesetze im Staate New York sind halt etwas härter.

Als wir vor Ians Haus hielten, fragte ich den Kranken, der bis dahin neben mir zusammengekauert im Fond saß, ob er Hilfe benötigen würde. Aber der ehemalige Footballer schüttelte nur mit dem Kopf. „Geht schon, Gordon. Wir sehen uns dann morgen.“ Nach einer kurzen Umarmung, diesmal ohne Kuss, verschwand er im Hauseingang.

Ich ließ mich dann zu mir bringen und bestellte bei John gleich die Abholung für den nächsten Morgen. Mein Wagen stand ja immer noch auf dem Firmengelände. Er nickte kurz und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.

Ich hatte gerade meine Wohnungstür aufgeschlossen und den Koffer abgestellt, als auch schon das Telefon klingelte. Noch im dunklen Flur stehend, griff ich mir den Hörer. „Lensing.“

„Hier auch. Junior, du bist aber spät dran!“ Die Stimme meines Vaters klang auch schon mal besser.

„Dad! Ich bin gerade zur Türe hinein. Der Flug hatte etwas Verspätung, es gab einige Turbolenzen, die erst umflogen werden mussten.“ Eltern können nerven!

„Junge? Geht es dir gut?“ Was wollte meine Mutter denn jetzt vor mir? Anscheinend hatte mein alter Herr den Lautsprecher eingeschaltet.

„Mama, mach dir keine Sorgen. Unser neuer Buchhalter leidet unter Flugangst, nicht ich!“

„Der war doch fast Profi!“ Wieder mein Vater.

„Mag ja sein, aber auch Footballstars können unter Flugangst leiden. Er hat nur vergessen, rechtzeitig seine Tabletten zu nehmen. Mehr ist nicht passiert! Also besteht überhaupt kein Grund zur Sorge.“

„Mit Reisekrankheiten ist nicht zu spaßen!“ Was machte Oma Rita denn da? War Familientreffen?

„Granny, keine Angst, Ian hat, als wir ihn abgesetzt haben, jedwede Hilfe abgelehnt. Es ist also alles in Ordnung!“ Der blonde Recke wollte ja alleine sein.

„Hast du schon was gegessen?“ Das war wieder meine Mutter.

„Außer Frühstück?“ Mehr hatte ich ja wirklich noch nicht gehabt.

„Richard! Du holst sofort deinen Sohn ab. Ich will nicht, das er wegen seines neuen Jobs verhungert!“ Mütter können anstrengend fürsorglich sein!

„Paps, tu mir einen Gefallen. Der Fahrer, der uns abgeholt hat, ist gerade weg. Funk ihn einfach an, dann brauchst du nicht mehr los.“ Warum sollte mein alter Herr fahren, wenn er einen Fahrer hatte?

„Er soll an seine Wäsche denken!“ Maria, die Praktische, war also auch anwesend.

„Alles klar, Junior! Wir sehen uns dann gleich!“ Er legte auf und ich atmete tief durch.

Unschlüssig stand ich in meinem halbdunklen Flur, eigentlich wollte ich mir einen ruhigen Abend machen, aber der Gedanke, mich gleich an einen gedeckten Tisch zu setzen, hatte etwas Positives: Das leidige Kochen entfiel. Kurzerhand warf ich meinen Koffer aufs Bett, öffnete ihn und entnahm Kulturbeutel und die Sachen, die keinem Waschgang unterzogen werden mussten. Die entstandenen Lücken stopfte ich mit dem Inhalt meines Wäschekorbes, ich kann ja auch mitdenken.
Der Telefonknecht blinkte zwar, aber für den Moment ließ ich Anrufbeantworter Anrufbeantworter sein und machte mich wieder auf den Weg nach unten, mein Taxi würde jede Minute kommen. Während ich auf den Fahrer wartete, gönnte ich mir ein Lungenbrötchen.

Um 21 Uhr saß ich in der elterlichen Küche, vor mir ein großer Teller mit einem gut durchgebraten Steak, ich mag es gut durchgebraten, Bratkartoffeln und geschmorten Zwiebeln. Vier Augenpaare beobachteten mich intensivste. Die Kommentare der drei anwesenden Damen bezüglich meines Nahrungsaufnahmetempos gebe ich jetzt mal besser nicht wieder, ich will es mir mit meinen Grazien ja nicht verderben. Lediglich mein Vater schaute mich leicht amüsiert an.
Ich hatte gerade die letzte Gabel der subterranen Erdprodukte in mich hineingeschaufelt, als mein Produzent meinte: „Junior, ich glaube, es wird Zeit für einen Drink. Man folge mir zur Bar.“

Dort angekommen schenkte er zwei Gläser Brandy ein und stieß mit mir an. Ich blickte ihn verwundert an. „Sag einmal, ist das ab jetzt immer so? Nach einer Geschäftsreise erst mal ab an den heimischen Herd?“

Er lachte. „Unsere Frauen sind einfach nur besorgt um dich.“

Ich starrte ins Glas. „Aber Paps! Wo ist der Unterschied, ob ich von einer Tour oder von einer Reise zurückkomme? Als ich letztens aus Chicago zurückkam, da gab es ja auch keinen … Affenaufstand!“

„Gordon, deine Mutter kennt dich und deinen stets leeren Kühlschrank! Wenn du als Reiseleiter unterwegs bist, weiß sie, dass du wenigstens mit den Gästen die Mahlzeiten einnimmst. Jetzt bist du aber … eher auf dich allein gestellt, von daher …“ Eine gewisse Milde lag in seinem Lächeln. „Hättest du gesagt, dass du am Flughafen … etwas gegessen hättest … es wäre alles halb so schlimm. Aber die Mitteilung, deine letzte Mahlzeit wäre das Frühstück gewesen? … Da herrschte hier DEFCON 1. Du hast es dir also selber zuzuschreiben.“

Ich stürzte den Inhalt des Glases hinunter. „Ich glaube, ich muss noch viel lernen!“

Er nickte und schenkte nach. „Und? Lohnt sich der Kauf?“

Ich blickte ihn an. „Wir müssen die Zahlen zwar erst noch genau auswerten, aber … ich schätze mal allein den Finanzbedarf bei der Modernisierung der Reisebüros auf fünf bis sechs Millionen.“

Mein Produzent stellte sein Glas ab. „Dann müssen wir …“

„Ihr müsst gar nichts! Jedenfalls heute nicht!“ Mutter kam, gefolgt von Granny, ins Wohnzimmer. „Lass den Jungen doch erst mal wieder ankommen, du alter Sklaventreiber.“

„Ich …“ Mein Produzent suchte nach Worten. „… bin kein … Menschenschinder!“

„Richard Lensing! Das Geschäftliche kann bis Morgen warten!“ Oma blickte ihren Schweigersohn leicht ärgerlich an und wandte sich dann mir zu. „Dann erzähl mal: Wie war der Trip?“

„Ganz interessant … ich habe mich mit den Mitarbeitern beschäftigt und Ian sich mit den Zahlen.“ Können Mütter neugierig sein!

„Wohl nicht nur mit den Zahlen …“ Mama grinste. „Du nennst den neuen Buchhalter ja schon beim Vornamen. Ist er vielleicht dein …“

Ich starrte sie irritiert an. Hatte Paps ihr was von meinen Bedingungen, die Stelle meines Bruders anzutreten, verraten? „Mum, ich habe noch nicht um seine Hand angehalten, wenn du das meinst. Wir verstehen uns … gut, sind fast gleich alt, also …“

„Hätte ja sein können. Er soll ja auch …“ Was wusste Mutter schon wieder?

„Gladys! Jetzt lass Gordon doch mal erzählen.“ Oma rettete mich, ich liebe sie.

Dankbar blickte ich 85 jährige Frau, die wie immer in ihrem Sessel thronte, an und begann mit der ausführlichen Schilderung der letzten drei Tage. Angefangen mit dem frostigen Beginn in Rhumpsleys Büro, über die Rundreise durch Angus Imperium und die weiblichen Reize auf der Bootstour, bis hin zur Reaktion des Telefonagenten … ich erzählte einfach alles! Gut, die pikanten Details ließ ich außen vor, Eltern dürfen zwar alles essen, müssen aber nicht alles wissen.
„… und dann kamen nach den Seen die Turbolenzen. Bis dahin war alles noch in Ordnung.“ Ich blickte in die Runde. „Tja, während ich dann auf dem Klo ordentlich durchgeschüttelt wurde, hat Ian dann doch rückwärts gefrühstückt. Sein homöopathisches Mittelchen war wohl nicht so toll.“

„Von dem Zeug halte ich sowieso nichts.“ Grannys Allheilmittel war ein warmes Glas Milch mit Honig oder ein doppelstöckiger Brandy.

Ich schaute auf die Uhr und erhob mich langsam. „Du willst schon los?“ Mütter!

Wir hatten fast elf und ich musste ja noch wieder zu mir. „Ja Mama, irgendwann muss ich ja auch noch mal ins Bett. Könntest du mir bitte ein Taxi rufen? Denn wenn ich jetzt mit der Sub fahre, bin ich Ewigkeiten unterwegs.“ Eine Direktverbindung zu meiner Behausung gab es leider nicht, ich hätte fast ganz Manhattan durchqueren müssen.

„Na, dann werde ich dir mal einen Wagen bestellen.“ Mein Vater erhob sich.

Die Verabschiedung verlief kurz und schmerzlos. Meine Mutter konnte es sich jedoch nicht lassen, mir noch ein Frühstückspaket in die Hand zu drücken. Ich schüttelte den Kopf, sie grinste mich nur an. „Da ist auch noch was für die Fahrt drinnen!“

Tatsächlich! Neben den vier Brotscheiben, die sie eingepackt hatte, steckte noch ein 20-Dollar-Schein. „Du bist unmöglich!“ Ich küsste sie auf die Wange.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Ich bin nur besorgt um dich, mein Schatz.“

Wieder in meiner Wohnung atmete ich erst einmal tief durch. Am liebsten hätte ich mich mit einem Bier auf das Sofa gesetzt und noch etwas in die Glotze geschaut, aber es gab ja noch einige Dinge, die erledigt werden mussten: Ich entlockte dem Anrufbeantworter erst einmal seine Geheimnisse, die er auch bereitwillig – mittels einfachen Tastendruck – preisgab, Folter war nicht notwendig.
Henry McGregor, der Mann meines Herzens aus Schultagen, teilte mir tonlos mit, dass es mit dem Treffen am Wochenende, wie wir es geplant hatten, schlecht aussehen würde. Er hätte wieder Schmerzen im Bein und würde, wenn diese weiterhin anhalten würden, wohl wieder ins Krankenhaus müssen. Ich konnte mich nur wundern, irgendetwas musste er haben. Die Frage war nur, an welcher Krankheit er nun genau litt.
Zwei Anrufe waren von Juan, im Ersten teilte er mir mit, dass er bei Carmen endgültig ausgezogen sei und bei seiner Mutter Unterschlupf gefunden hätte. Die Informationen waren mir nicht neu, seine Ex-Freundin hatte sie ja bereits mir gegenüber verkündet. In seinem zweiten Telefonat kündigte er eine Überraschung für mich an. Ich war neugierig, wie diese aussehen würde, aber genau so gespannt war ich, wie er auf die Veränderungen in meinem Leben reagieren würde. Er war ja seit Montag im Liniendienst eingesetzt, mein Wechsel in die Geschäftsführung dürfte sich wohl bis zu ihm noch nicht rumgesprochen haben.
Chester, der Vorsitzende der Liga, ermahnte mich, am Samstag pünktlich zu sein. Ich sollte mich um acht Uhr im „kleinen Schwarzem“ in der Frick Collection an der 5th Avenue einfinden. Es würde ein musisch-literarischer Abend werden, ich solle mich überraschen lassen. Das letzte künstlerische Treffen, an dem ich teilgenommen hatte, war ein sogenanntes Mörder-Dinner und wir, die Gäste, mussten der Polizei helfen, den Übeltäter dingfest zu machen. Das Opfer, ein drogensüchtiger Stricher, der als Überraschung aus einer Torte sprang und für das Geburtstagskind, eine fette, alte Dragqueen, strippte, lag fast zwei Stunden nur noch mit Lendenschurz bekleidet – er wurde selbstverständlich erst gegen Ende seiner Showeinlage gemeuchelt – auf dem Boden des gemieteten Restaurants. Dass er, bei der Untersuchung durch den Gerichtsmediziner, eine gewisse Reaktion zeigte, war nur eine der lustigen Episoden dieses Abends.
Beim nächsten Anrufer muss ich erst etwas überlegen, wer da etwas von mir wollte. Aber David Goldenstein würde auf mich bei der Premiere seiner neuen Show im Village verzichten müssen, mein Samstagabend war ja schon verplant.

Bevor ich endgültig den Feierabend einläuten konnte, wollte ich noch meine Mails überprüfen. Während der Rechner hoch fuhr, holte ich mir aus der Küche ein Bier und setzte mich gemütlich vor den Bildschirm. Ich hatte das Bud schon fast zur Hälfte geleert – Winzigweich ist ja nicht gerade das schnellste Betriebssystem – ehe  ich meine Nachrichtenzentrale aufrufen konnte.
Neben den Angeboten von Viagra und Cialis, rassigen Russinnen, die nur auf mich warten würden, wertvollen Anlagetipps für argentinische Staatsanleihen und sonstigem Müll waren nur zwei Nachrichten, die mich wirklich interessierten.

Die eine war von Daniel, der die Videokonferenz für den heutigen Abend absagte, ihm sei etwas „Blondes“ dazwischen kommen. Aber, sozusagen als Trost, schickte er mir einige Aufnahmen von sich, die mir wirklich die Sprache verschlugen. Der Kerl war einfach nur Honig oder der Fotograf einfach nur spitze oder beides!
Ich bedankte mich brav und versprach, mich im Laufe des Wochenendes bei ihm zu melden. Auf einen Anhang verzichtete ich, erotische Fotos von mir besitze ich leider nicht. Ich sollte beizeiten mal welche machen lassen. Die Frage war nur: Wer sollte mich fotografieren?

Die andere war vor meinem Bruder, der sich über die Größe von Lukes Gästezimmer beschwerte, ein Schuhkarton wäre erheblich größer. Aber bei dem Willkommensessen, dass Luke für ihn am Montag veranstaltet hatte, hätte er die Frau seines Lebens kennengelernt. Zwar sei besagte Melissa Samuels noch in einer Beziehung, aber er würde die Sache schon meistern, sonst wolle er nicht mehr Greg heißen. Ich musste grinsen, das war mein Bruder, wie er leibt und lebt. Er schwärmte geradezu von der frischgebackenen Lehrerin, die gerade ihre erste Stelle an einer Grundschule angetreten hätte. Er würde mir in den nächsten Tagen ein Bild und seiner Angebeteten mailen, dann würde ich auch ohne Weiteres erkennen können, dass sie mindestens zehnmal besser aussieht als ihre zehn Jahre ältere Cousine. Ich grübelte etwas, aber besagte Melissa musste demnach mit meiner Schwägerin verwandt sein, denn Virginias Geburtsname war ja auch Samuels. Klein ist die Welt! Aber für eine Frau sieht sie wirklich nicht schlecht aus, zumal ich der Pate ihres dritten Kindes, Philipp Viktor Lensing, mittlerweile vier Jahre alt, bin.
Ich wünschte ihm viel Glück bei der Eroberung der Festung Melissa, warnte ihn aber gleichzeitig vor möglichen Komplikationen, die sich aus ihrem noch bestehenden Beziehungsstatus ergeben könnten. Er solle bedächtig und nicht voreilig vorgehen.

Da ich gerade am Rechner saß, schickte ich noch Sidney Mullingham, dem süßen Steward der Lüfte, eine kurze Nachricht. Wenn er die Episode mal auf etwas breiteren Raum wiederholen möchte, sollte er sich melden, wenn er wieder mal in New York ist.

Ich fuhr den Rechner runter und widmete mich dem Rest in meiner Flasche. Lange würde ich auch nicht mehr machen. In der Flimmerkiste lief ein alter Streifen von Hitchcock. Auch wenn ich den Anfang nicht mitbekommen hatte, wusste ich doch nach zwei Minuten, das ist sich um „To Catch a Thief“ mit Cary Grant und Grace Kelly handelt, dem deutschen Cineasten besser bekannt als „Über den Dächern von Nizza“.
Im Geiste fuhr ich in dem blauen Sunbeam Alpine Mark III Cabriolet über die Küstenstraße mit, hätte jedoch gerne einen anderen Mitfahrer als die spätere Fürstin von Monaco. Während ich auf Cap Ferrat zu steuerte, riss mich das Telefon aus dem schönsten Gedanken. Ich zuckte zusammen. Wer sollte mich um diese Uhrzeit noch anrufen? War etwas passiert? Oma ging es doch gut, als ich sie vor einer Stunde verlassen hatte. War was mit Paps? Hatte er wieder einen Herzanfall? Wie in Trance rannte ich zum Telefon. „Lensing!“

„Hi, Sid here … Sidney Mullingham, the attendant.” Die Stimme klang keck. „I hope I don’t disturb?“

„Hey! No, just watching telly.” Entschuldigung, ich werde mal wieder die deutsche Sprache bemühen, um das Gespräch wiederzugeben.

„Ich habe gerade meine Mails abgerufen und gesehen, dass du deine gerade abgeschickt hast. Da dachte ich, du müsstest noch wach sein. Nur deshalb habe ich jetzt noch angerufen.“ Ich sollte bald mal meine Mail-Signatur ändern!

„Kein Problem, ich zieh mir gerade einen alten Hitchcock rein. Du störst also nicht.“ Den Film kannte ich ja eh schon und Sid als Beifahrer wäre mir sowieso lieber gewesen als die divenhafte Tochter des Bauunternehmers aus Philadelphia.

„Da bin ich ja mehr als beruhigt!“ Er gluckste in den Apparat. „Hätte ja sein können, dass ich dich und deinen Liebsten bei irgendetwas störe.“

„Einen Liebsten gibt es leider nicht, …“ Auch ich giggelte ins Telefon. „Wenn es einen geben würde, dann hätte ich dir weder diese wohl eindeutige Mail geschrieben, noch wäre ich im diese Uhrzeit ans Telefon gegangen.“

„Stimmt auch wieder!“ Er lachte. „Aber was ist mit dem Typen, der mit dir geflogen ist? Ihr wart ziemlich vertraut miteinander …“

„Ach, du meinst Ian?“ Ich grinste vor mich hin. „Er ist … nur ein Arbeitskollege von mir, wir verstehen uns gut … wir waren auf Dienstreise.“

„Ich dachte schon!“ Er atmete tief durch. „Auf dein Angebot würde ich gerne zurückkommen.“

„Wann?“ Abgeneigt war ich nicht.

„Am liebsten heute noch, aber das würde zu spät werden. Die Nacht wird eh ziemlich kurz, ich muss um sieben bereits beim Briefing sein.“ Eine leichte Verärgerung lag in seiner Stimme.

„Schade!“ Aber ein Blick auf die Uhr bestätigte die Unsinnigkeit eines spontanen Treffens, die Zeit würde nur für einen Quickie reichen und darauf hatte ich wirklich keine Lust. „Wann bist du denn mal wieder im Lande?“

„Du wirst lachen, schon morgen Abend.“ Er trank wohl einen Schluck. „Am Samstag geht es dann am späten Vormittag über Milwaukee zurück in die Heimat nach Denver.“

„Zwei Tage hintereinander in der Fremde?“ Ich wunderte mich, denn teure Zwischenübernachtungen vermieden die meisten Fluggesellschaften.

„Normal ist das zwar nicht, aber ich muss Morgen für einen Kollegen übernehmen, der Vater wird …“ Er stöhnte. „Aber es hat noch einen Vorteil, ich werde ab Samstag drei Wochen wieder in meinem eigenen Bett schlafen können. Soll ich dann morgen vorbeikommen oder hast du schon was vor?“

„Geplant habe ich noch nichts, …“ Mein Terminkalender war eh durcheinander. „… muss mich ja erst mal an meine neue Arbeit gewöhnen. Wann bist du dann hier?“

„Rechne mal so acht, halb neun. Soll ich was mitbringen?“ Seine Vorfreude konnte man hören.

„Nö, nur dich und gute Laune. Wir können uns ja eine Pizza bestellen …“ Auf Kochen hatte ich keine Lust. „… ein großer Koch bin ich nämlich nicht.“

„Da haben wir was gemeinsam! Bei mir würde sogar Wasser anbrennen …“ Sid lachte. „Dann sag ich mal bis Morgen. Ich freu mich schon!“

„Nicht nur du!“ Mit einem Lächeln auf den Lippen legte ich auf, der morgige Abend war gerettet.

 

Der erste Teil des Arbeitstages zog sich wie Kaugummi. Ian und ich brüteten über Rhumpsleys Zahlen und versuchten, Licht in das Dunkel zu bringen. Aber nach drei Stunden drehte sich alles, die Ziffern tanzten Salsa vor meinem geistigen Auge. Ich blickte den blonden Buchhalter an und rieb mir meine Schläfen. „Ich glaube, ich brauche eine Pause. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren.“

„Du willst ja nur wieder eine Zigarette …“ Lachte er mich an oder aus?

Ich zuckte mit den Schultern. „Lungenschmacht hab ich eigentlich nicht, …“

„Dann wohl nicht gefrühstückt?“ Er blickte mich leicht besorgt an.

Ich war irritiert, er war ja nicht meine Mutter, die machte sich ja ständig Sorgen, ich würde zu wenig essen. „Doch! Zwei Toast mit Marmelade, einen Kaffee und ein Glas Orangensaft.“

„Bei dem, was du gestern Morgen so alles verdrückt hast, war das ja …“ Er lachte. „… nichts. Wie viel wiegst du eigentlich? 180?“

„Rechne mal fünf mehr!“ Wieso kam ich mir ertappt vor? 185 Pfund sind bei sechs Fuß und etwas mehr als einem Inch noch immer im Rahmen, dick bin ich nicht! Umgerechnet sind das knappe 84 Kilo verteilt auf fast 187 Zentimeter.

Er tippte ein paar Zahlen in den Taschenrechner und schüttelte mit dem Kopf. „Kein Wunder, dass deine Konzentration im Eimer ist: Du liegst nur bei einem Achtel und brauchst was zu Essen!“

Ich schüttelte den Kopf. „Was meinst du damit? Hunger habe ich nicht direkt …“

„Ich habe deinen täglichen Kalorienbedarf ermittelt und den dann ins Verhältnis zu deinem Frühstück gesetzt und raus kam 0,126, also ein Achtel.“

Verwundert blickte ich ihn an. „Seit wann bist du unter die Ernährungsexperten gegangen?“

Er grinste. „Wir hatten beim Football einen Diätcoach, von daher …“ Wie er mir erklärte, besteht der Kalorienbedarf eines Menschen aus einem Grund- und einem Tätigkeitsanteil. Zwar müsste man noch Faktoren für Geschlecht und Alter mit einbeziehen, aber der Grundbedarf errechnet sich nach einer Faustformel aus Körpergewicht in Kilogramm multipliziert mit 24. Zählt man jetzt noch den Bedarf für die Tätigkeiten hinzu, die man täglich so macht, käme er bei mir auf einen Gesamtwert zwischen 2.700 und 2.900. Nach seiner Rechnung hatte ich zum Frühstück weniger als 350 Kalorien zu mir genommen, also viel zu wenig. „Du solltest dir was zum Lunch holen.“

„Kommst du mit?“ Neugierig blickte ich ihn an, denn alleine wollte ich nicht gehen.

Er schüttelte mit dem Kopf. „Danke für das Angebot, aber ich muss ablehnen. Ich will heute Abend noch nach Walkers Mill, ich muss mit Debbie reden … und zwar dringend! So kann es nicht mehr weitergehen.“

„Alles klar, dann gehe ich halt alleine.“ Schmollte ich etwa ob seiner Absage? „Aber ich darf dir jedoch ein Sandwich oder so was in der Art mitbringen? Du sollst mir ja nicht vom Fleische fallen.“

Er lachte. „Tu, was du nicht lassen kannst. Ich werde gleich einen neuen Kaffee für uns aufsetzen, …“

Lächelnd verließ ich mein Büro, in dem wir an dem Zahlenwerk werkelten, und machte mich auf den Weg, mir mein Mittagsmahl zu besorgen. Zwar nötigte mir Elisabeth Willsey, die Vorzimmerdame meines Vaters (und wohl auch meine) noch einige Unterschriften ab, aber nach einigen Minuten war ich dann doch auf dem Hof angelangt. Gegenüber unserem Betrieb lag ein besserer Schnellimbiss, ein Chinese. Zwar nicht gut, aber der einzig erreichbare Laden in der Gegend.
Ich hatte das Firmengelände gerade verlassen und wollte die Straße überqueren, als mich jemand rief. Es war Juan.

Irritation lag in seinem Gesicht. „Was machst du denn schon hier? Ich dachte, wir sehen uns gegen vier im Hotel, wenn ich dir den Großteil der Gäste bringe.“

„Mittagspause!“ Ich schaute auf die Straße. Warum konnte ich nicht in sein Gesicht blicken?

Er wirkte verwundert. „Mittagspause?“

Ich nickte. „Genau! Ich bin gerade auf dem Weg zu Wang. Kommst du mit?“

Er schien zwar verwirrt, aber er folgte mir ohne weitere Aufforderung. Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben hatte, zog er mich am Ärmel. „Gordon? Was ist los?“

Ich schaute ihn zum ersten Mal direkt an, mir wurde leicht flau im Magen. Zwar konnte ich mir denken, welche Gedanken gerade in seinen Kopf wirbelten, aber die Örtlichkeit hier war nicht gerade geeignet, um eine private Auseinandersetzung, die zwangsläufig nötig gewesen wäre, auszutragen. Deshalb versuchte ich, so kurz wie möglich, ihn über die Geschehnisse der letzten Woche in Kenntnis zu setzen. Nachdem ich ihn über die Eskapaden meines Bruders und den daraus folgenden Wechsel in der Firmenstruktur berichtet hatte, blickte ich ihn an. „Tja, jetzt bin ich Assistent meines Vaters.“

„Warum …“ Er blickte mich konsterniert an. „… hast du mir nichts gesagt, mein Engel?“

„Habe ich ja versucht, aber …“ Ich schaute in traurige Augen. „… Carmen sagte mir, du wärst zurück zu deiner Mutter … die Nummer kenn ich leider nicht. Gut, ich hätte dich … eventuell über die Firma finden können, falls die Nummer in deiner Personalakte steht, aber dann kam die Dienstreise dazwischen. Meine Gedanken waren Gott weiß wo! … Ich kann dich nur um Entschuldigung bitten.“

Lag Mitgefühl in seinem Blick? „Kein Thema! Aber wir müssen dringend miteinander reden. Mir brennt so einiges auf der Seele! Das geht …“ Er atmete tief durch. „… uns beide an.“

„Sehe ich auch!“ Ich nahm meine Bestellung entgegen und zahlte. „Wann hast du Zeit?“

„Heute Abend!“ Er lachte mich an. „Ich muss ja nur die Gäste abholen, dann bin ich frei.“

„Sorry, aber ich …“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „… ich bin nicht mehr Herr meiner eigenen Termine. Bin heute bereits ausgebucht und morgen muss ich auf ein Ehemaligen-Treffen … Wir können uns am Sonntagabend treffen, bevor du Montag auf die eigentliche Tour gehst.“

„Dann machen wir das so!“ Er wirkte mehr als konsterniert. „Eine andere Möglichkeit scheint es ja nicht zu geben. Mir ist einiges klar geworden, aber das …“ Seine Stimme stockte. „… das erzähl ich dir dann am Sonntag.“ Er hielt mir die Tür auf, als wir Wangs Laden verließen. Schweigend gingen wir zur Firma zurück, ich war froh, kein Wort mit ihm wechseln zu müssen. Irgendwie wollte ich unserem Gespräch so lange wie möglich aus dem Weg gehen.

Als ich dem Buchhalter die Tüte mit der Frühlingsrolle, die ich ihm mitgebracht hatte, reichte, denn alleine Essen macht ja bekanntlicherweise dick, starrte er mich fast erschreckt an. „Wem bist du denn begegnet? Du siehst so … blass aus.“

Hatte mich das Wiedersehen mit dem Latino doch so mitgenommen? „Juan.“

Er blickte mich neugierig an. „Der Juan? Der Busfahrer, mit dem du ab und an …“

Ich nickte. „Genau der ist mir über den Weg gelaufen. Wir sollten heute eigentlich zusammen auf die kleine Oststaaten-Tour, … aber das hat sich ja jetzt erledigt.“

Er legte seine Stirn in Falten. „Die Tour oder er?“

Seine Frage traf mich wie ein nasser Waschlappen mitten ins Gesicht. Auf Tour gehen konnte ich wegen des neuen Jobs nicht mehr, aber warum sollte sich Juan erledigt haben? Gut, eine Beziehung würde jetzt noch komplizierter werden, aber … wollte ich überhaupt eine Beziehung zu dem Latino? Irgendwie brauchte ich Klarheit meine Gefühlswelt betreffend. „Äh, …. was meinst du damit?“

„Gordon, du hast mir ja so einiges über diesen Juan erzählt, …“ Er blickte mich direkt an. „… hast du dir mal überlegt, dass deine Dreipunktetheorie vielleicht falsch sein könnte? Was wäre denn, wenn diese Carmen schon die ganze Zeit seine Alibifreundin gewesen wäre?“ Er grinste mich an. „Schon daran mal gedacht?“

Ich schüttelte mit dem Kopf, der Gedanke war einfach zu abwegig: Juan ist ein Frauenheld, wie er im Buche steht. Seine Vorliebe für die holde Weiblichkeit hatte er mir gegenüber mehr als einmal zur Schau gestellt. Aber? Gesehen, wie er es mit einer Frau …, hatte ich zwar bisher nicht, aber daran hatte ich ja auch keinen Bedarf. „Und welchen Grund sollte er dafür haben? Er ist Busfahrer, keine Person des öffentlichen Lebens … wie ein angehender Footballstar.“

„Er ist ein Latino, … dem Machismo und dem Katholizismus verpflichtet. In seinem Umfeld sich zu outen, dürfte schlicht unmöglich sein, … fast so wie im Profisport.“ Gut, eine gewisse Logik konnte man seiner Äußerung zwar nicht absprechen, aber das ganze bisherige Verhalten des 28-jährigen nur auf die Herkunft zu reduzieren, war mir dann doch zu einfach.

Ich druckste herum. „Mag ja sein, aber deine Theorie kann doch nicht ganz stimmen: Er lebte ohne Trauschein mit seiner Carmen zusammen. Würde das ein guter Katholik machen?“

„Wäre er Italiener, würde ich dir recht geben.“ Er schmunzelte. „War halt so ein Gedanke, der seine merkwürdigen Reaktionen in letzter Zeit erklären könnte.“

„Stimmt, also werde ich mich Sonntagabend halt überraschen lassen müssen, was er genau auf dem Herzen hat.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Jetzt mache ich mir keinen Kopf darum. Ich will diesen scheiß Bericht fertig kriegen, … der wird uns noch genügend Nerven kosten.“

„Dann lass uns mal weiter arbeiten!“ Ian lachte und wandte sich wieder seinen Rechner zu.

Wir waren um kurz nach sieben die Letzten, die den Verwaltungstrakt verließen. Ich war mehr als froh, nicht selbst fahren zu müssen, der Buchhalter übernahm diesmal den Part des Chauffeurs. Nach meiner Nahrungsaufnahme hatte der Zahlen-Salsa in meinem Kopf zwar aufgehört, aber spätestens dreieinhalb Stunden später begann der Tanz der Zahlen in meinem Kopf dann doch wieder, wenn auch diesmal nur als Langsamer Walzer.
Ich würde sicherlich noch einige Zeit brauchen, um mich an die Anforderungen meines neuen Arbeitsplatzes zu gewöhnen. Für heute jedoch stand für mich eindeutig fest: Der Umgang mit Menschen liegt mir mehr als die trockene Beschäftigung mit Zahlen. Ich fragte mich, wie lange mein Bruder Greg dazu gebraucht hatte. Aber das würde sich alles finden, da war ich mir sicher.

Ian hielt nur kurz vor meiner Haustür, verabschiedete sich, nachdem er mir ein schönes Wochenende gewünscht hatte, mit einem Kuss auf die Wange. In meiner Wohnung angekommen gönnte ich mir erst mal eine ausgiebige Dusche und ein kaltes Bier, der Abend konnte beginnen. Ich freute mich auf ein nettes und kurzweiliges Wochenende.

+++++

Meine Klamotten warf ich achtlos auf den Schlafzimmerboden. Ich wollte nur noch eins, ab unter die Dusche und endlich diese dämlichen die Zahlen abwaschen. Zwar funktionierte das nicht richtig, aber die Dusche tat gut. Ich ließ mir viel Zeit, sowohl bei der äußeren als auch inneren Reinigung. Man konnte ja nie wissen, was der Abend so bringen würde, ich erwartete ja schließlich noch Besuch.
Ich hatte mich gerade abgetrocknet, als es an der Tür klingelte. Verdammt! Mein Timing war auch schon mal besser. Ich schnappte mir meinem Bademantel, zog ihn im Gehen über und drückte den Türöffner. „Achter Stock, zweite Tür links vom Aufzug.“

Keine zwei Minuten später öffnete sich die Fahrstuhltür. Heraus kam ein adrett aussehender Mann, knapp zwei Inches kleiner als ich, blondes, mittellanges Haar, einen Koffer in seiner Hand. „Hi.“

„Come in!“ Ich gab ihm den Weg frei.

Überrascht wirkte er nicht gerade, als er breit grinsend an mir vorbei ging. Sid stellte seine Utensilien im Flur ab und betrachtete mich ausgiebig. „You look gorgeous…“ Ich werde wohl besser mal wieder die Sprache ändern.

„Das kann ich nur bestätigen!“ Ich lachte ihn an. „Möchtest du was trinken?“

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich könnte jetzt ein Bier vertragen, …“

„Kein Problem! Geh ins Wohnzimmer, mach es dir bequem, die Getränke und ich folgen sofort.“ Ich deutete auf den Weg in mein Wohnzimmer.

Er nickte und verschwand hinter der gezeigten Tür, während ich aus dem Kühlschrank zwei Flaschen holte. Es dauerte maximal eine Minute, nicht länger, bis ich sie geöffnet hatte. Fröhlich pfeifend betrat ich mein größtes Zimmer und war erstaunt. Er war wohl von der schnellen Truppe, denn er kam mir im Adamskostüm entgegen. Zwischen seinen Beinen baumelte ein ansehnliches Etwas von knappen sechs Inch, wie ich schätzte, meine Zunge umspielte meine Lippen. „Wow!“

Er lachte. „Danke!“ Sid nahm mir die Flaschen ab, stellte sie auf den Tisch und drückte mich aufs Sofa. Er legte sich auf mich und lies seine Zunge auf Wanderschaft gehen. Als er mir seinen Waschlappen ins Ohr steckte und daran saugte, durchzuckte mich ein wohliger Schauer. Langsam öffnete er mir den Bademantel, glitt an mir runter und begann, meinen Speer zu lecken, um ihn so endgültig aus dem Tiefschlaf zu befreien. Der Mann war wirklich von der schnellen Truppe, ließ nichts anbrennen.
Die Spitze seiner Zunge bohrte sich geradezu in meinen Schlitz, ehe sie ihre Position zugunsten von Orbitalumkreisungen meiner Kuppe veränderte. Er saugte an mir und meinem bestem Stück wie ein Verdurstender in der Wüste. Es war einfach unbeschreiblich.
Die Hände, eben noch mit der Massage meiner Brust beschäftigt, zogen ab in Richtung Becken, um dort, nach kurzer Rast, meine Leisten einer wohligen Druckbehandlung zu unterziehen. Plötzlich, mitten im Saugen und Tasten, ließ er meinen Schaft aus seinem Mund gleiten, stützte sich mit den Händen von meinen Oberschenkeln ab und grinste mich an. „Der macht Appetit auf mehr!“

Sid ging wieder auf Tauchstation, speichelte diesmal Schaft und Beutel ein. Als er dann meine beiden Murmeln auf einmal einsaugte, stockte mir der Atem. Ich war weit entfernt von diesem Planeten, irgendwo in den unendlichen Weiten der Galaxis. Ich griff in seine Haare. „Ja, leck mich!“

„Aber gerne doch!“ Und schon war er wieder mit der Politur meines Schwertes beschäftigt. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, streichelten über meine Oberschenkel. Als er mir dann auch noch meine Kniescheiben massierte, wurde mir schwummerig. Seit wann hatte ich dort erogene Zonen?

„Was … was machst du da? Das ist …“ Ich stöhnte vor Lust. „… geil!“

„Dann warte erst mal, wie du das findest …“ Seine Hände spielten jetzt in meinen Kniekehlen, setzten dort ihre Massage jedoch nicht fort, sondern drückten sie langsam und sanft nach oben. Ich rutschte so leicht nach vorn, näher an ihn heran. Sein Leckorgan glitt über meinen Damm, züngelte intensiv um mein Loch, welches immer noch leicht offen war. Kein Wunder, vor einer Viertelstunde steckte noch ein Duschschlauch dort, wo sich jetzt eine Zunge in mich bohrte.

„Ja, … tiefer … mehr … ja …“ Zu einer klareren Aussage war ich nicht mehr fähig. Als er dann noch einen Finger nahm, um seine Zunge bei ihrem Eroberungsfeldzug zu unterstützen, schalteten meine Sprachzentren komplett ab, nur noch grunzende Laute verließen meinen Mund.

„Da ist wohl jemand beidseitig bespielbar!“ Er grinste mich hämisch an. „Darf man …“

Mein stöhnendes Gewinsel muss er wohl als Zustimmung aufgefasst haben, denn ich spürte plötzlich seinen Stab, wie er durch meine Ritze fuhr. Er hatte kaum angesetzt, da war er auch schon in mir. Ich musste zwar zuerst etwas schlucken, aber der anfängliche Schmerz wich sofort wieder der Geilheit, die mich schon längst übermannt hatte. Normalerweise brauche ich Zeit, um den anderen ganz in mir aufnehmen zu können, aber bei dem Mann aus Colorado war das anders, er parkte sofort ein. Sids bestes Stück war bei Weitem kein kleines Kaliber, aber Länge und Dicke passten wie Faust auf Auge.
Ein verklärtes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er begann, mich Durchzupflügen. Er ließ sich dabei alle Zeit der Welt, Turbolenzen waren ja nicht zu befürchten. Seine langen Stöße waren sanft und gleichmäßig und nicht fordernd und wild, von der Hektik, die beim Akt auf der Flugzeugtoilette herrschte, keine Spur. Ich lag auf dem Rücken, blickte ihn an und genoss einfach nur. Meine Hände, die mit mir spielen wollten, drücke er zurück auf meine Brust. Stattdessen umschlang seine Rechte meinen Sahnespender und bearbeitete ihn im gleichen Tempo, wie er meine Prostata massierte.
In der Zwischenzeit hatte er meine Beine über seinen Schultern gelegt und setzte seine Feldarbeit in mir fort. Dass er mich dadurch in einer meiner Lieblingsstellung vögelte, konnte er nicht wissen. Aber der Flugbegleiter schien diese Stellung auch zu mögen, denn Sid reagierte sofort, als ich einen möglichen Positionswechsel unterband, indem ich meine Kniee fest gegen seinen Hals presste. Er fickte einfach weiter und lächelte mich dabei an.
Aber, wie alle schönen Dinge, war auch diese intime Handlung endlich. Je größer der Glanz in seinen Augen wurde, sein Atemtempo sich steigerte und seine Stöße langsam härter wurden, desto näher rückte auch das unweigerliche Ende. Auch wenn ich gerne noch die eine oder andere Sparringsrunde genossen hätte, aber auch ich bin nur ein Mann. Ich hatte mich ja schon, so gut es irgendwie ging, zurückgehalten, aber nach fast 30 Minuten Schwertpolitur erfolgte auch bei mir die Eruption. Meine Sahne schoss mir bis ans Kinn.
Im Moment meiner ersten Salve pumpte auch der Kellner der Lüfte. Sid ging erst schnaufend ins Hohlkreuz, um, nach ein paar unkontrollierten Zuckungen, auf mir zusammenzubrechen. Ich spürte seinen stoßweisen Atem auf meinem Gesicht. Es entspann sich eine Knutschorgie erster Kajüte. Nach unendlichen Augenblicken hob der blonde Saftschubser den Kopf und grinste mich an.

„Der Ritt hat mir gefallen!“ Das Grübchen auf seiner linken Wange bemerkte ich erst jetzt.

„Nicht nur dir.“ Ich pustete ihn an. „So lange bin ich Ewigkeiten nicht mehr … durchgezogen worden.“

„War mir ein Vergnügen.“ Er erhob sich langsam und griente. „Wir kleben ja fast zusammen.“

Soviel Kleister hatte ich nun auch wieder nicht abgesondert. „Hätte nichts dagegen.“

„Glaube ich dir sofort. Aber … ich würde jetzt gerne erst mal unter die Duschen. Ich müffel und außerdem … will ich dich gleich … also … in mir …“ Er deutete auf seinen Apfelarsch. „… du weißt schon. Von daher müsste ich mal … etwas vorbereiten.“

„Dann mach das! Handtücher sind im Bad, zweite Tür auf der linken Seite. Ich kann derweil ja schon was zu Essen bestellen. Auf was hast du Hunger?“ Ich ging zum Schreibtisch und holte die Werbezettel der Bringdienste.

Sid lachte. „Wenn du eine Mikrowelle hast, brauchen wir nichts zu bestellen. Ich hab für uns je zwei Portionen Flugzeugmampf mitgebracht, einmal Hühnchencurry auf Reis und das andere ist eine Art Boeuf Stroganoff, auf alle Fälle was mit Rindfleisch.“

„Dann nehmen wir das!“ Ich grinste ihn an. „Aber ich warte mit dem Essen, bis du fertig bist.“

„Ok, aber … darf ich später mal an deinen Rechner?“ Er deutete auf den Laptop, der auf dem Tisch stand. „Ich müsste heute noch mal meine Mails checken.“

„Kein Problem. Dann beeil dich mal, ich will nicht so lange mit dem Nachtisch warten.“ Ich lachte ihn an und wir küssten uns, ehe er in die Wasserspiele verschwand.

Ich schaute auf die Uhr, es war Viertel vor Neun. Er hatte mich tatsächlich mehr als eine halbe Stunde durchgenudelt. Die Technik, die er dabei angewandt hatte, war unheimlich sanft und zärtlich, mein Allerwertester brannte überhaupt nicht, obwohl man das hätte erwarten können. Das ich offen wie ein Scheunentor war, war nur natürlich bei einer solche langen Arbeit an den Scharnieren.
Unentschlossen stand ich nackt am Fenster und blickte auf die Brooklyn Bridge, die im Dämmerlicht lag. Sidney war ein Duschsänger, wie ich feststellen musste. Grinsend ging ich zum Schreibtisch und fuhr den Rechner hoch, ich wollte nur ungern Zeit verschwenden, wenn er gleich wieder aus dem Bad kommen würde. Der Laptop ratterte leise vor sich hin. Endlich erschien das Bild von Daniel, ein liegender Akt; ich hatte eins der Bilder, die er mir geschickt hatte, als Hintergrund eingerichtet.
Nachdem auch der Virenschutz seinen Dienst aufgenommen hatte, die Startphase von Winzigweich dauert ja Ewigkeiten, klingelte es plötzlich, nicht an der Tür, sondern im Rechner: MSN meldete sich; Ich hatte irgendwann mal die automatische Anmeldung eingeschaltet. Es war Daniel, der mich da anrief, respektive mir einen Ring über den Teich sandte.

Ich setzte mich und tippte ein kurzes Hallo in den Rechner. Die Antwort kam prompt in Form einer Videoanfrage. Ich nahm, nachdem ich das Headset eingestöpselt hatte, an und kurze Zeit später sah ich das Konterfei des Physiotherapeuten auf dem Bildschirm. Er war wieder einmal im Adamskostüm, grinste in die Kamera. „Hast ja was gelernt und camst nackt mit mir.“

Ich musste lachen. „Stimmt, aber … nackt bin ich ja nicht wegen dir. Ich hab Besuch …“

„Besuch und dann nackt?“ Ein Schmunzeln lag auf seinem Gesicht. „Lass mich überlegen, du … du hattest gerade Sex, du altes Ferkel. Wo steckt der Knabe denn?“

„Unter der Dusche. Er hat sich etwas verausgabt.“ Oder wie sollte man es ausdrücken?

„Dann hast du also die Kiste hingehalten.“ Woher wusste er das?

Ich nickte. „Habe ich. Über eine halbe Stunde …“

„Respekt! Soviel Ausdauer hätte ich euch Amis gar nicht zugetraut.“ Sein Grinsen sprach Bände. „Die US-Boys, die ich kenne, sind da eher von der schnellen Truppe: Rein – Raus – Fertig! Fast so schnell wie die Türken.“

„Da kann ich leider nicht mitreden, außer mit einem Kanadier und einem Austauschstudenten aus England hatte ich noch nie was mit einem Ausländer.“ Wieso wollte ich die USA verteidigen? „Aber du kennst mich noch nicht!“

„Du zählst nicht! Du bist zu dreiviertel Deutsch, …“ Sein Lachen war ansteckend. „… da ist noch nicht alles verloren.“

„Wenn du meinst!“ Fast ein Viertel der US-Amerikaner haben deutsche Wurzeln. „Und was hast du heute Abend so getrieben? Doch nicht etwa den ganzen Abend auf mich gewartet?“

„Nein, mein Süßer! Ich war heute beim Eishockey, beim Heimspiel der Tölzer Löwen. Habe mich dort in den Drittelpausen der Waden der Stürmer angenommen, danach …“ Sein Grinsen wurde breiter. „… hatte ich noch einen speziellen Massagetermin mit einem der Betreuer.“

„Aha! So nennt man das jetzt also.“ Ich lachte. „Und wo ist er jetzt?“

„Daheim bei Frau und Kind! Ist halt eine typische Schrankschwuchtel, die gibt es hier wie Sand am Meer!“ Er schien zu schmollen. „Ich sollte in die Großstadt ziehen, wo man normal leben kann, sich nicht verstecken muss … vielleicht nach München oder …“

„New York? Gute Physiotherapeuten werden auch hier gebraucht.“ Ich lachte in die Optik.

Er schüttelte mit dem Kopf. „Lass mal lieber, die Stadt ist mir dann doch etwas zu groß, vielleicht mal für einen Besuch. Aber dort für immer leben? Du vergisst, ich bin ein Kind vom Lande.“

„War ja nur ein Angebot!“ Ich zuckte mit den Schultern. „Aber mal ganz was anderes: Freut sich Oma schon auf den Indian Summer?“

Er zog die Augenbrauen nach oben. „Noch nicht!“

Ich war erstaunt. „Wie? Sie weiß von nichts? Sie hat dir doch … das Geld …“

„Hat sie. Aber …“ Er lachte. „… ich habe am Dienstag mit meinen Eltern über die Reise gesprochen und wir werden Oma und Opa Morgen an ihrem Ehrentag damit überraschen. Mutter will ihren Bruder ausstechen. Ist so eine Art Familienkrieg, den die beiden führen.“

Die Situation kam mir irgendwie bekannt vor: Auch meine Familie befand sich auf einer Art Kreuzzug. Zwar wollte man keine kleinen Animositäten ausleben, es ging vielmehr um handfeste wirtschaftliche Interessen. Im Prinzip war es aber das gleiche. Deshalb nickte ich nur. „Verstehe! Willst du darüber reden?“

Er wollte. Während er anfing, über den Konkurrenzkampf zwischen seiner Mutter und ihrem Bruder zu berichten, tippte mir jemand auf die Schulter. Mein Flugbegleiter war aus dem Bad zurückgekehrt. „Mit wem redest du denn da ausländisch?“

Ich schreckte zusammen. Auch aus dem Lautsprecher drang die Frage: „Das ist dein Besuch? Der sieht ja gut aus! Für den würde ich auch die Beine breitmachen.“

Zugegeben, ich wurde etwas verlegen. „Darf ich euch bekannt machen? Daniel, das ist Sidney, den ich auf dem Flug nach Milwaukee kennengelernt habe und Sid, das ist Daniel, ein Freund von mir aus Deutschland.“

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Die beiden sagten sich tatsächlich Hallo. Die Szenerie hatte wirklich etwas Surreales an sich: Zwei nackte, wildfremde Menschen begannen, via Videokonferenz miteinander zu reden und zwar über mich. Dass ich direkt danebensaß, schien sie keineswegs zu stören. Das Gegenteil war eher der Fall, ich kam mir irgendwie überflüssig vor. Gut, ab und an fungierte ich noch als Dolmetscher, eine andere Rolle traute man mir wohl nicht zu.
Im Verlaufe des Gespräches, das die beiden miteinander führten, bat Daniel den Kellner der Lüfte, sich einmal gänzlich zu präsentieren. Sid, der bis zu besagter Aufforderung auf meinem Schoss saß, erhob sich und präsentierte sich vor der Kamera. Man sah es, es machte ihm eindeutig Spaß, sich zu exhibitionieren.
Die Fäden hielt eindeutig der Mann aus Oberbayern in der Hand. Er gab die Regieanweisungen. Sid bewegte und agierte nach den Wünschen dieses geilen Luders aus den Bergen. Sogar den Blickwinkel der Webcam bestimmte er. Was hatte der Enkel von Opa Friedrich vor? Es machte auf jeden Fall Spaß, der Saftschubse bei ihrer Solonummer zuzuschauen. Während er seinen Hintern der Kamera entgegenstreckte und lasziv damit wackelte, küsste er mich leidenschaftlich.
War es eine Anweisung von Daniel oder nahm der Flugbegleiter das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand? Ich weiß es nicht, ich erinnere mich nur, das Sid mich aus meinem Bürosessel, indem ich es mir bequem gemacht hatte, zog und mich näher zum Laptop dirigierte. Er hantierte etwas am Bildschirm, wollte so wohl einen besseren Winkel für die eingebaute Kamera erreichen. Nach einem Blick auf den Monitor grinste er zufrieden.
Der Blonde ging auf die Kniee, zog mich zu sich heran und begann, sich mit dem kleinen Gordon intensiv zu beschäftigen. Er blies mich ziemlich gekonnt an und mein bestes Stück zeigte binnen Minutenfrist alle Eigenschaften vollster Einsatzbereitschaft. Während der Steward an mir nuckelte, blickte ich auf dem Rechner. Der geile Daniel hatte sich in der Zwischenzeit augenscheinlich einen Plug reingeschoben und polierte gerade sein Schwert. Ich beneidete ihn um seine lange Vorhaut. Wie die meisten männlichen Amerikaner war ich beschnitten.

Plötzlich ließ er von mir ab. „Ich muss noch mal ins Bad.“ Grinsend erhob er sich und verschwand.

„Beeil dich!“ Mittlerweile war ich wieder rattig bis in die Haarspitzen.

„Was ist los?“ Der Bajuware meldete sich via Lautsprecher.

Ich blickte wichsend in die Kamera. „Er ist mal kurz im Bad.“

„Dann ist ja gut.“ Auch er unterbrach seine Politur nicht.

Der Kellner der Lüfte stürmte wieder ins Zimmer und umarmte mich. „Back again.“

Wild knutschend tasteten wir uns gegenseitig ab. Meine Hände wanderten langsam seinen Rücken abwärts, blieben auf seinen Hintern liegen und spielten mit den Bäckchen. Ich musste grinsen, er hatte wohl ziemlich tief in die Gleitcremedose gegriffen. Seine Haut dort unten war glitschig wie eine Eisbahn, man glitt fast ins Tal der Könige. „Ferkel!“ Warum flüsterte ich?

„Ich will dich jetzt in mir haben!“ Ob Daniel das mitbekam, kann ich nicht sagen, so gut ist das eingebaute Mikrofon auch wieder nicht. Der geile Saftschubser entzog sich urplötzlich meiner Umarmung und stürzte sich auf dem Schreibtisch ab. Sein Hinterteil streckte er mir entgegen und meinte nur: „Fick mich endlich!“

Was sollte ich machen? Rattig war ich ja, aber wollte ich ihn auch vor laufender Kamera nehmen? Sex ist eigentlich eine Sache, die nur die unmittelbar Beteiligten angeht, keinen Dritten. Gut, wenn ich mich in der Sauna oder im Park auf ein diesbezügliches Intermezzo einlasse, muss sich mit Zuschauern rechnen, aber hier in meiner eigenen Wohnung? Ich war hin- und hergerissen. Vor mir ein nackter Arsch, der nur darauf wartete, beglückt zu werden. Aber dieser Hintern befand sich genau im Blickwinkel einer Kamera, der intime Moment würde zwangsläufig an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Sollte ich wirklich?
Als Sid, gebückt wie er war, auch noch seine Backen langsam auseinanderzog und so sein Loch offenlegte, ich Anfeuerungsrufe aus Oberbayern aus den Lautsprechern vernahm, konnte ich nicht anders. Wie ferngesteuert näherte ich mich ihm, fuhr mit meiner Kuppe durch sein Tal und stieß zu. Er musste wirklich in die Gleitgeldose gefallen sein, denn ohne Widerstand zu spüren, drang ich komplett in ihn ein, meine Eier klatschten auf die Seinen. Ein lautes Ja war zu vernehmen. Kam es aus dem Laptop oder von dem Manne vor mir? Ehrlich gesagt, es war mir egal! Ich wollte ihn und er wollte mich in sich haben, also tat ich ihm den Gefallen. Den Zuschauer, der die ganze Situation beobachtete, klammerte ich einfach aus.
Langsam zog ich mein bestes Stück wieder aus ihm heraus, nur noch meine Eichel wurde von seinem Muskel umschlungen. Ich wartete einen Moment, ehe ich den zweiten Kolbenhub ausführte. Sidney stöhnte. Der Rückweg war diesmal nicht ganz so lang, ein Drittel von mir verharrte in ihm. Dafür war die Pause kürzer und der Vorwärtsdrang größer. Er jaulte auf, ich hatte ihn jetzt da, wo ich ihn hatte haben wollen. Ganz behutsam steigerte ich mein Tempo, er keuchte stöhnend.
Ich suchte sein Anhängsel, der Vorsaft tropfte nur so aus ihm heraus. Während Klein-Gordon seinen Schließmuskel stimulierte, beschäftigte sich meine Rechte mit dem Schwellkörper des Flugbegleiters. Sid wand sich zwar wie ein Aal, aber groß bewegen konnte er sich nicht. Seine Hände umklammerten die Schreibtischkante und er brauchte beide Arme, um meine wilder werdenden Stöße abzufangen.
Ich warf einen Blick auf den Monitor. Auch in Bad Tölz wurde gerubbelt, was man reiben konnte. Eine Hand bearbeitete seinen Fahnenmast, die andere war mit einem Dildo beschäftigt, der plötzlich in ihm steckte. Wann hatte Daniel die Gerätschaften getauscht? Ich hatte es nicht mit gemerkt, aber es war mir eigentlich auch egal. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem willigen Hintern vor mir und nicht dem Zuschauer jenseits des Atlantiks.
Mein Atem wurde schneller, auch Sid hechelte wie ein reudiger Straßenköter. Ich warf noch einmal einen kurzen Blick auf das Display des Laptops, auch in den Bergen schien man sich zu winden und kurz vor der Explosion zu sein. Undefinierbare Geräusche drangen aus den Lautsprechern, die für diese Art der Konversation eindeutig zu unterdimensioniert waren. Aber, wie durch ein Wunder, kamen alle drei gemeinsam, auch wenn über 6.000 Kilometer zwischen uns lagen.

Nach einem langen Kuss, etwas Zeit zum Sammeln brauchten der Saftschubser und ich dann doch, gingen wir zurück in die Ausgangsposition. Wie selbstverständlich hockte sich Sid auf meine Oberschenkel und legte mir seinen Arm um meine Schulter. Dass meine Sahne langsam wieder aus ihm herauslief, war nur ein kleiner Schönheitsfehler.

„Wow, die Show war fantastisch.“ Daniel lachte. „Allerdings an der Kameraführung müsst ich noch arbeiten. Die Perspektive war etwas … einseitig.“

„Haha, selten so gelacht, du Arsch!“ War ich wütend? „Du kannst ja beim nächsten Mal vor Ort den Aufnahmeleiter spielen.“

Wir frotzelten noch eine Weile und beendeten dann die Videokonferenz mit der alten Welt, mein Saftschubser und ich bekamen Hunger. Das Flugzeugmahl konnte man essen, aber geschmacklich rangierte es auf unterer Stufe, kein Wunder, Sid arbeitete bei einer Billig-Airline. Der Rest des Abends verlief angenehm harmonisch, auch wenn wir vor dem Aufsuchen des Schlafzimmers keinerlei Körperflüssigkeiten mehr austauschten, von einigen Zungenküssen mal abgesehen.
Sidney war ein Frühaufsteher, als ich mich am nächsten Morgen noch einmal umdrehen wollte, hatte er längst schon das Frühstück zubereitet. Normalerweise verdrücke ich meinen Toast stehend in der Küche, er aber hatte den Esstisch im Wohnzimmer feinsäuberlich gedeckt. Soviel Luxus in meiner eigenen Wohnung gönnte ich mir selten, nahm ihn aber dankbar an, zumal er sich auch um das Abräumen kümmerte. Was meinte er? Zuhause würde er das auch so machen, die Wohnung immer ordentlich verlassen, man wisse in seinem Job ja nicht, wann man wiederkäme. Essensreste auf dem Tisch sehen nach drei Tagen Abwesenheit nicht gerade appetitlich aus.

Den Rest des Vormittags und fast den ganzen Nachmittag verbrachte ich am Rechner und arbeitete am Dossier über Rhumpsley Travel. Auch wenn es mir am Anfang noch etwas schwer fiel, aber langsam fand ich den wissenschaftlichen Arbeitsstil, den ich während des Studiums so gehasst hatte, wieder. Ich bin doch eher der Praktiker als der im wissenschaftlichen Elfenbeinturm sitzende Theoretiker.

Gegen drei Uhr verließ ich kurz meine Behausung, der Vorrat an Glimmstängeln ging zur Neige und fachwissenschaftliches Arbeiten ohne Nikotinzufuhr? Undenkbar! Der Gang in den Zigarettenladen war ziemlich erfrischend, wenn man das so sagen kann. Ich war mehr als froh, als ich die Haustür wieder aufschließen konnte, denn die Temperaturen waren eindeutig zu kalt für die Jahreszeit. Oder lag es daran, das ich nur im T-Shirt und ohne Jacke das Haus verlassen hatte?

In meinem Briefkasten befand sich nur Werbung, die sofort in den Mülleimer flog, als ich zurück in meiner Wohnung war. Gleiches Schicksal erlitt auch der größte Teil meines elektronischen Postfachs, allerdings wanderte dieser in die virtuelle Mülltonne. Nur eine Mail von Greg, in der er mir mitteilte, dass er heute Abend mit seiner Flamme Melissa ausgehen würde, überlebte die Säuberungsaktion. Er schien wirklich in Virginias Cousine verliebt zu sein.
Ich fragte mich, ob der Plan des Küchenkabinetts tatsächlich aufgehen würde, aus dem umtriebigen Frauenflachleger ein zahmer Stubenkater zu machen. Für eine endgültige Antwort war es eindeutig zu früh, denn so schnell kann ein Mensch sich nicht ändern, jedenfalls nicht grundlegend. Eine Wandlung vom Saulus zum Paulus dauert halt seine Zeit, besonders wenn Saulus den Namen Gregory William Lensing trägt.

Gegen kurz nach sechs, ich wollte gerade ins Bad, um mich langsam fertigzumachen, klingelte Mutter durch. Sie erinnerte mich an das morgige Mittagessen und ich solle an meine Wäsche denken. Auch wollte sie wissen, was ich heute Abend noch vorhätte. Aber das konnte nicht der eigentliche Grund ihres Anrufs gewesen sein, da war ich mir sicher. Fast beiläufig erkundigte sie sich, ob ich etwas von meinem Bruder gehört hätte.
Als ich ihre Frage bejaht hatte, wusste ich, ich hatte einen großen Fehler gemacht, denn sie bohrte sofort nach. Als ob ihr Seelenheil davon abhängen würde, wollte sie unbedingt erfahren, was Greg mir über besagte Melissa geschrieben hätte. Warum sind Mütter immer nur so neugierig?

„Mum, ich weiß auch nur, dass er sie nett findet, aber sie hat einen Freund. Von daher …“ Ich war genervt. „… kann ich dir auch nicht mehr sagen, als du schon weist.“

„Hat Greg denn keine Andeutungen gemacht?“ Mütter!

„Nein, hat er wirklich nicht. Aber wie ich meinen Bruder kenne, wird er sicherlich versuchen, bei ihr zu landen.“ Ich atmete tief durch. „Wenn du mehr wissen willst, frage ihn doch bitte selbst. Ich bin ja nicht dabei und halte die Lampe, wenn er …“

„Gordon, du bist wie dein Vater! Richard macht sich auch keine Sorgen, aber es geht um deinen Bruder …“ Was wollte sie mir eigentlich damit sagen?

„… der ein erwachsener Mann ist und eigentlich wissen sollte, was er tut. Aber ich kann dich beruhigen …“ Ich versuchte es jedenfalls. „… wenn Brüderchen keine Erfolgsaussichten sieht, wird er ziemlich schnell die Segel streichen und zur nächsten Blume fliegen.“

Sie seufzte. „Das ist es ja, was mir Angst macht.“

„Mama, lasse die Zwei doch heute in Ruhe Essen gehen und dann werden wir ja sehen, ob mehr daraus wird oder ob das Ganze im Sand verläuft.“ Ich überlegte kurz. „Irgendeine kluge Frau hat mir einmal gesagt, man soll sich um ungelegte Eier keine Sorgen machen, das würde nur graue Haare und unnötige Falten geben.“

„Welches Weib war das denn?“ Neugierig war sie überhaupt nicht.

„Meine Großmutter, die zufälligerweise auch deine Mutter ist, Mutter.“ Ich grinste ins Telefon.

„Ich fasse es nicht! Habt ihr euch alle gegen mich verschworen?“ Sie wirkte etwas niedergeschlagen. „Wir sehen uns dann morgen und viel Spaß auf deiner Vernissage. Mach du mir wenigstens keine Sorgen, mein Kleiner.“

„Mache ich, Mutterherz, mache ich.“ Ich legte auf und atmete erst einmal tief durch.

 

Besagte Vernissage am Central Park East, als musisch-literarischer Abend angekündigt, entpuppte sich als größtes Fiasko in der Veranstaltungsgeschichte der Liga. Was hätte man nicht alles in diesen Räumen veranstalten können? Unter den Bildern von Bellini, Tizian und Veronese ein Renaissance-Gelage im Stile des Decamerone von Boccaccio mit entsprechender Tafelmusik oder spanische Gitarrenklänge und Tapas zu den Gemälden von Goya, El Greco und Velázquez.
Aber uns wurde anderes zugemutet! Im Fragonard-Saal der Frick Collection, in dem das Liga-Treffen abgehalten wurde, erfreute eine Band aus Harlem unsere Ohren mit Sprechgesang: Romeo und Julia als Rap-Version. Wirklich (k)ein Vergnügen. Zwei Kellner in zerschlissenen Latzhosen und dreckigen T-Shirts reichten kleine Häppchen und eine abgehalfterte Bardame schenkte einfachen Landwein aus.

„Chester, mein Engel, kannst du mir bitte einmal verraten, was wir hier machen?“ Ich blickte meinen Stehplatznachbarn an, denn Tische gab es nicht. „Ich komme mir vor, als wäre ich im falschen Film.“

Der Angesprochene augenscheinlich auch nicht gerade amüsiert über das, was uns da geboten wurde. „Gordon, unter dem Motto habe ich mir auch etwas anderes vorgestellt, gerade hier im Fricks. Aber das kommt davon, wenn man Leute wie Oliver Weston einen solchen Abend organisieren lässt: Städtische Angestellte haben keinen Geschmack.“

Oliver ist Abteilungsleiter im Rechnungshof der Stadt New York, zuständig für Polizei und Feuerwehr und deren Budgeteinhaltung. „Und wie kommt der an die Fricks Collection? Das ist doch eine ganz andere Liga?“

„Ich glaube, ein Patenonkel von ihm ist Leiter der angeschlossenen Bibliothek. Aber genau kann ich dir das auch nicht sagen.“ Chester zuckte mit den Schultern. „Oliver wollte ja in den Vorstand, aber das kann er sich nach dem heutigen Abend abschminken, so viel steht fest!“

Ich musste grinsen, die letzten Vorstandswahlen der Liga fanden in Reagans erster Amtszeit statt, wenn die Gerüchte stimmten. „Naja, aber er hat sich wenigstens bemüht. Zwar erschließt sich mir nicht die Gesamtkonzeption des Abends, aber … die Bilder sind doch wundervoll, oder?“

„Das stimmt zwar, aber … noch so einen Reinfall wie heute? Dann können wir unsere monatlichen Treffen einstellen, es wird niemand mehr kommen.“ Der Millionenerbe schien angespannt zu sein. „Wie würdest du so einen Abend gestalten?“

Ich überlegte kurz. „Kommt auf den Termin und das Budget, das ich zur Verfügung habe, an.“

Ohne mit der Wimper zu zucken, meinte er lapidar: „10.000 und der letzte Samstag im Oktober.“

„Oktober? Da kann man Aktivitäten in der freien Natur vergessen, … wir buchen den Konzertsaal an der Columbia und lassen uns vom New York City Gay Men's Chorus ein Privatkonzert geben, dürfte so knapp 1.000 kosten, 4.000 für Fingerfood und Getränke und am Ende überreichen wir einen Scheck über 5.000 für deren Teilnahme an den Gay Games in Köln im nächsten Jahr.“ Ich holte tief Luft. „Wir haben einen schönen Abend, unterstützen die Community und kommen darüber hinaus auch noch in die Presse. Was wollen wir mehr?“

„Du erstaunst mich! Noch eine andere Idee?“ Chester wurde neugierig.

Ich nickte. „Ich habe vor Kurzem etwas über einen schwulen Eiskunstläufer gelesen, der hier trainiert. Wir mieten uns eine Eishalle, schnüren uns die Schlittschuhe an die Füße, drehen ein paar Runden, nehmen einen kleinen Imbiss und schauen uns dann seine Kür an. Der Rest vom Budget wanderte dann in seine Unterstützungskasse. Hat den gleichen Effekt.“

„Du bist ein Fuchs.“ Er lachte mich an. „Ich glaube, wir sollten das Ganze etwas intensiver beim Essen besprechen. Von den Minipizzen hier bekomme ich nur Sodbrennen. Kommst du?“

Wir waren zwar die Ersten, die den Tempel der Kunst verließen, aber wir gaben wohl den Startschuss zum allgemeinen Aufbruch. Während wir auf Chesters Fahrer warteten, verließ fast die Hälfte der Anwesenden das Museum und wünschte uns noch einen schönen Abend. Wir fuhren ins Casa Pietro. Das Essen war wirklich hervorragend, der Wein ebenso. Der Abend fand so doch noch einen angenehmen Ausklang und italienische Arien, auch wenn sie von Kellnern vorgetragen werden, klingen einfach besser als ein gerappter Shakespeare.

Chester ließ es sich nicht nehmen, nach dem opulenten Mahl auch noch für meinen Rücktransport zu sorgen. Sein Fahrer setzte mich gegen Mitternacht an meiner Wohnung ab und ich war, ehrlich gesagt, froh, wieder in meinen eigenen vier Wänden zu sein. Ich stellte den Wecker auf 10 Uhr, das sollte reichen, um frisch gewaschen und geduscht pünktlich an der elterlichen Tafel zu sitzen.
Im Nachtprogramm begann gerade die tausendste Wiederholung von Casablanca. Ein paar Minuten folgte ich der Liebesromanze zwischen Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, aber noch vor dem berühmten „Play it again, Sam“ schlummerte ich auf dem Sofa ein. Ich hätte doch nicht so viel Wein bei dem Italiener trinken sollen. Gegen vier wurde ich wach und wechselte verkatert die Liegefläche, im Bett schläft es sich halt doch bequemer.

Geweckt wurde ich durch das Telefon. Schlaftrunken tastete ich nach dem Mobilknochen. „Lensing.“

„Endlich meldest du dich!“ Was wollte meine Mutter denn?

„Hab ich verschlafen?“ Ich schaute auf den Wecker, das Display zeigte 08:03. „Mum, du bist zwei Stunden zu früh.“

„Du musst sofort kommen. Es ist was passiert!“ Ihre Stimme überschlug sich. „… Krankenhaus …

Ich war plötzlich hellwach, „Was ist los? Ist was mit Oma? Oder Paps?“

„Denen geht es gut, aber dein Bruder …“ Sie schluchzte, war nicht mehr zu verstehen.

Mein Vater übernahm das Gespräch. „Greg ist gestern zusammengeschlagen worden und liegt jetzt mit gebrochenem Kiefer im Krankenhaus.“

Hätte ich nicht gelegen, ich hätte mich setzen müssen. „Wie ist denn das passiert? Er wollte doch mit dieser Melissa zum Essen …“

„Waren sie wohl auch.“ Dad wirkte leicht verstört. „Die Beiden sind dann noch in eine Bar und da …“

„Lass mich raten: Greg traf auf den Noch-Freund seiner Herzdame, es kam zum Streit …“ Ich kannte doch meinen Bruder. „… und in dem Hahnenkampf der beiden liebeskranken Gockel ist Gregs Kiefer auf der Strecke geblieben.“

Mein alter Herr wirkte angespannt. „So ähnlich hat es Luke auch gesagt.“

Ich grübelte. „Und was machen wir jetzt?“

„Deine Mutter und Oma fliegen übermorgen zu deinem Bruder …“ Er atmete tief durch. „… und du wirst heute Nachmittag noch nach Boston …“

„Bitte? Soll ich ihm sein Händchen halten?“ Ich war verdutzt. „Oder ihn füttern?“

„Junior, du eignest dich nicht als Krankenpfleger. Du musst die Sondertour für ihn übernehmen, wir dürfen das Geschäft nicht schleifen lassen …“ Paps war wieder ganz Geschäftsmann.

Warum muss ich immer für Greg die Kastanien aus dem Feuer holen? Ist das die Aufgabe von kleinen Brüdern? „Dad, und was ist mit Rhumpsley?“

„Der kann warten und außerdem kann sich Ian Macgregor erst einmal darum kümmern.“ Mein alter Herr war schon immer praktisch veranlagt. „Jetzt geht das Tagesgeschäft vor.“

Ich stöhnte. „Ich werde dann mal packen.“

Ich ergab mich meinem Schicksal. Die nächsten Aktivitäten erfolgten fast mechanisch: Ich holte den Koffer aus der Abstellkammer und fing an, Sachen für die nächsten zwölf Tage zusammen zu suchen. Zwischenzeitlich kochte ich Kaffee, verdrückte zwei Scheiben Toastbrot, schmiss mir eine Ladung Wasser ins Gesicht, um danach die Klinge zu schwingen sprich mich zu rasieren. Nebenbei sagte ich sämtliche Termine für die nächsten Tage ab, aber bei den meisten Angerufenen erreichte ich entweder nur die Mailbox oder den Anrufbeantworter, es war eindeutig zu früh.

Gegen kurz nach zehn klingelte erneut das Telefon. „Lensing.“

„Hier auch.“ Mein Vater war am anderen Ende der Leitung. „Junior, wie weit bist du?“

„Fast fertig!“ War ich ja auch tatsächlich, denn zwei Stunden vor dem Aufstehen hatte ich schon Höchstleistungen vollbracht. „Ich muss noch die Unterlagen zusammenpacken und dann duschen.“

„Gut, dein Flieger geht um zwei, Luke wird dich dann vom Flughafen abholen und ins Hotel bringen, sein Gästezimmer es ja noch okkupiert.“ Es entstand eine Pause, Mutter flüsterte ihm anscheinend etwas zu. „Ich bin dann um kurz nach elf bei dir, wir essen heute früher. Und …“

Was wollte er jetzt schon wieder? „Ja?“

„Danke Junior!“ Er legte auf.

Die Atmosphäre beim vorgezogenen Mittagessen war mehr als merkwürdig, wenn man das so sagen kann. Eine Mischung aus mütterlicher Sorge und väterlicher Notfallplanung lag in der Luft. Ich versprach den weiblichen Mitgliedern der Familientafel, heute noch Greg im Krankenhaus zu besuchen. Ich glaubte zwar nicht, dass er viel mit mir reden würde, ein gebrochener Kiefer ist hierbei ja auch eher hinderlich. Paps musste ich zusagen, mich besonders gut um die Gäste der Sondertour zu kümmern, sie sollten ja unsere Reisen im nächsten Frühjahr intensivst bewerben.
Gegen halb eins drängte mein Produzent zum Aufbruch. Zwar mussten wir nur nach La Guardia, also nur einmal um die Ecke, aber ich hatte ja einiges an Übergepäck und das kann manchmal zu kleinen Schwierigkeiten führen. Ich war nur froh, dass meine Damen nicht mitfahren wollten, auf eine tränenreiche Abschiedsszene hatte ich keine Lust.

Die Fahrt verlief relativ ruhig, zum einen war wenig Verkehr auf den Straßen, zum anderen sprach mein Vater kaum ein Wort. Er hatte wohl genug mit sich selbst zu tun. Mir war es recht, denn auch ich hätte nicht so recht gewusst, was ich ihm hätte sagen sollen. Die Situation war eh schon verfahren genug.

Mit einem komischen Gefühl im Magen betrat ich das Terminal. Der Schalter war schnell gefunden und, während ich in der Schlange stand und wartete, um einzuchecken, grübelte ich über mein Leben und die Überraschungen, die es mir in den letzten Tagen gebracht hatte. Machen konnte man nicht viel, man konnte es nur hinnehmen. Ich atmete tief durch und sprach zu mir selbst: „Was soll‘s!“
Werde ich alt? Selbstgespräche, so hatte ich es einmal gelesen, sollen ja ein untrügliches Zeichen hierfür sein. Egal, ich würde jetzt das wieder machen, was ich in den letzten Monaten schon gemacht hatte und das würde ich, wie immer, gut machen. Der Job als Assistent meines Vaters würde halt noch etwas warten müssen. „Boston! Here I come!“

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